Gamecorner
Die Schwestern hüpfen wieder
30. Januar 2013, 11:50 Uhr aktualisiert am 30. Januar 2013, 11:50 Uhr
25 Jahre ist es her, dass die "Giana Sisters" die Konsole Commodore C64 unsicher machten. Das Spiel - nicht viel mehr als ein Klon des Klassikers "Super Mario Bros."
- wurde schnell zum Kulthit und ist immer noch eine schöne Erinnerung in den Gedächtnissen der meisten Zocker-Pioniere. Das Jubiläum nahmen die Entwickler von "Black Forest Games" zum Anlass, eine von den Spielern finanzierte Neuaufl age des Klassikers zu programmieren. Die hat nicht mehr viel mit dem einstigen Vorbild "Super Mario Bros." zu tun. Dafür ist aus "Giana Sisters: Twisted Dreams" ein hochmodernes und buntes "Jump and Run" geworden, das sehr schnell süchtig machen kann.
Giana und ihre Schwester Maria verirren sich nur noch selten in das Traumland, das einst ihr Spielplatz war. Als Maria aber entführt wird, wagt sich Giana zurück an den Ort ihrer Kindheit. Doch der Teenager kann nicht mehr viel mit den zuckersüßen Träumen von einst anfangen. Das wirkt sich auch auf ihre Umwelt aus. Giana kann und muss zwischen dem süßen Zuckerland und einer Albtraumwelt hin- und herwechseln, damit sie die anspruchsvollen Plattformrätsel, die ihr das Spiel stellt, lösen kann. Die werden natürlich von Level zu Level schwieriger und sind einer der Gründe, warum man nicht die Finger von "Giana Sisters: Twisted Dreams" lassen kann. Nur noch das eine versteckte Bonusbild finden. Nur noch das Level etwas schneller durchqueren. Nur noch einmal versuchen, den Boss zu besiegen, ohne dabei zehnmal zu sterben.
Deutscher Entwicklerpreis
Die "Giana Sisters" drücken so gekonnt auf die Retrosuchtknöpfe, dass es eine wahre Freude ist. Da stört es auch nicht, dass die Story um Giana und ihre Schwester Marie - wie bei Spielen vor 25 Jahren üblich - eigentlich nicht vorhanden ist. Man ist eh viel zu beschäftigt damit, durch Kristall-Labyrinthe zu springen, stacheligen Fischen auszuweichen und sich zu wundern, woher die Designer ihre ganzen verrückten Ideen genommen haben. Dabei haben sie es bewusst vermieden, ihre "Giana Sisters" blutigen Gefahren auszusetzen. Deshalb hat das Spiel vergangenes Jahr auch den deutschen Entwicklerpreis für das beste Jugendspiel gewonnen. In Anlehnung an Spiele wie "Super Meat Boy" oder "Fez" ist die Grafik von "Giana Sisters: Twisted Dreams" bunt und erinnert an eine aktuelle Version zahlreicher Spieleklassiker.
Hörenswerter Soundtrack
Ein schöner Gegenpol zu dem Grau in Braun, das inzwischen bei vielen Spielen vorherrscht. Auch der Soundtrack von Komponistenlegende Chris Hülsbeck ist äußerst hörenswert. Der Komponist und seine Helfer haben dabei im Grunde gleich zwei Soundtracks für dasselbe Spiel geschrieben. Hülsbeck erinnert sich noch gerne an das Original "Giana Sisters". Der damalige Chefentwickler habe ihm gesagt, er solle den Soundtrack mit Rock- und Reggae-Elementen einspielen. "Das waren Genres, an die ich mich vorher noch nicht gewagt hatte", sagt Hülsbeck. Rückblickend ist er sehr dankbar für die Erfahrung, die auch zu dem bunten Mix in "Giana Sisters: Twisted Dreams" geführt hat. Wechselt Giana von der Zuckerwelt in die Welt ihrer Albträume ändert sich auch die Musik. Die Steuerung von "Giana Sisters: Twisted Dreams" ist - sofern man ein Gamepad benutzt - flott und sehr präzise. Nur manchmal verliert man bei der süßen und vielschichtigen Grafik den Überblick und stürzt mit Giana in einen vermeidbaren Tod. Diese Erlebnisse sind aber selten genug, sodass sie nicht weiter ins Gewicht fallen.