Überblick
Noch immer kein neuer Löwen-Dompteur: Der TSV 1860 und die unendliche Trainersuche
21. Februar 2023, 18:26 Uhr aktualisiert am 22. Februar 2023, 11:23 Uhr
München - Günther Gorenzel stand auch am Dienstag auf dem Einserplatz an der Grünwalder Straße und leitete an Tag 21 nach der Entlassung von Michael Köllner das Training beim TSV 1860. Das sonnige Wetter war dabei freilich trügerisch, unangenehm peitschender Dauerregen würde besser passen.
Der Österreicher sprach länger mit Jesper Verlaat, er sprach auch mit Tim Rieder, er versuchte daran zu arbeiten, dass diese völlig verunsicherte Mannschaft irgendwie Zutrauen aufbaut vor dem Auswärtsspiel beim Halleschen FC am Freitag (19 Uhr/Magentasport).
Die Saalestädter haben übrigens kürzlich auch ihren Trainer entlassen und inzwischen - aufgepasst Löwen - sogar schon einen neuen verpflichtet. Ein Spiel überbrückte der HFC mit einer Interimslösung. Dann gelang mit Ex-Bundesligastürmer Sreto Ristic als neuem Chef in Oldenburg (1:0) gleich ein Erfolg in der Fremde und der Sprung vom letzten auf den drittletzten Tabellenrang: Neue Hoffnung im Abstiegskampf. Hoffnung auf Besserung- die hätte Sechzig nach nur einem Sieg aus den letzten zehn Spielen auch gern.
Aber so wie das Team gerade dasteht, muss der geneigte Fan befürchten, dass das Saisonfinale eine ganz andere Form an Spannung bereithält als Anfang dieses Jahres vermutet. Es gibt warnende Beispiele wie die Würzburger Kickers der Saison 2016/17, die damals Sechster zur Zweitliga-Halbzeit waren und am Ende noch abstiegen. Auch die Blauen haben diese Spielzeit bekanntlich in grausiger Erinnerung.
Die Schlussfolgerung: Die Sechzger brauchen eher gestern, noch besser vorgestern, einen neuen Coach. Einen von außen, der halbwegs unbelastet auf die Mannschaft einwirkt. Aber die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen - und Gorenzel kann die Blockaden offenkundig nicht lösen, die von ihm erkannten Probleme nicht beheben. Eine Mehrheit im Klub findet, dass Achim Beierlorzer das könnte, aber auch der Dienstag lieferte keinen Durchbruch. Also weiter mit Gorenzel, auch in Halle. So sieht es aktuell aus.
Bei der Frage, warum bei Beierlorzer die Vertragsauflösung bei RB Leipzig klemmt, gehen die Auffassungen auseinander. Manch einer sieht Versäumnisse bei Gorenzel, weil dieser keinen Kontakt zu den Sachsen aufgenommen habe. Andere verweisen darauf, dass Beierlorzer selbst zugesichert habe, die Verständigung mit dem DFB-Pokalsieger und Champions-League-Teilnehmer sei kein großer Akt. Gorenzel sei daher hierbei nichts anzulasten.
Gut möglich aber, dass sich die Causa Beierlorzer intern mittlerweile schon wieder erledigt hat und Gorenzel den beiden Gesellschaftern in Kürze noch einen weiteren Kandidaten präsentieren wird.
Einstweilen hat sich Manuel Baum nochmal in Erinnerung gerufen. Der frühere Trainer des FC Augsburg und von Schalke 04 signalisierte im BR seine Bereitschaft. "Mein Herz hängt irgendwo an den Löwen, weil ich dort groß geworden bin. Mein Sohn, der ist jetzt sieben, wechselt im nächsten Jahr zu Sechzig. Wenn ich helfen soll, dann jederzeit", sagte der 43-Jährige bei "Blickpunkt Sport".
Ob Baum nochmal ins Spiel kommt?
Solche Gedanken machen sich auch die Anhänger, die das Treiben mit einer Mischung aus Frust und Fatalismus verfolgen. Als jetzt der 1. FC Nürnberg seinen Coach Markus Weinzierl beurlaubte, kam in Sozialen Medien quasi unmittelbar der Vorschlag, man könne den freigestellten Köllner zum Club schicken und Weinzierl bei Sechzig aufnehmen. Andere freuen sich schon auf S-Bahn-Fahrten in der Regionalliga.
Nur als Anmerkung: Dass Ex-Sechzig-Coach Köllner in Nürnberg und bei Jahn Regensburg kein Thema war, hat vermutlich gute Gründe. Lehren aus der Vergangenheit.