Abbau eingeleitet
Schluss mit dem Soli: Was das bedeutet
21. August 2019, 19:55 Uhr aktualisiert am 21. August 2019, 19:55 Uhr
Zumindest für die meisten Deutschen soll der Zuschlag ab 2021 Geschichte sein. Familien profitieren, die Union übt Kritik.
Berlin - Die meisten Bundesbürger sollen ab 2021 keinen Solidaritätszuschlag mehr zahlen. Pro Jahr nimmt der Staat damit nach Rechnung des Finanzministeriums etwa 10,9 Milliarden Euro weniger ein - Geld, das die Steuerzahler sparen, die einen ein paar Hundert Euro, die anderen mehr als Tausend.
Am Mittwoch hat das Kabinett die entsprechenden Pläne von Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) durchgewinkt - obwohl es vor allem in der Union erhebliche Bedenken gibt. "Es ist ein wichtiger Schritt, dass der Soli-Abbau eingeleitet wird. Aber es reicht noch nicht", sagt etwa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Die Union will schon jetzt einen Fahrplan, wie der Soli in den kommenden Jahren für alle abgeschafft wird - auch für Großverdiener und millionenschwere Unternehmen. Die SPD will das nur zulassen, wenn die Reichen an anderer Stelle mehr zahlen müssen, etwa über eine Vermögensteuer.
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hofft trotzdem, dass seine Ideen für eine Komplett-Abschaffung bis 2026 im parlamentarischen Verfahren noch Beachtung finden. Doch erstmal stehen folgende Vorschläge von Scholz.
Der Soli: Wer entlastet wird
Die Sondersteuer für den Aufbau Ost beträgt 5,5 Prozent der Körperschaft- oder Einkommensteuer, insgesamt brachte sie dem Staat im vergangenen Jahr 18,9 Milliarden Euro ein. Arbeitnehmer zahlen ihn genauso wie selbstständige Handwerker. Das Geld ist - wie alle Steuereinnahmen - nicht zweckgebunden und fließt in den Bundeshaushalt. Es wird also nicht eins zu eins etwa in neue Straßen oder Schwimmbäder in den ostdeutschen Bundesländern gesteckt.
Nach den Scholz-Plänen soll die Abgabe für 90 Prozent der heutigen Zahler komplett wegfallen, für weitere 6,5 Prozent zumindest zum Teil. Nur die Topverdiener - 3,5 Prozent der heutigen Zahler - sollen weiter die volle Höhe zahlen. Der Soli hängt von der Höhe der Einkommensteuer ab. Da es für diese verschiedenen Freibeträge gibt, kann man nur ungefähr sagen, ab welchem Einkommen künftig noch Soli fällig wird. Das Finanzministerium hat folgendes berechnet...
Soli-Berechnung: Der arbeitende Single
Ledige sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer, die im Jahr nicht mehr als 73.874 Euro brutto verdienen, zahlen nach Scholz' Plan ab 2021 keinen Soli mehr. Bis zu einem Einkommen von 109.451 Euro zahlen sie einen Teil, wer mehr verdient muss genauso tief in die Tasche greifen wie bisher.
Soli-Berechnung: Die Familie mit Alleinverdiener
Eine Familie mit zwei Kindern, in der nur ein Elternteil arbeitet, zahlt bis zu einem Bruttojahreslohn von 151.990 Euro gar keinen Soli. Bis 221.375 Euro fällt zumindest ein Teil an, danach der volle Zuschlag.
Soli-Berechnung: Der selbstständige Handwerker
Nach Rechnung des Ministeriums sind auch 88 Prozent der zur Einkommensteuer veranlagten Gewerbetreibenden vom Soli befreit. Das sind zum Beispiel selbstständige Handwerker. Weitere 6,8 Prozent müssen zumindest nicht mehr die volle Summe zahlen.
Soli-Abschaffung: Wie viel man spart
Das Ifo-Institut hat für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" ermittelt, dass sich mit der Neuregelung bis zu 1.800 Euro Steuern sparen lassen. Am meisten sparen demnach Alleinverdiener-Ehepaare mit Kindern.
Soli: Was eine Komplett-Abschaffung bedeuten würde
Würde der Soli für alle abgeschafft, entgingen dem Fiskus zusätzlich Einnahmen von rund elf Milliarden Euro. Im Ministerium weist man gerne darauf hin: Ein Dax-Vorstandschef mit einem durchschnittlichen zu versteuernden Einkommen von 5,8 Millionen Euro pro Jahr würde dann mehr als 140.000 Euro sparen.
Soli-Abschaffung: Kritische Stimmen
Nicht nur Millionäre, sondern auch viele Normalverdiener werden nach Einschätzung des Steuerzahlerbundes weiterhin Soli zahlen müssen. "Minister Scholz verschweigt, dass bei seinem Entwurf die Sparer weiterhin den Solidaritätszuschlag zahlen werden", sagt Verbandspräsident Reiner Holznagel. Auch kleine und mittelständische, familiengeführte Unternehmen seien weiter betroffen. "Es ist nicht immer der Millionär, den keiner liebt, der eigentlich alles bezahlen kann", so Holznagel. Die FDP hält die Teilabschaffung für verfassungswidrig und droht mit einer Klage in Karlsruhe.
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