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High Noon in Giesing: Sechzigs Aufsichtsrat sucht eine Trainerlösung
15. Februar 2023, 18:25 Uhr aktualisiert am 15. Februar 2023, 18:25 Uhr
München - Lähmen die Löwen sich weiter selbst oder kommt endlich Zug in die zentrale Personalie? Daraus zieht die Aufsichtsratssitzung des TSV 1860 ihre Brisanz am heutigen Abend - passenderweise am Unsinnigen Donnerstag.
Es geht 16 Tage nach der Freistellung von Michael Köllner vor allem um die Beseitigung der Trainervakanz - und um die Arbeit von Sportchef Günther Gorenzel. Eine Einigung ist wegen der tiefen Krise, in die sich Sechzig in den letzten Wochen manövriert hat, zwingend. Garantiert ist ein Kompromiss aufgrund der Gräben zwischen den beiden Gesellschaftern freilich nicht.
Das sind die Sitzungsteilnehmer: Saki Stimoniaris (Vorsitzender), Karl-Christian Bay, Yahya Ismaik, Andrew Livingston, Robert Reisinger, Sebastian Seeböck. Bei einem Patt hat der Vorsitzende das letzte Wort.
Der Brennpunkt Trainer: Es ist kein Geheimnis, dass die Investorenseite um Hasan Ismaik auch nach dem Fehlstart ins neue Jahr zu Ex-Coach Köllner stand. Beim e.V. hätte man dagegen schon früher die Notbremse gezogen. Fehlentwicklungen hatten sich verfestigt, die Atmosphäre litt.
Eine Trennung im November wäre ratsam gewesen
Eine Trennung im November wäre womöglich ratsam gewesen. Doch schon da blockierte das 1860-Konstrukt sich selbst. Gorenzel zog dann die alternativlose Entscheidung durch - und handelte sich den Groll Ismaik und Co. ein, weil er aus deren Sicht lediglich über das Vorgehen informierte.
Der Brennpunkt Kandidaten: Ist ein überzeugender, ist ein finanzierbarer, ist ein konsensfähiger Trainervorschlag dabei? Darüber soll der Rat befinden. Klar ist, der neue Coach braucht ein dickes Fell und schnelle Lösungen. Ein Trainer wie Uwe Neuhaus mit Bundesliga-Flair war finanziell nicht darstellbar. Marco Kurz schon, der Gorenzel-Wegbegleiter, aber kommt er bei allen überzeugend an? Für die Emotionalisierung wäre gewiss Marco Antwerpen (früher Lautern) geeignet.
Der Brennpunkt Gorenzel: Dass der Sportchef in die Schusslinie geraten ist, wird als Folge der Köllner-Trennung gedeutet. Es könnte sein, dass ein Abgang des Österreichers allein zur inneren Befriedung nötig wird. Ein Sofortbeschluss ist aber unwahrscheinlich. Investorenseits sorgt ein klangvoller Name wie Benjamin Lauth für Wohlwollen. Ob der ehemalige Stürmer mit abgeschlossenen Sportmanagement-Studium die Verantwortung für ein so wankelmütiges Gebilde überhaupt übernehmen will? Schließlich weiß auch er, dass 1860 einem Pulverfass gleicht und ein Newcomer schnell verbrannt wäre.
Der Brennpunkt Gesellschafter: Wäre es nicht schön, wenn bei Sechzig rein sachorientiert gearbeitet würde, persönliche Befindlichkeiten und Interessen hinter dem Wohl des Vereins stünden? Aber das ist anscheinend Wunschdenken. Erst mit seinen mutmaßlichen Instagram-Spitzen gegen Gorenzel hat schließlich Ismaik-Statthalter Anthony Power den neuesten Konflikt auf die öffentliche Bühne gehoben.
Eine Trainerliste des Sportchefs liegt seit längerem vor
Eine Trainervorschlagsliste des Sportchefs liegt seit längerem vor. Weil eine Budgeterhöhung damit einhergeht, kann Gorenzel nur in Abstimmung entscheiden. Das Okay kam bisher nicht. Noch nicht einmal eine Ablehnung. Aufgrund des Stillstandes herrscht nach AZ-Infos teils Unverständnis darüber, wieso der Rat erst heute tagt und man wertvolle Zeit verstreichen ließ. Dass 50+1 angewendet wird, ist wegen der finanziellen Gegebenheiten nicht vorstellbar.