Musik-Tipp
Experimentelles Duo Magdalena Bay sucht auf neuem Album das Selbst
7. Dezember 2024, 6:00 Uhr
Pop-Musik muss nicht nur aus einfachen Melodien und sich wiederholenden Elementen bestehen, um Hit-Potenzial zu haben. Das Duo Magdalena Bay beweist das mit seinem zweiten Album „Imaginal Disk“: Jeder Song auf der neuen Platte ist eine Kombination aus zahlreichen unkonventionellen Ideen, die ein chaotisches, aber zusammenhängendes Ganzes ergeben. Von brummenden Synthesizern bis hin zu anwachsenden Gitarrensolos im Lied „That’s My Floor“ – die Musiker hinter dem Projekt, Mica Tennenbaum und Matthew Lewin, trauen sich, ein ungefiltertes und vor Kreativität strotzendes Album zu veröffentlichen.
In den Texten geht es viel um Selbstreflexion und wie es sich anfühlt, plötzlich seinem perfekten Ich gegenüberzustehen. Löst das Bild dieser mal fremden und mal bekannten Person eher Angst oder Selbstliebe aus? Und wie sieht dieses ideale Eigenbild überhaupt aus? „Forme mich in deinem Abbild“, singt Mica im Lied „Image“ fast religiös, während sie sich durch eine Existenzkrise nach der anderen windet.
Zu empfehlen sind auch die aufwendig produzierten Musikvideos des Duos, die sich visuell irgendwo zwischen einem schiefgelaufenen Drogentrip und 2000er-Internet-Nostalgie ansiedeln. Alles hat einen gewissen DIY-Charme und ist auf gleiche Weise verstörend bunt und endlos unterhaltsam. Die Musikvideos stellen genauso die Geschichte von Mica und ihrem verzerrten Selbstbild dar. Wer allerdings die gesamte Geschichte verstehen will, muss tief in die Texte und die Symbolik eintauchen: Vieles bleibt selbst nach mehrfachem Hören und Sehen offen zur Interpretation.
Video zum Thema:
Das macht aber „Imaginal Disk“ nur zu einer noch spezielleren Kuriosität: Neben den großartigen Liedern, die trotz komplizierter Strukturen viel Ohrwurm-Potenzial haben, bleibt einem die ganze Welt im Kopf, die Magdalena Bay mit diesem Album geschaffen haben. Also: CD rein. Aber am besten nicht direkt in den Schädel wie auf dem Cover.