Landkreis Landshut
Dobrindt: „Vorteile überwiegen die Mehrkosten“
22. September 2017, 12:10 Uhr aktualisiert am 22. September 2017, 12:10 Uhr
„Wir wollen die Akzeptanz stärken“, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am Donnerstagnachmittag im Rathaus in Essenbach. Er hatte eine frohe und langersehnte Botschaft mitgebracht: Der vor allem von den Anwohnern in Ohu geforderte Deckel soll kommen: Der 320 Meter lange Tunnel soll ins Planfeststellungsverfahren mitaufgenommen werden.
„Das ist jetzt die Sahnehaube für die B15 neu“, freute sich Bundestagsabgeordneter Florian Oßner, nachdem der Bundesverkehrsminister die frohe Botschaft verkündet hatte. Oßner hatte zuvor die Entwicklung zur B15 neu bis Essenbach und auch die Pläne für den nächsten Bauabschnitt geschildert. Er ließ nicht aus, dass es vor allem auch mit den Anwohnern viele Diskussionen gab. Im Dialogforum habe man die anfänglich 14 Varianten auf jetzt noch drei im Raumordnungsverfahren reduziert.
Doch an diesem Donnerstag ging es vor allem um die ersten 320 Meter für den geplanten nächsten Abschnitt der B15 neu, der den Ortsteil Ohu zerschneidet und so nahe, wie nirgendwo sonst entlang der Trasse, an Wohnbebauung vorbeiläuft. Marktgemeinderäte, Ortsverbände der Parteien und etliche Bürger kämpften zuletzt vehement für eine Einhausung der B15 neu. Auch Oßner erklärte beim Termin mit dem Verkehrsminister noch einmal die Vorteile einer solchen „Abdeckelung“: Der Ort würde nicht zerschnitten, die Anwohner wären besser vor Lärm geschützt, auch Natur und Landschaft wären besser geschützt, der Deckel wäre ein geringerer Eingriff ins Grundwasser, und auch die Bau- und Kostenrisiken würden vermindert, da weniger tief ins Grundwasser eingegriffen werden muss. Durch eine Lösung ohne Deckel wäre wegen des Auftriebs mehr Gewicht durch eine dickere Bodenplatte nötig. „Der Ballast im Deckel ist um 70 Prozent effektiver als in der Sohle“, erklärte Oßner weiter. Außerdem wäre ein geschlossener Rahmen auch stabiler, die Bauteile können geringer dimensioniert werden, man bräuchte weniger Beton und Baustahl. Zu guter Letzt würde eine Einhausung auch für eine bessere Akzeptanz des Projektes sorgen, schloss Oßner. Die Mehrkosten für den Bau lägen bei 800 000 Euro, die Kosten für Unterhalt lägen bei 100 000 Euro pro Jahr. Mit einem Bild der B11 bei Deggendorf mit einem ähnlichen Tunnel – der sich mit Bäumen bepflanzt gut in die Natur einfügt – schloss er seine Ausführungen.
Dann ergriff Dobrindt das Wort und sorgte für Aufatmen bei den Zuschauern. „Ich werde veranlassen, dass der Tunnel, und wir sprechen bei diesem Deckel faktisch von einem Tunnel, in das Planfeststellungsverfahren aufgenommen wird.“ Die Reaktionen: Oßner freute sich über die besagte Sahnehaube ebenso wie Bürgermeister Dieter Neubauer, und auch von den Zuhörern kam Applaus. Dabei handelte es sich um Marktgemeinderäte der CSU-Fraktion, die zufällig im Rathaus tagten, und sich natürlich den Bundesverkehrsminister nicht entgehen ließen. Als Dobrindt fragte, ob sie ihm weitere Aufträge mit auf den Weg geben wollten, ergriff Max Wimmer das Wort und berichtete von dem langwierigen Kampf für die Einhausung. „Man hätte es sich auch leichter machen können“, sagte er, obwohl er sich natürlich freute. Karl-Josef Wenninger berichtete von harten Diskussionen im Gemeinderat. Am Ende hätte man aber in den Stellungnahmen zur B 15 neu auf Kooperation und nicht auf Konfrontation gesetzt. Dafür gab es Lob vom Minister.
Weiterhin gab es Fragen nach der Zeitspanne, bis wann mit der Umsetzung zu rechnen ist. Derzeit läuft das Raumordnungsverfahren. Mit dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens rechnet Manfred Dreier vom Staatlichen Bauamt Anfang nächsten Jahres. Ein solches Verfahren dauere in der Regel an die zwei Jahre und dann hänge es davon ab, ob gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt wird. Doch durch den Tunnel werde die Akzeptanz höher, ist sich Dobrindt sicher.
Interessant war auch noch eine Nachfrage an Michael Köstlinger von der Autobahndirektion Südbayern, die für den B15 neu-Abschnitt Ergoldsbach-Essenbach, der momentan gebaut wird, noch zuständig ist. Der angestrebte Fertigstellungstermin im Jahr 2019 wird wohl nicht zu halten sein, räumte er ein. Der Grund dafür sind vertragliche Differenzen mit der ausführenden Baufirma. „Wir werden sicher ins Jahr 2020 reinkommen“, sagte er gegenüber der LZ. Eine neue Jahreszahl für den Fertigstellungstermin wollte er aber nicht nennen. Den nächsten Bauabschnitt werde das aber nicht beeinträchtigen, versicherte Köstlinger. Das wird unabhängig voneinander gesehen.