Überblick

Bayerns Lippenbekenntnisse

Leroy Sané ist vom Schlag Sadio Manés deutlich gezeichnet.Die Bosse des FC Bayern nehmen den Senegalesen in Schutz."Die Sache ist erledigt"


Deutlich gezeichnet: Leroy Sané sieht man an der dicken Lippe den Vorfall in der kabine nach dem Manchester-Spiel noch an.

Deutlich gezeichnet: Leroy Sané sieht man an der dicken Lippe den Vorfall in der kabine nach dem Manchester-Spiel noch an.

Von Maximilian Koch

Schon beim Aufwärmen vor der Partie gegen die TSG Hoffenheim (1:1) war deutlich zu erkennen, welche Auswirkungen der Kabinen-Schlag von Sadio Mané nach der Champions-League-Pleite bei Manchester City (0:3) unter der Woche bei Leroy Sané hinterlassen hatte.

Mit geschwollener Lippe kam Sané aus dem Spielertunnel, Mané hatte ihn offenbar heftig erwischt. Daher fehlte der suspendierte Senegalese am Samstag auch im Kader gegen Hoffenheim, zudem brummte ihm Bayern eine hohe Geldstrafe auf. "Was nach dem Spiel in Manchester vorgefallen ist, ist nicht zu tolerieren. Er wurde entsprechend bestraft. Die Geldstrafe tut ihm - auch bei seinem Gehalt - weh", sagte Präsident Herbert Hainer der "Bild".

Dennoch: Die Münchner wollen den Eklat schnell abhaken und nach vorne blicken. "Sadio hat schon eine Reaktion gezeigt und sich entschuldigt", sagte Trainer Thomas Tuchel am Samstagabend: "Er wird morgen bei uns ganz normal mittrainieren. Und am Mittwoch gegen Manchester City im Kader stehen." Am Sonntag stand Mané dann wie geplant auf dem Trainingsplatz, die Fans empfingen ihn sehr freundlich.

Ist das Thema damit wirklich vom Tisch? Die bayerischen Lippenbekenntnisse sollten dies auf jeden Fall vermitteln. "Wir haben zwei Tage in aller Offenheit ganz klar mit allen Beteiligten gesprochen und das aufgearbeitet. Für uns ist die Sache erledigt", meinte Sportvorstand Hasan Salihamidzic - und wies zugleich den Bericht eines senegalesischen Reporters zurück, wonach Sané seinen Teamkollegen Mané vor dem Kabinen-Zoff rassistisch beleidigt habe: "Wir kennen diesen von einem Journalisten erhobenen Vorwurf und haben mit Leroy darüber gesprochen. Er hat uns ganz klar versichert, dass er so etwas niemals gesagt habe - und wir glauben ihm."

Auch Trainer Tuchel rechnet nicht mit langfristigen Auswirkungen des Zoffs. "Ich glaube nicht, dass das hängenbleiben wird", sagte er: "Es hat sich wie ein reinigendes Gewitter angefühlt."

Der Coach betonte zudem wie schon bei der Pressekonferenz vor der Partie, dass er sich als "Anwalt" von Mané sehe. "Ich lege auch meine Hand ins Feuer und habe das auch vor der Mannschaft gesagt. Die Suspendierung heute ist die symbolische Strafe, die aus unserer Sicht auch dazu gehört. Regeln, Respekt, Verhaltenskodex gehören auf jedem Level mit dazu - das ist in Mainz nicht anders als bei Bayern München."

Von jetzt an soll nur noch Manchester City im Mittelpunkt stehen. Stefan Effenberg, der frühere Bayern-Kapitän, hält es für möglich, dass Mané sofort wieder in die Startelf rückt. "Ich würde ihn am Mittwoch gegen Manchester City von Anfang an spielen lassen, denn er ist in der Bringschuld", erklärte Effenberg im "Doppelpass" bei Sport1. Das Wunder von Fröttmaning mit den Streithähnen Mané und Sané gemeinsam auf dem Platz?

Vorstandschef Oliver Kahn will zumindest noch nicht aufgeben. Nach der Hoffenheim-Enttäuschung gelte es, "uns zu 100 Prozent auf das Spiel am Mittwoch zu konzentrieren. Wir müssen alles reinhauen, um das scheinbar Unmögliche noch möglich zu machen", schrieb Kahn bei Twitter: "Dazu braucht es aber die totale Überzeugung und den Glauben daran. Mit der Unterstützung der Fans in der Arena ist alles machbar. Das habe ich selbst oft genug erlebt."

Bayern muss nun beweisen, dass all diese Äußerungen mehr als Lippenbekenntnisse sind.