Durchaus charmant

Der FC Bayern zeigt sich in der Corona-Krise sozial


Die Bayern-Stars Joshua Kimmich (l.) und Leon Goretzka (r.) sammeln Millionen, der Klub spendet Torten: Uli Hoeneß gefällt's.

Die Bayern-Stars Joshua Kimmich (l.) und Leon Goretzka (r.) sammeln Millionen, der Klub spendet Torten: Uli Hoeneß gefällt's.

Von Tabitha Nagy

Ex-DFL-Boss Rettig fordert vom FC Bayern statt einer Transferoffensive eine "Charmeoffensive in Richtung Fans, Mitglieder und Gesellschaft". Aber ist die Kritik berechtigt?

München - Andreas Rettig (57), ehemaliger Bundesliga-Manager und DFL-Geschäftsführer, ist in den vergangenen Jahren öfter mal als Chefkritiker des FC Bayern aufgefallen. Deshalb war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, ehe sich Rettig in der Corona-Krise zu Wort meldete - um auf seinen Lieblingsgegner loszugehen. "Bei allen Verdiensten des FC Bayern, aber in einer jetzigen Phase von einer Transferoffensive zu sprechen, finde ich, ist ein falsches Signal", sagte Rettig Sky Sport News HD.

Hintergrund: Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic (43) hatte zuletzt angekündigt, dass die Münchner einen "internationalen Star" und ein "Toptalent" holen würden. "Ich finde, der FC Bayern sollte lieber über eine Charmeoffensive in Richtung Fans und Mitglieder und Gesellschaft sprechen", erklärte Rettig weiter: "Ich glaube, das wäre in diesen Tagen besser." Aber der Klub müsse "für sich selber bewerten, welche Strategie er an den Tag legt in diesen Tagen".

FC Bayern übernimmt gesellschaftliche Verantwortung

So viel Wahrheit in Rettigs Aussagen auch stecken mag: Seine Vorwürfe dürften an den Bayern-Verantwortlichen abprallen. Schließlich können die Münchner darauf verweisen, dass sie in dieser komplizierten Corona-Zeit sehr wohl gesellschaftlich Verantwortung übernehmen. Da wäre zum Beispiel die gemeinsame Aktion mit dem Bayerischen Ministerium für Gesundheit und Pflege, 80 Altenheimen in München Sachertorten zu spenden. Ebenso der 20-prozentige Gehaltsverzicht der Bayern-Profis und -Bosse.

Und nicht zuletzt ist da natürlich die Initiative "We Kick Corona", die Joshua Kimmich (25) und Leon Goretzka (25) ins Leben gerufen haben. Gut vier Millionen Euro sind bislang schon zusammengekommen, das Geld geht an karitative Einrichtungen, Kimmich und Goretzka sind selbst aktiv in den Prozess eingebunden. "Uns war wichtig, nicht einfach nur zu sagen: Da ist das Geld, verteilt das mal", sagt Kimmich auf der Bayern-Homepage. "Wir wollten selbst entscheiden, wohin die Spenden gehen", ergänzt Goretzka. Andere Prominente wie Hansi Flick, Leroy Sané, Mats Hummels, Tennis-Star Alexander Zverev, Ski-Ikone Felix Neureuther oder Schauspieler Florian David Fitz haben auch schon gespendet.

Uli Hoeneß lobt "We Kick Corona"-Initiative

Eine durchaus charmante Aktion der Jungprofis Kimmich und Goretzka - findet auch Uli Hoeneß (68). "Ich habe mich bei den beiden bedankt, weil ich es vorbildlich finde, wie sie sich mit dieser Initiative für die Gesellschaft einsetzen", sagt Bayerns Ehrenpräsident, der sich telefonisch bei Kimmich und Goretzka meldete: "Das sind ganz einfach genau die Persönlichkeiten, wie wir sie uns beim FC Bayern wünschen." Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge (64) sagt: "Diese Initiative ist ein toller Beweis dafür, dass unsere Profis ihre Vorbildfunktion in der Gesellschaft wahrnehmen und sich in dieser Krise solidarisch zeigen."

"We Kick Corona" unterstützt Projekte in Deutschland, Goretzka regt einen größeren Maßstab an. "Natürlich muss die Politik irgendwann auch das große Ganze im Auge haben. Ich denke, man sollte einen Schirm für Europa besprechen. Solidarität endet nicht vor der eigenen Haustür." So äußern sich Fußballstars selten.

FC Bayern will Bundesliga mit Geisterspielen

Aber natürlich steht neben dem sozialen Aspekt auch das Finanzielle bei Bayern im Fokus. So erklärte Präsident Herbert Hainer (65) in der ZDF-Sportreportage, es sei unumgänglich, die Bundesliga mit Geisterspielen fortzusetzen. "Wenn wir nicht zum Spielen kommen, wird es diese Liga so nicht mehr geben."

Der FC Bayern ist laut Hainer weiter "hervorragend aufgestellt, wirtschaftlich und personell." Im "Kicker" erklärte der Präsident zudem das Vorhaben, "nach Möglichkeit und Bedarf Jahr für Jahr einen internationalen Star zu holen. Das werden wir schaffen." Klingt nach einer Transferoffensive - mit Charme.

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