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FC Bayern: Julian Nagelsmann zum zweiten Mal auf Bewährung
19. Januar 2023, 18:20 Uhr aktualisiert am 19. Januar 2023, 18:20 Uhr
München - Es fühlt sich an wie der Rückrundenstart, ist es aber nicht. Wir schreiben - mit Beginn an diesem Freitag - Spieltag 16. Alles wegen Katar und dieser WM. Also gibt es offiziell auch noch keinen - stets natürlich inoffiziellen - Herbstmeister, der dann spätestens nächste Woche, eine sogenannte englische, feststehen wird.
Verwirrt? Darf's noch etwas mehr sein? Der FC Bayern hat bereits im Sommer ein Pflichtspiel bei RB Leipzig absolviert. Mit einem hüben wie drüben entfesselten 5:3 gewannen die Münchner den DFL-Supercup, das Titelchen zur Saison-Ouvertüre. Nun also wieder auswärts in Leipzig, auf exponiertem Sendeplatz, übertragen im Free-TV (Sat.1) wie im Pay-TV (DAZN). Der Anstoß zum Amuse-Gueule des neuen Pflichtspieljahres 2023 erfolgt um 20.30 Uhr.
Und sie wissen nicht, wo sie stehen. Sagt man immer so schön im Kicker-Jargon. Okay, Yann Sommer, der Winter-Neuzugang, dürfte im Tor der Bayern stehen, nahm am Donnerstag bereits am Abschlusstraining teil. Der Gradmesser Tabelle besagt: Es steht das Duell Dritter gegen Erster an, ein hübsches Kräftemessen. Aber nach der XXL-Winterpause der Bundesliga, sprich zehn Wochen nach dem 15. Spieltag (wer weiß es noch? Bayern gewann 2:0 auf Schalke), herrscht Ungewissheit allerorten. Wie hat man die ungewöhnliche Unterbrechung der Saison durch die WM überstanden, wer hat Katar besser verdaut? Die zumeist enttäuschten Teilnehmer des DFB und von Finalteilnehmer Frankreich? Oder die daheimgebliebenen Langzeit-Urlauber? Welcher Trainer konnte die Zeit inhaltlich besser nutzen? Julian Nagelsmann oder Leipzigs Marco Rose?
Die Leipziger sind seit 13 Pflichtspielen ungeschlagen, gewannen davon sechs Partien hintereinander, hatten also (Betonung auf Vergangenheit!) einen Lauf. Wie die Bayern. Von ihren ungeschlagenen 13 Spielen gewannen sie zuletzt sogar zehn. Laut Oldie Thomas Müller wolle man gleich "ein Zeichen setzen und davonziehen". Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den ersten Verfolger SC Freiburg, Leipzig liegt sechs, der einstige (?) Rivale Borussia Dortmund schon neun Zähler hinter dem Tabellenführer.
Was das für den Kracher am Freitag bedeutet, weiß Mathematik-Profi Nagelsmann: "Leipzig ist einer der Hauptkonkurrenten um die Meisterschaft. Neun Punkte Vorsprung wäre ein gutes Polster. Wenn wir verlieren sollten, ist es wieder sehr spannend und dann sind wir auch in der Bundesliga mehr unter Zugzwang als wenn wir gewinnen würden. Von daher ist es ein wichtiges Spiel." Kann man so sagen.
Bei einer Pleite und nur noch drei Punkten Vorsprung ginge die Saison, sprich das Rennen um die Schale, erst so richtig los. Nach zehn Meisterschaften hintereinander möchte der 35-Jährige nicht als "Serienkiller" in die Vereinsgeschichte eingehen.
"Als Trainer wirst du sehr am Tagesgeschäft gemessen. Mein Job ist es, die Rückrunde so zu gestalten, dass ich im Sommer fest im Sattel sitze", sagte Nagelsmann mit der nötigen Portion Realismus trotz seines im Sommer 2021 nach dem Wechsel von RB Leipzig unterschriebenen Fünfjahresvertrages. Und im Wissen darum, dass ein erneutes Jahr mit einem einzigen Titel ziemlich mau wäre.
Das blamable Viertelfinal-Aus in der Champions League im Frühjahr 2022 gegen den spanischen Underdog FC Villarreal könnte nur durch ein Achtelfinal-Adieu gegen Paris St.Germain im negativen Sinne noch getoppt werden. Obwohl dann, je nach Verlauf der Duelle im Februar und März, auch mildernde Umstände gelten dürften gegen Weltmeister Messi, WM-Torschützenkönig Mbappé und den Rest der Champs-Élysées- Globetrotters. In einem Wort zusammengefasst: Druck.
Kennt Nagelsmann. Sein Ziel ist es, auch diese pikante Halbserie ohne die beiden Langzeit-Verletzten Manuel Neuer sowie Lucas Hernández zu überstehen. Es ist des Jung-Trainers zweite Rückrunden-Feuerprobe. Untertitel: Bewährung, die zweite.