Auslandsblog
Spanische Tänze und Kaffeespezialitäten
19. März 2014, 10:58 Uhr aktualisiert am 19. März 2014, 10:58 Uhr
In Zusammenhang mit einer Sprachreise erkundete ich für sechs Wochen Andalusien. Dabei entstand dieser Reiseführer. Er ist in vier Teile gegliedert. Heute habe ich Landestypisches und ein paar Reisetipps für euch zusammengestellt.
Zum Frühstück nur Kaffee
Beginnen wir am Morgen: Ein spanisches Frühstück fällt im Normalfall eher spärlich aus. Oft ist es einfach nur ein Kaffee, nichts weiter. Aber Kaffee-Trinken in Andalusien hat es in sich und wird häufig als Postkartenmotiv ins Lächerliche gezogen. Es gibt ein beträchtliches Angebot an verschiedenen Kaffees in der Speisekarte jedes Lokals, das etwas auf sich hält. Was Touristen gerne verwirrt, ist an sich recht einfach: Wen es nicht stört, ob minimal mehr oder weniger Milch in seinem Kaffee ist, kann sich völlig willkürlich aussuchen, welchen er möchte. Denn die verschiedenen Kaffeespezialitäten unterscheiden sich nur durch ihren Milchanteil. Zum Kaffee bestellt man am besten Churros. Das sind Fettgebäckstangen, die in den Kaffee oder gerne auch in heiße Schokolade gedippt werden. Sie werden manchmal zum Frühstück, aber auch zu jeder anderen Tageszeit verzehrt. Wer relativ günstig und gemütlich essen will, nimmt Tapas. Tapas können alles Mögliche sein: von Oliven über belegte Brötchen bis Fisch oder Fleisch. Immer aber werden sie in kleinen Portionen serviert, von allen Personen am Tisch geteilt und es wird durchprobiert. Typisch sind in Lokalen direkt am Meer auch frisch über dem offenen Feuer gebratene Sardinen. Und nicht zu vergessen: natürlich das Nationalgericht, die Paella - eine Schüssel mit Reis, Gemüse, Meeresfrüchten und Geschnetzeltem. Wer Essen geht, sollte darauf schauen, ob Einheimische in dem Lokal speisen, denn das ist ein Indiz dafür, dass es günstig ist und gut schmeckt. Die besten Restaurants finden sich eher außerhalb vom jeweiligen touristischen Zentrum.
Musik und Tanz
Genauso ist es mit den Bars und Diskotheken. Es gibt zum einen die für die Touristen: chic, teuer, die gleiche Musik wie bei uns. Und dann gibt es die etwas versteckteren. Dort ist es günstig und - das Beste - man sieht die Spanier beim Tanzen, ohne extra dafür zu bezahlen, während Tanzaufführungen für Touristen häufig teuer sind. Besonders beliebt sind hier Flamenco-Shows: Die Flamenco-Kultur hat eine große Tradition in Andalusien. Es wird geklatscht, getanzt und sehr inbrünstig gesungen - meistens Liebeslieder - begleitet von einer Gitarre. Doch auch lateinamerikanische Einflüsse prägen die Musik- und Tanzkultur. So werden häufig Salsakurse und -abende angeboten. Bei der spanischen Jugend ist auch Zumba sehr beliebt. Übrigens: Es wird wesentlich mehr spanische Musik im Radio gespielt und gehört, als wir in Deutschland deutsche Musik hören.
Ausgelassen feiern
Trotz der Krise werden sich die Spanier eines nie nehmen lassen: das Feiern. Anlässe dazu finden sich sehr leicht, wenngleich die meisten Feierlichkeiten auf katholischen Kirchenfesten beruhen. Sie werden aber ausgeprägter zelebriert als bei uns, besonders die Semana Santa, die Karwoche, mit unzähligen Prozessionen. Darüber hinaus gibt es Blumen-, Musik-, Tanz- und Stierkampffestivals.
Stierkämpfe anzusehen ist ohnehin eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen in Andalusien. Die Stierkampfarena gehört allerorts zum Stadtbild. Während im Norden Spaniens immer mehr kritische Stimmen gegen diese traditionelle Tierquälerei laut werden, herrscht im Süden weitgehend rege Begeisterung dafür. "Der Stierkampf gehört zu uns - wie die Paella, die Berge und das Meer", klärt mich ein älterer Herr auf der Straße auf, als ich mich gegenüber einer spanischen Freundin vor der Kulisse der Stierkampfarena Málaga sehr kritisch über die Brutalität des Stierkampfes äußere. Nun einmal abgesehen von den Ansichten dieses Herrn: Dass einen Leute auf der Straße ungefragt ansprechen, ist völlig normal. An diese Offenheit und Direktheit muss man sich zunächst etwas gewöhnen, allerdings resultiert aus ihr eine unglaubliche Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. Eine Andalusien-Reise ist eine Therapie für jeden Schüchternen mit Berührungsängsten, spätestens dann, wenn er mit Einheimischen ausgeht. Eine Selbstverständlichkeit sind die Besos, Küsschen auf beide Wangen, wenn man jemandem vorgestellt wird.
Eine Andalusien-Reise gestalten
Dass sich so leicht Kontakte knüpfen lassen und dass man auf unzählige offene, freundliche Menschen trifft, macht eine Individualreise in der Region um einiges einfacher. Und es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Andalusien alleine zu entdecken. Zunächst einmal ist Andalusien eines der beliebtesten finalen Ziele für Interrail-Unternehmungen. Noch besser und vor allem preisgünstiger als mit Zügen sind die schönsten Orte Andalusiens durch komfortable Fernreisebusse verbunden. Doch auch für Radrundreisen ist Südspanien sehr geeignet, wenn auch vielleicht nicht im Hochsommer.
Generell ist für Sportler und Actionbegeisterte sehr viel geboten, denn selten liegen Berge und Meer so nah beieinander wie an der Costa del Sol, was reichlich Abwechslung bietet. Skifahren in der Sierra Nevada, Wandern, Reiten, außerdem Surfen, Beachvolleyball oder eine Fahrrad- oder Joggingtour am Strand entlang - alles ist möglich.
Um die Vielfalt und Schönheit der Region wissen auch zahlreiche Unternehmer, die Bus-Rundreisen in der Gruppe organisieren oder mit Kreuzfahrtschiffen an der Costa del Sol anlegen. Ein Geheimtipp: In den Wintermonaten gibt es von München stets am Montag und Freitag günstige Flüge nach Málaga.
In drei Wochen geht es weiter mit Platz 10 bis 6 von Johannas Top-Ten der schönsten Ziele in Andalusien.