U20-Nationaltrainer im Interview

Abstreiter: "Will durch gute Arbeit überzeugen"


Der Landshuter Tobias Abstreiter trainiert im Moment die U20-Nationalmannschaft.

Der Landshuter Tobias Abstreiter trainiert im Moment die U20-Nationalmannschaft.

Von Bastian Häns

Seit dem Ende der vergangenen Saison ist der gebürtige Landshuter Tobias Abstreiter der neue Cheftrainer der U20-Nationalmannschaft. Seine Erfahrungen, die er als ehemaliger Deutscher Meister, Nationalspieler und Co-Trainer bei der Düsseldorfer EG und bei der A-Nationalmannschaft gesammelt hat, will er nun an die Nachwuchstalente weitergeben. Im idowa-Interview spricht er über seinen neuen Job, die Nachwuchsarbeit in Ostbayern und seine Zukunftserwartungen.

Herr Abstreiter, wie kam es zu Ihrem Wechsel von Düsseldorf zum Deutschen Eishockey-Bund?
Tobias Abstreiter: Ich war ja schon als Assistenztrainer in der A-Nationalmannschaft im Einsatz. Nach dem Deutschland-Cup wurden die Gespräche mit dem DEB immer konkreter. Ich habe kurz überlegt, im Laufe der vergangenen Saison wurde dann alles schriftlich fixiert.

Wieso haben Sie sich für die Arbeit mit den Nachwuchstalenten entschieden?
Abstreiter: Das ist eine sehr reizvolle Aufgabe. Zudem konnte ich zurück in die Heimat, zu meiner Familie ziehen. Ich hatte in Düsseldorf eine schöne Zeit, jetzt kann ich aber von Zuhause aus arbeiten.

Wie sieht nun Ihr Alltag als Nachwuchs-Bundestrainer aus?
Abstreiter: Ich bereite Maßnahmen wie beispielsweise die Summer Hockey Challenge in der Slowakei vor, danach arbeite ich sie auf und analysiere sie. Zudem gibt es immer wieder Leistungstests und ich analysiere Spieler.

Sie haben es schon angesprochen. Ende Juli findet die Summer Hockey Challenge statt. Was wollen Sie von Ihrem Team sehen?
Abstreiter: Wir wollen einfach ein gutes Turnier spielen. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft funktionieren und gewisse taktische Dinge auf dem Eis umsetzen. Die Ergebnisse sind mir erst einmal noch nicht wirklich wichtig. Es wird für uns eine erste Standortbestimmung vor der Weltmeisterschaft im Dezember.

Mit Moritz Seider, der kürzlich einen Drei-Jahres-Einstiegsvertrag bei den Detroit Red Wings unterschrieben hat, und Dominik Bokk, der in dieser Saison für Rögle BK in der ersten schwedischen Liga zum Einsatz kommt und mit dem Team im Trainingslager ist, fehlen zwei Toptalente. Wie wichtig wären die beiden?
Abstreiter: Wichtig ist, dass beide dann im Dezember dabei sind, denn sie werden die Qualität noch einmal erheblich anheben. Jetzt bekommen aber andere Spieler die Möglichkeit, sich zu beweisen und sich in den Vordergrund zu spielen.

Bei dem Turnier werden Sie auf der Trainerbank durch Bundestrainer Toni Söderholm unterstützt. Wie läuft diese Zusammenarbeit?
Abstreiter: Jeder hat seinen eigenen Aufgabenbereich. Generell sind wir im ständigen Austausch über deutsche Spieler, egal welcher Altersklasse, und über unterschiedliche Systeme.

Wenn wir Ihren Kader einmal durchgehen, wer hat denn Chancen, künftig auch für die Herren-Nationalmannschaft aufzulaufen?
Abstreiter: Das kann man in dem Alter noch nicht so beurteilen. Ein Großteil der Jungs spielt ja noch nicht einmal in der DEL. Die Spieler müssen sich erst einmal einen Stammplatz in der obersten Spielklasse erkämpfen. Auf längere Sicht glaube ich aber schon, dass einige der Jungs auch in der A-Nationalmannschaft spielen werden.

