Album „Being Funny in a Foreign Language“

„The 1975“ liefert den Soundtrack für den Winter


Matthew Healy, Frontmann der Band "The 1975", ist bekannt für seinen exzentrischen Charakter und Schreibstil.

Matthew Healy, Frontmann der Band "The 1975", ist bekannt für seinen exzentrischen Charakter und Schreibstil.

Von bog

Plötzlicher Tempowechsel: Die britische Band "The 1975" liefert mit ihrem neuen Album "Being Funny in a Foreign Language" den perfekten Soundtrack für den Winter - und klingt dabei ganz erwachsen.

Normalerweise verbindet man die vier Jungs von "The 1975" mit zwei Dingen: Entweder kennt man den exzentrischen Frontmann Matty Healy, der mit seinen Outfits den Modestil einer Generation von internetsüchtigen E-Boys geprägt hat. Oder man denkt doch zuerst an die Musik der Band und an ihre langen, chaotischen Alben. Mit ihrer letzten großen Veröffentlichung vor zwei Jahren, "Notes on A Conditional Form", trieben sie dieses Konzept auf die Spitze. Es besteht aus 22 komplett unterschiedlich klingenden Liedern und losen Gedankenfetzen.

Zu sagen, dass "Notes on A Conditional Form" umstritten war, ist eine Untertreibung. Während manche das pure Chaos und die Ambition des Albums liebten, erklärten andere die Karriere von "The 1975" für beendet. Mit dem neuen Album "Being Funny in a Foreign Language" macht die Band eine Kehrtwende: Mit nur elf Liedern und einem dauerhaft winterlichen Sound klingen "The 1975" so erwachsen und konzentriert wie nie zuvor.

Ernste Themen und Melancholie

Wie immer beginnt das neue Album mit einem Lied, das genauso heißt wie die Band. Auf den ersten drei Alben handelte es sich dabei um verschiedene Variationen eines kurzen Liedes über - ja, tatsächlich - Oralsex. Bei "Notes on a Conditional Form" wurde das durch eine sechs Minuten lange Rede von Klimaaktivistin Greta Thunberg ersetzt. Das neue Album begrüßt einen nun mit dem bekannten Staccato-Klavier des Klassikers "All My Friends". Matty Healy singt über die Hoffnungslosigkeit der jungen Generation. Mit bewegenden Zeilen wie "I am sorry, if you're living and you're seventeen" und "You're makin' an aesthetic out of not doing well" kritisiert er, dass durch soziale Medien ernste Themen wie Suizid und Depressionen zu einem schönen, melancholischen Trend verwaschen werden. Dabei leiden immer mehr Menschen unter diesen Problemen.

?Being Funny in a Foreign Language? erschien im Oktober auf allen bekannten Streaming-Plattformen sowie auf Vinyl und CD.

„Being Funny in a Foreign Language“ erschien im Oktober auf allen bekannten Streaming-Plattformen sowie auf Vinyl und CD.

Im Vergleich zu alten Projekten ist das fünfte Album der Band jedoch weniger politisch und konzentriert sich mehr auf Emotionen. "All I Need to Hear" und "I'm in Love With You" sind wunderschöne Liebeserklärungen. "Human Too" handelt von Matty Healys Umgang mit seinem Ruhm und "Wintering" ist eine Ode an das alljährliche Weihnachtsessen mit der Familie. Nur zwei Lieder fallen aus dem Raster: "Part of the Band", das zu dem konfusen Schreibstil des vorherigen Albums zurückkehrt, und "Looking for Somebody (To Love)", das die Geschichte eines Schulamoklaufs als romantische Ballade tarnt.

So gut wie nie zuvor?

Die britische Band bewarb ihre neue Tour und die heiß ersehnte fünfte Platte mit dem Slogan "The 1975: At Their Very Best". Eine gewagte Behauptung, die jeder selbst bewerten muss. Was sich jedoch mit voller Sicherheit sagen lässt: "The 1975" klang noch nie so konventionell und fokussiert wie auf "Being Funny in a Foreign Language", das mit einer gesunden Mischung aus Pop und Singer-Songwriter-Musik überzeugen kann.