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TSV 1860: Frust statt Fest! Maurizio Jacobaccis Debüt zum Vergessen
5. März 2023, 17:58 Uhr aktualisiert am 5. März 2023, 17:58 Uhr
Maurizio Jacobacci gestikulierte wild, er schrie Anweisungen ins Spiel, er war so leidenschaftlich und emotional, wie er zuvor seine Art an der Seitenlinie selbst beschrieben hatte.
Allein, seine Botschaften - ob als Zeichen oder verbal - verfehlten die entscheidende Wirkung. Der TSV 1860 verbuchte die nächste bittere Enttäuschung - ein 0:1 gegen Viktoria Köln. "Die Mannschaft hat sehr viel Willen an den Tag gelegt und versucht umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben", resümierte der neue Löwen-Coach tapfer.
Dabei war ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Jacobaccis Mundwinkel hingen nach seiner verpatzten Premiere herab, sein Blick verströmte eine gewisse Melancholie. Es war ja tatsächlich auch ernüchternd, was sich vor den Augen des 60 Jahre alten Neu-Trainers und der 15 000 Zuschauer im ausverkauften Grünwalder Stadion abspielte.
Bemühte, aber hilflose Löwen rannten gegen ein solides Bollwerk der Mannschaft von Trainer Olaf Janßen an, ohne es zu durchdringen. "Es wurde etwas besser gespielt als die letzten Spiele", fand Jacobacci, worüber man freilich trefflich diskutieren könnte. "Wenn wir als Team Druck gemacht haben auf den Gegner", führte der Trainer aus, "haben wir auch gute Ansätze gehabt."
Ansätze - nur waren diese Momente auch noch wahrlich rar gesät. Viel häufiger musste sich Jacobacci Notizen zu Szenen machen, die weniger gut klappten und nun auf der Aufgabenliste für die nächsten Tage stehen.
"Wir müssen gewisse Abläufe verbessern, Laufwege verbessern, die letzten Pässe präziser spielen, uns mehr zutrauen. Man muss sich mehr zeigen, den Ball mehr fordern. Das geht alles nur über die Trainings."
Wofür der Italiener nichts kann, ist, dass solche oder ähnliche Sätze seit Wochen zu hören sind, es sich aber nichts ändert. "Wenn du keine Punkte hast, dann hast du auch keine Argumente", stellte Kapitän Stefan Lex stocknüchtern fest.
So läuft die Zählung also weiter, ein Sieg aus den letzten zwölf Spielen ist die aktuelle Zwischenbilanz des Schreckens. Zum Relegationsplatz lohnt nun nicht einmal mehr ein verschämter Blick, der Abstand zu Borussia Dortmund II auf dem ersten Abstiegsrang ist immerhin mit elf Punkten komfortabel. Wie lange noch, möchte man angesichts der nicht enden wollenden Misere beinahe fragen?
Beim Blick auf die Rückrundentabelle dürfte dem Löwen-Fan nämlich Angst und Bange werden. Sechzig steht dort auf Platz 19 mit zwei Punkten aus sechs Spielen gegen wohlgemerkt die Kontrahenten, gegen die die Blauen einen Rekord-Saisonstart hingelegt hatten. Von derlei Hochgefühlen "sind wir ganz weit weg", sagte Lex.
Ganz nah ist das Auswärtsspiel beim MSV Duisburg am kommenden Samstag. Eine weitere Niederlage dort brächte womöglich den Absturz in die untere Tabellenhälfte. Danach folgen Spiele gegen Elversberg und Aue. "Im Fußball", verdeutlichte Lex, "steht und fällt alles mit den Erfolgserlebnissen." Die sind bei Sechzig überfällig.
Es war irgendwie auch passend, dass eine simple Kölner Aktion zur Entscheidung genügte. Langer Pass, eine Kopfballverlängerung, die Jesper Verlaat durch schlechtes Timing ermöglichte, keine Absicherung und David Philipp (41.) war auf und davon.
"Das darf nicht passieren", sagte Jacobacci, der den Spieltag doch eigentlich zum "Festtag" erhoben hatte.
Wenn schon das Resultat sprichwörtlich in die elegante Hose ging, kann sich der Coach vielleicht damit trösten, dass seine Art offenkundig bei den Spielern ankommt. "Wir haben schon seine Handschrift gesehen", lobte Marcel Bär den "akribischen Arbeiter, der weiß, was er will." Lex stimmte zu: "Ich finde, er macht es gut, er versucht, einen neuen Spirit reinzubringen. Ich habe absolute positives Feedback aus der Woche. Mit einem Sieg wäre das, was ich sage, glaubhafter." Wohl wahr...