Sie sind gebürtiger Landshuter, haben neben dem EV Landshut auch für die Straubing Tigers gespielt. Wie bewerten Sie die aktuelle Nachwuchsarbeit in der Region?
Abstreiter: Natürlich gibt es in Landshut den Hauptstandort in Ostbayern, das ist wahrscheinlich das Aushängeschild im deutschen Eishockey, was die Nachwuchsarbeit betrifft. Auch der Regensburger Nachwuchs wird immer besser, Deggendorf zieht auch nach. Ich denke, auch in Straubing wird inzwischen ganz gute Arbeit geleistet. Wenn man sich beispielsweise Stefan Loibl anschaut, ist das ein gutes Beispiel. Dennoch gibt es noch viel zu tun, es darf keinen Stillstand geben. Man muss an einem Strang ziehen, um die jungen Spieler zu verbessern.

Verfolgen Sie denn noch Ihre Ex-Teams aus der Region?
Abstreiter: Ja, regelmäßig. Bis zur vergangenen Saison hat ja mein Bruder (Peter Abstreiter, Anm. d. Red.) und mein Sohn (Leon Abstreiter, Anm. d. Red.) noch beim EV Landshut gespielt. Gegen die Straubing Tigers haben wir mit Düsseldorf vier Mal in der Saison gespielt.

Was können die beiden Teams in der neuen Saison erreichen?
Abstreiter: Das ist in beiden Fällen schwierig zu sagen. Beim EVL denke ich, dass sie nicht solche Probleme wie der Deggendorfer SC in der vergangenen Saison (Direkter Wiederabstieg, Anm. d. Red.) bekommen werden. Die DEL hat jede Saison bekanntlich ein paar Top-Mannschaften, ein gutes Mittelfeld und Mannschaften, die ihre Probleme haben. Ich hoffe, dass sich die Tigers punktuell gut verstärkt haben. Ich denke, dass sie eine gute Saison spielen werden.

Die deutsche Nachwuchsarbeit ist ein vieldiskutiertes Thema. Wie beurteilen Sie die Entwicklung in der DEL?
Abstreiter: In meiner Mannschaft sind aktuell nur drei Spieler, die ihre Einsatzzeiten in der DEL bekommen. Allein diese Zahl zeigt gut, wie weit wir da noch von anderen Nationen entfernt sind. In der Schweiz beispielsweise gibt es 30,40 junge Spieler, die schon in der höchsten Liga spielen. Davon sind wir noch sehr weit entfernt. In einigen Bereichen haben wir uns bestimmt schon weiterentwickelt, in anderen stagnieren wir. Bestimmungen wie die Ausländerregelung sind da sicher nicht vorteilhaft. Es sollten nicht insgesamt in der Liga zwei bis drei Plätze für U20-Spieler frei sein, sondern pro Team.

Sie als neuer U20-Coach können dazu ja einen Beitrag leisten. Was wollen Sie den Talenten mitgeben?
Abstreiter: Ich will mich für die jungen Spieler einsetzen und ihnen Dinge für ihre weitere Karriere auf den Weg geben. Beispielsweise, was sie als Profi brauchen und wie man Erfolg haben kann. Da kommen ja viele Faktoren zusammen - wie Glück, das Vertrauen eines Trainers oder Geduld.

Wo sehen Sie das deutsche Eishockey in zehn Jahren?
Abstreiter: Wenn wir bis dahin wie andere Länder auch mehr Auswahl an Spielern haben, könnten wir uns in der Top acht festsetzen. Wir könnten nicht nur ins Viertelfinale kommen, sondern haben auch die Qualität und Mentalität, große Nationen zu schlagen. Dafür müssen wir aber weiter ins deutsche Eishockey investieren.

Und wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?
Abstreiter: Ich will mir als Cheftrainer einen Namen machen und durch gute Arbeit überzeugen. Wie es dann genau weitergeht, kann ich noch nicht sagen.