Wohungseinbrüche in Landshut
Urteil: Richter verknackt osteuropäische Serieneinbrecher
2. Juni 2015, 16:58 Uhr aktualisiert am 2. Juni 2015, 16:58 Uhr
Drei von ihnen haben bereits Gefängnisluft geschnuppert. Die Polizei schnappte sie nach einem Einbruch Ende Oktober vergangenen Jahr, nachdem ein Nachbar Alarm geschlagen hatte. Kurze Zeit später erwischten Beamte auch den Kopf der Bande. Alle vier standen jetzt vor dem Amtsgericht Landshut. Vorwurf gegen die Bande aus Litauen: Wohnungseinbruch in vier Fällen.
Dem 36-jährige Drahtzieher brummte das Gericht eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und elf Monaten verurteilt auf. Seine Komplizen im Alter zwischen 24 und 29 Jahren erhielten jeweils zwei Jahre und vier Monate.
Stets das gleiche Einbruchsschema
Üblicherweise sind Gruppierungen, die gezielt auf Diebestour nach Deutschland kommen, längst wieder im Ausland, wenn die Polizei auf erste brauchbare Hinweise stößt. Im Fall der vier Angeklagten waren bei der Polizei bereits drei Einbrüche in Landshut und Umgebung gemeldet worden, als sie im Oktober wieder in eine Wohnung einstiegen. Ein Nachbar bekam die Sache mit, notierte sich das Kennzeichen des Fluchtfahrzeugs und alarmierte die Polizei. Die leitete prompt die Fahndung und stellte die Diebe bei Wallersdorf.
Die Männer waren stets nach dem gleichen Schema vorgegangen. Einer fungierte als Chauffeur. Der Rest drang über die Terrasse in Privathäuser ein, indem sie ein Loch in die Tür schlugen und diese dann entriegelten. Bei der anschließenden Durchsuchung der Räume galt ihr Hauptaugenmerk offensichtlich kostbarem Schmuck.
Deal mit der Staatsanwaltschaft
Vor Gericht ließen die Angeklagten über ihre Verteidiger die Tatvorwürfe im Wesentlichen einräumen. "Leugnen wäre auch zwecklos gewesen", lautete der Kommentar des sachbearbeitenden Kriminalhauptkommissars. Im Fluchtauto, das der Älteste der Bande bei einem Autoverleih in Straubing gemietet hatte, entdeckte die Polizisten Einbruchswerkzeug, Funkgeräte und zahlreiche Schmuckstücke. "Das war eine klare Sache", so der Zeuge über den Wageninhalt.
Wie der Richter in der Urteilsbegründung ausführte, hat das Schöffengericht die Geständnisse positiv gewertet: "Das hat uns eine umfangreiche Beweisaufnahme erspart." Zu Lasten der Angeklagten ginge aber "der nicht unerhebliche materielle Schaden sowie der nicht messbare immaterielle Schaden", den sie durch ihre Einbrüche angerichtet hätten. "Sie sind schuld daran, dass sich vier Familien künftig nicht einmal mehr in ihrem Zuhause sicher fühlen werden", betonte der Richter gegenüber der Bande.
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Die Urteile waren aufgrund einer Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten zustande gekommen. Demzufolge hatten die Verteidiger für ihre Mandanten jeweils zwei Jahren und drei Monaten eine Freiheitsstrafe am unteren Rand der Verständigung beantragt. Der Staatsanwalt hielt sich mit seiner Forderung von Freiheitsstrafen von jeweils zweieinhalb Jahren an der oberen Grenze. Für den ältesten Angeklagten, der im Gegensatz zu seinen Komplizen in Deutschland bereits neunfach vorbestraft ist, hatte der Staatsanwalt eine Freiheitsstrafe von drei Jahren beantragt.
Landshut lockt Langfinger
Der Verständigung entsprechend war das Verfahren zuvor auf Antrag der Staatsanwaltschaft in einigen Punkten der Anklageschrift eingestellt worden. Den Männern waren ursprünglich sechs weitere Einbrüche Mitte Oktober zur Last gelegt worden, bei der sie die gleiche Vorgehensweise an den Tag gelegt hatten. Allerdings sollen hier noch weitere Komplizen aus Litauen mit von der Partie gewesen sein.
Offensichtlich war man nach diesem Ausflug der Meinung, ein weiterer Besuch in der Region Landshut lohne sich allemal. Wie ein Polizist sagte, ist davon auszugehen, dass noch etliche Touren gefolgt wären, hätten sich die Beobachtung des aufmerksamen Bürgers und die rasche Polizeiarbeit nicht "so glücklich zusammengefügt": "Diebeszüge durch Deutschland werden immer beliebter."