Weihnachten

Adventskalender der Straubinger Geheimnisse zum 13. Dezember


Die im Boden eingelassene Platte befindet sich in der Basilika St. Jakob.

Die im Boden eingelassene Platte befindet sich in der Basilika St. Jakob.

Von Redaktion Straubing Stadt

Die im Boden eingelassene Platte wirkt zunächst vollkommen unscheinbar. Das ist sie aber ganz und gar nicht, mehr noch, mit ihr stimmt etwas nicht, wie Gerhard Brandl versichert. Und er muss es wissen, schließlich kennt er als Mesner jedes Detail in der Basilika St. Jakob. Nur wenige Besucher nehmen die beigefarbene Steinplatte in der Nähe der Sakristei, linkerseits des Altars, überhaupt wahr. Es sei denn, sie sind mit Gerhard Brandl unterwegs, der sie auf die Platte hinweist. Dann fallen die Schriftzeichen auf, welche die Steinplatte als Epitaph, als Grabinschrift, erkennen lassen.

"Der Verstorbene", sagt der Mesner, "hieß Paul Windisch." Dieser wurde vom bayerischen Herzog Albrecht V. 1558 zum Stadtpfarrer in Straubing bestellt. Die in großen römischen Lettern eingemeißelte Inschrift besagt:

R DN / M PAVL / WINDISCH PAROC / STRAVB OB AO M.D. / LXIII. XXXI. FEBR

Das heißt, dass der ehrwürdige Herr Magister Paul Windisch, Pfarrer zu Straubing, im Jahr 1563 verstarb. "Jetzt kommt das Spannende", verspricht Brandl. Die letzten beiden Zeilen geben das Sterbedatum an. Die römischen Zahlen MDLXIII bezeichnen das Jahr 1563. Danach folgt die Angabe des Tages, wobei XXXI der Zahl 31 entspricht. Die Abkürzung FEBR steht, man kann es sich denken, für den Februar. Als Datum ergibt sich also der 31. Februar. Der Mesner grinst - da kann doch was nicht stimmen! "Es wird vermutet, dass es am Julianischen Kalender liegt", erklärt er. Dieser war 1563 noch in Gebrauch, bevor er vom gregorianischen Kalender abgelöst wurde. "Der Julianische Kalender aber", fährt der Mesner fort und schüttelt den Kopf, "hat im Februar ebenfalls keine 31, ja nicht einmal 30 Tage." Wie also kommt es zu dem kuriosen Datum? Der Mesner hat einen Verdacht: "Ein Fehler des Steinmetzes." Dieser könnte eine römische Zehn (X) zu viel gemeißelt haben, woraus sich statt des 21. der 31. Februar ergab. Der Mesner wird es wahrscheinlich nie mit Sicherheit erfahren. Für ihn macht es dieses Geheimnis nur umso spannender.
So geht's zur Steinplatte: Die Platte befindet sich in der Basilika St. Jakob. Sie ist auf der linken Seite des Altars, direkt vor der Türe zur Sakristei, im Boden eingelassen.

Info

Gekürzter Auszug aus dem Buch Straubinger Geheimnisse - Spannendes aus Straubing und Umgebung mit Kennern der Heimatgeschichte, das in Kooperation zwischen dem Straubinger Tagblatt und dem Bast Medien Verlag erschienen ist. Das Buch (Hardcover) kostet 19,90 Euro, hat 192 Seiten und ist durchgehend bebildert. Erhältlich im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Ludwigsplatz 32