Überblick

Trainersuche bei 1860: Neben Beierlorzer ist noch ein anderer heißer Kandidat im Rennen

Achim Beierlorzer gilt als Wunschkandidat von Boss Günther Gorenzel für den Job als Löwen-Trainer. Allerdings sind nun noch Namen weiterer Kandidaten aufgetaucht, einer davon: Maurizo Jacobacci.


Von Ruben Stark, Krischan Kaufmann

München - Vergleiche mit der Tierwelt fallen beim TSV 1860 bekanntlich nicht schwer. Sportchef Günther Gorenzel hat am Freitag nun ein weiteres Exemplar aus dem großen zoologischen Kosmos ins Löwen-Universum übertragen, die Schnecke. Und obwohl der Österreicher es gewiss nicht so meinte, lieferte er damit quasi ein Symbol für Sechzigs Situation.

Gorenzel forderte vor dem nächsten richtungweisenden Heimspiel, diesmal am Sonntag gegen den SC Verl (13 Uhr, Magentasport), dass die Mannschaft endlich aus ihrem "Schneckenhaus" heraus müsse. Das behäbige Kriechwesen soll sich wieder verwandeln in die gierige Bestie, die sie eigentlich verkörpert. Ob es klappt, wo doch der ganze Klub gerade im Schneckentempo agiert und eben daher das Sinnbild des Interimstrainers so gut passte?

Der Affenzahn nämlich, mit dem die Löwen die Verpflichtung des Nachfolgers von Michael Köllner vorantreiben, ist schier atemberaubend (Obacht, Ironie!). Wer erwartet hatte, dass Gorenzel über dem Pressestüberl weißen Rauch aufsteigen lassen würde und als Ergebnis der Aufsichtsratssitzung vom Donnerstagabend die Einigung auf einen Konsenskandidaten verkündet, der sah sich getäuscht. Der 51-Jährige sprach von einer "Wunschvorstellung" und einer "gewissen Tendenz", die die Videokonferenz des Gremiums erbracht habe: "Man wird sehen, ob das umsetzbar ist oder nicht." Unumstößliche Fakten gab es keine.

Den Namen Achim Beierlorzer nahm Gorenzel ebenfalls nicht in den Mund, obwohl der Franke nach AZ-Infos eben jene "Wunschvorstellung" darstellt. Es müssten noch "gewisse Details" geklärt werden bei beiden Parteien, sagte der 1860-Sportchef. Zu einer Verkündung der Personalie seien noch "Voraussetzungen und rechtliche Gegebenheiten" zu schaffen. Bestätigen wollte Gorenzel nur eines: Er selbst ist derjenige, der die Blauen am Wochenende im Grünwalder Stadion gegen den Tabellenzwölften, der zuletzt einige ordentliche Resultate gegen gute Teams erreichte, zum Sieg führen soll.

Am Freitag in einer Woche, wenn die Löwen beim Halleschen FC antreten, soll aber tatsächlich ein anderer als er an der Seitenlinie stehen. "Meine Vorstellungen gehen in eine andere Richtung", sagte Gorenzel auf die Frage, ob er denn dann auch noch die Mannschaft anleiten werde. Aber ist Beierlorzer bis dahin auch wirklich der neue Löwen-Dompteur? Der 55-Jährige hat noch bis zum Sommer einen Vertrag bei RB Leipzig, ist dort aber freigestellt. Beierlorzer war in Sachsen Co-Trainer, die Trennung erfolgte, als RB im Dezember 2021 Domenico Tedesco holte. Hier eine Lösung zu finden, sollte möglich sein.

Das jedoch ist nicht das einzige Hindernis. Gorenzel sprach von einer "sehr, sehr konstruktiven" Sitzung der Aufsichtsräte und betonte, dass man "an einer gemeinschaftlichen Lösung" arbeite. Ob wirklich alle Teilnehmer diese Auffassung teilen? Denn neben Gorenzels öffentlich gewordener Trainerliste mit dem Favoriten Beierlorzer existiert nach AZ-Informationen eine weitere.

Dort stehen Namen darauf wie zum Beispiel der von Löwen-Legende Peter Nowak. Der 58-jährige Pole ist zwar seit ein paar Tagen aus dem Rennen, dafür ist nun der gebürtige Schweizers Maurizio Jacobacci (60) neben Beierlorzer der heißeste Kandidat. Der ehemalige Stürmer gilt in seiner Heimat als Aufstiegsexperte (vier Aufstiege) und stand mit dem FC Lugano sogar schon in der Europaleague. Unter anderem wurde über diese beiden Namen am Donnerstag in der sechsstündigen (!) Online-Sitzung gesprochen und dabei sollen die großen Differenzen zwischen den Gesellschaftern einmal mehr heftig zutage getreten seien. Zudem sind nach AZ-Infos weitere Kandidaten-Vorschläge in Vorbereitung. Eine Einigung ist also noch lange nicht in Sicht.

Das Schneckentempo bei der Trainersuche erklärt sich auch dadurch. "Wir sind unser größter Gegner", sagte Gorenzel und meinte damit ausdrücklich nicht allein, dass die Mannschaft sich im Weg stünde: "Es geht darum, dass wir wieder den Gegner bekämpfen und nicht intern . . ." Er beendete diesen Satz nicht. Stattdessen sagte er: "Ich bin abhängig von gewissen Dingen. Ob mich das nervt oder nicht nervt: Meine Haltung ist, positiv ranzugehen und aus den Dingen das Beste zu machen."

Bei Sechzig sind die Dinge nur eben derzeit kaum berechenbar. Da positiv zu bleiben, dazu gehört schon einiges.