Nach Ansage von Salihamidzic
Andreas Rettig mit Kritik am FC Bayern: Lieber Charme- statt Transferoffensive
3. Mai 2020, 10:19 Uhr aktualisiert am 3. Mai 2020, 10:19 Uhr
Ex-DFL-Boss Andreas Rettig kritisiert den FC Bayern für die offensive Transfer-Ansage von Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
Berlin/München - Der frühere DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig hält die Ankündigung des FC Bayern, im Sommer einen internationalen Top-Star verpflichten zu wollen, angesichts der Corona-Krise für "ein falsches Signal". Das habe bei ihm Verwunderung hervorgerufen, sagte Rettig dem TV-Sender Sky: "Ich finde, der FC Bayern sollte lieber über eine Charmeoffensive in Richtung Fans und Mitglieder und Gesellschaft sprechen. Ich glaube, das wäre in diesen Tagen besser."
Bayern-Sportchef Hasan Salihamidzic hatte zuletzt versprochen, dass der Tabellenführer der Bundesliga einen "internationalen Star" und ein "Toptalent aus Europa" holen werde. Aber der Klub müsse "für sich selber bewerten, welche Strategie er an den Tag legt in diesen Tagen", so Rettig.
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Die gesellschaftliche Kritik am Profifußball in Deutschland habe sich die Branche selbst zuzuschreiben. "Ich denke, dass der Profifußball sich in den letzten Jahren das Leben selber schwer gemacht hat und deshalb jetzt auch an diesem Punkt steht, wo vielleicht der letzte Corona-Tropfen am Ende das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Stichwort goldene Steaks, einfliegende Friseure und Protz, der zur Schau gestellt wird", betonte Rettig.
Rettig kritisiert hohe Spielergehälter
Es gehe nun darum, dass der Fußball die Zeichen der Zeit erkenne. "Wir dürfen den Fußball nicht immer weiter überhöhen, sondern der Profifußball ist nicht systemrelevant. Das ist ja nun auch wieder klar geworden in diesen Tagen, er ist allenfalls gefühlsrelevant", so der langjährige Manager, der die überhöhen Spieler- und Beratergehälter anprangerte und Aspekte von Nachhaltigkeit in den zukünftigen Planungen einforderte.
Zugleich wünscht sich Rettig, "dass man jetzt nicht nach den weißen Rittern schreit und die Sinnfrage von 50+1 stellt". Der langjährige Funktionär verwies auf die Probleme der Premier League. "Wenn ich sehe, welche Kämpfe dort um den Gehaltsverzicht auf dieser Ebene momentan ausgefochten werden mit den Spielern, dann verwundert das nicht, wenn man weiß, dass 15 der 20 Premier-League-Clubs von Milliardären geführt werden. Da fragt sich der Spieler natürlich auch, für wen soll ich jetzt verzichten?"
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