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Aufstiegs-Guru gesucht: Die Trainer-Kandidaten der Löwen
2. Februar 2023, 18:21 Uhr aktualisiert am 2. Februar 2023, 18:21 Uhr
München - Die kahlen Baumkronen an der Grünwalder Straße 114 wogten hin und her, der Wind pfiff beherzt über das Trainingsgelände des TSV 1860.
Stürmische Zeiten erleben die Blauen aber nicht nur wegen des ungemütlichen Wetters am Donnerstag mit fünf Grad und Nieselregen. Das große Saisonziel der Löwen steht infrage, der Verein braucht schleunigst eine Trendwende.
Dafür hat Sportchef Günther Gorenzel in Personalunion auch das Traineramt übernommen. Am Donnerstag leitete der Österreicher das erste Mannschaftstraining der Nach-Köllner-Ära an. Zugleich fahndet er nach der neuen Dauerlösung. Eine Blitzentscheidung ist aber nicht zu erwarten, die Tendenz geht weiter dahin, dass Gorenzel zumindest am Sonntag beim VfB Oldenburg (13 Uhr/Magenatsport) auf der Bank sitzt.
Kandidaten werden aber genug gehandelt. Die AZ zeigt, wer die Zweitliga-Mission übernehmen könnte.
Uwe Neuhaus (63 Jahre): Wenn Sechzig wirklich nach einem Aufstiegsexperten in Sachen Dritter Liga sucht, er passt perfekt in dieses Profil. Dreimal führte Neuhaus ein Team in die Zweite Liga. Erst Rot-Weiß Essen (2005/06), dann Union Berlin (2008/09) und auch Dynamo Dresden (2015/16). Seine letzte Station war Arminia Bielefeld (bis 2021), die hievte er 2020 gar in die Bundesliga. Es gibt Stimmen bei den Löwen, die dieser Lösung viel abgewinnen könnten. Zumal Neuhaus kein typischer Feuerwehrmann wäre. Er legte etwa bei Union mit das Fundament, auf dem die heutigen Erfolge der Köpenicker gedeihen konnten - und ist erfahren genug, um mit dem aufgeregten Umfeld der Blauen umgehen zu können. Aber ist Neuhaus auch finanzierbar?
Marco Antwerpen (51): Dass der FC Kaiserslautern heute solch eine vorzügliche Rolle in der Zweiten Liga spielt, daran hat Antwerpen einen nicht zu unterschätzenden Anteil. Er führte den FCK beinahe direkt zum Aufstieg, dann aber kamen drei Niederlagen in Folge, die Roten Teufel rutschen auf Rang drei und Antwerpen musste vor den Relegationsspielen gegen Dresden gehen. Was er bei Lautern nicht vollenden durfte, schaffte er aber 2020 bei Eintracht Braunschweig. Antwerpen bezeichnet sich als emotionalen Typen - das kann bei Sechzig Fluch und Segen zugleich sein.
Manuel Baum (43): Gut drei Jahre ist der Landshuter seit seiner Entlassung bei Schalke schon ohne Engagement. Er hat den berühmten Stallgeruch, spielte einst im 1860-Nachwuchs und war zuletzt Teil der Löwen-Legenden beim Hallenturnier in Regensburg. Zählt zur Kohorte der Trainer moderner Prägung, die viel Wert auf Daten und Analysen legen - Gorenzel tut das auch. Zuweilen soll es Baums Spielern in der Vergangenheit zu viel des Guten gewesen sein. Ein Aufstieg gelang ihm noch nicht.
Thorsten Fink (55) : Sein Name fiel öffentlich als erster, er soll aber inzwischen kein großes Thema mehr sein. Er kennt Raphael Holzhauser aus seiner Zeit bei Austria Wien, das wäre ein Vorteil. Ist aber eben auch ein "Roter", war Profi beim FC Bayern (1997-2004). Das wäre den Löwen-Fans ziemlich schwer zu vermitteln. Zuletzt hatte er eher exotische Trainerjobs.
Marco Kurz (53): Auch über eine Verpflichtung des Ex-Löwen wird spekuliert. Gorenzel und er kennen sich gut. Der heutige Sportchef war 2007/08 Assistent des damaligen 1860-Trainers Kurz. Die gleiche Konstellation gab es außerdem 2011/12 in Kaiserslautern und 2013 bei Hoffenheim.