Weihnachten
Adventskalender der Straubinger Geheimnisse zum 9./10. Dezember
9. Dezember 2023, 0:05 Uhr
Es ist immer schön zu sehen, wenn altes Kriegsmaterial eine neue, friedvolle Verwendung findet - wie an der Umzäunung des Steinmetzbetriebes gegenüber dem Friedhof St. Michael. "Diese Poller sind eigentlich Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg", erklärt Bernhard Hartl, der als Landschaftsbauer regelmäßig am Friedhof arbeitet. Als Geschichtsinteressierter kennt er diese Metallpfosten schon lang: "Genauer gesagt handelt es sich hierbei um Munition für einen Nebelwerfer." Dieser Typus ist einer der bekanntesten Raketenwerfer der Wehrmacht.
Ursprünglich als Granatwerfer konzipiert und eingesetzt von einer Spezialtruppe - der Nebeltruppe -, warf dieser zunächst wortwörtlich "Nebel". Die Munition enthielt nämlich Nebelsäure, eine Substanz, die an der Luft einen dichten Qualm erzeugt. Später kam auch Sprengmunition zum Einsatz.
"Der 15-cm-Nebelwerfer 41, mit dem die Raketen mit einem Kaliber von 15 Zentimetern abgefeuert wurden, stellt den bekanntesten Typ dar", erklärt der Heimatkundige. "Bei dem Pfosten handelt es sich um dessen Munition: Es sind ineinandergesteckte Metallkorpusse der Raketen." Da es in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg an so vielen Dingen mangelte, wurden die entleerten Korpusse der Raketen aus pragmatischen Gründen weiterverwendet. Vermutlich handelt es sich bei den ehemaligen Raketen um einst intakte Munition, die entkernt wurde.
Wer in seinem Vorgarten alte Kampfmittel findet, sollte aber unbedingt die Hände davon lassen und die Polizei rufen. "Keine Angst", beruhigt Bernhard Hartl, "die Metallpfosten am Zaun sind vollkommen ungefährlich."
So geht's zu den Metallpfosten: Die Metallkorpusse der Raketen dienen als Pfosten für die Umzäunung des Steinmetzbetriebs an der Ecke Michaelsweg/Friedhofstraße, direkt gegenüber dem Friedhof St. Michael.
Info
Gekürzter Auszug aus dem Buch Straubinger Geheimnisse - Spannendes aus Straubing und Umgebung mit Kennern der Heimatgeschichte, das in Kooperation zwischen dem Straubinger Tagblatt und dem Bast Medien Verlag erschienen ist. Das Buch (Hardcover) kostet 19,90 Euro, hat 192 Seiten und ist durchgehend bebildert. Erhältlich im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Ludwigsplatz 32