Salzburg/Landshut
Red Bull-Akademie in Salzburg: Nachwuchsarbeit auf höchstem Niveau
13. März 2015, 18:00 Uhr aktualisiert am 13. März 2015, 18:00 Uhr
Dienstagmorgen, 10.30 Uhr. Eine Zeit, zu der Jugendliche im Alter zwischen 15 bis 20 Jahren gewöhnlich die Schulbank drücken oder einer Ausbildung nachgehen. Nicht so an diesem Morgen, nicht so in Liefering, einem nordwestlichen Stadtteil Salzburgs. Hier beginnt gerade ein Eishockeyspiel. Die U18 des EC Red Bull Salzburg empfängt Bili Tygri Liberec aus Tschechien. Es ist das drittletzte Saisonspiel. Nur eine Hand voll Zuschauer sind anwesend. Es ist ein Spiel im Red Bull Hockey Rookies Cup, einer eigens von Red Bull gegründeten Liga. Außer Salzburg sind nur tschechische Mannschaften dabei - im eigenen Land fehlt schlichtweg die Konkurrenz. Heißt für die Spieler: Weite Auswärtsfahrten mit dem Bus. Beim U21-Team geht man in Salzburg noch weiter. Da duelliert man sich mit russischen Mannschaften, auswärts reist man per Flugzeug an. Gute Nachwuchsarbeit lässt man sich in Salzburg einiges kosten.
Es ist die erste Saison, in der die Jugendmannschaften von Red Bull Salzburg in der Akademie am Stadtrand der Mozartstadt zuhause sind. Die Lage ist nicht zufällig gewählt. Die Jugendlichen sollen ihren Fokus auf den Sport legen, die Verlockungen der Stadt sind weit weg. Zur nächsten Bushaltestelle sind es 15 Minuten Fußweg. Wer sich dafür entscheidet, in die Akademie zu gehen, der muss auch einiges in Kauf nehmen, wie Valentin Busch erzählt. Der 17-Jährige Außenstürmer spielt in der U18 des EC Red Bull Salzburg und ist gebürtiger Landshuter. Vor der Saison ist er aus der Jugend des EVL in die Red Bull-Akademie gewechselt. 26 Scorerpunkte (13 Tore, 13 Vorlagen) hat er in dieser Saison gesammelt. Damit ist er Dritter in der mannschaftsinternen Liste.
"Nachwuchs in Landshut ist gut, in Salzburg aber besser."
Busch nimmt sich nach dem Spiel seiner U18 gegen Liberec, das mit 7:4 an die Tschechen geht, kurz Zeit für ein Gespräch. Mit seinen langen schwarzen Haaren steht er noch ein bisschen schüchtern da und erzählt, warum er sich im vergangenen Sommer für den Wechsel nach Österreich entschieden hat. Helmut Schlögl, der Sports Manager Nachwuchs, hätte ihn angerufen und eingeladen, sich die Akademie mit seinen Eltern anzuschauen. Nach einem Besuch sei dann die Entscheidung gereift, dass er hier die besten Möglichkeiten für seine Entwicklung sieht. "Der Nachwuchs in Landshut ist auch ganz gut, hier in Salzburg meiner Meinung nach aber besser", sagt er.
Es verwundert nicht, dass man sich nach einem Besuch der Akademie für einen Wechsel nach Salzburg entscheidet. Betritt man das Gelände das erste Mal, wird man fast erschlagen von den Eindrücken. Auf rund 100.000 Quadratmetern findet man hier sieben Fußballplätze, einen davon in einer Halle, zwei Eisflächen, eine Turnhalle und einen Fittnessraum sowie einen medizinischen Bereich. Dazu kommen modernste Trainingsanlagen. Etwa zwei Skatemills, eine Art Laufband, mit dem im Trockenen der Bewegungsablauf auf dem Eis simuliert werden kann, oder eine RapidShot-Anlage, wo reaktionsschnell und zielgenau abgeschlossen werden muss.
Neben dem sportlichen Bereich ist in das Gelände auch ein Internat integriert. Von den insgesamt 400 Spielern der Akademie wohnen 140 Nachwuchssportler auf dem Gelände. Gerecht aufgeteilt, also 70 Eishockey- und 70 Fußballspieler. Valentin Busch ist einer davon und will sich durch die Ausbildung den Weg zum Eishockey-Profi ebnen. Die erste österreichische oder die DEL sind sein Ziel. Auch ein besonderes Merkmal der Akademie. Das Ziel ist es, möglichst vielen Talenten das nötige Rüstzeug für den Profibereich mitzugeben. Dabei wird nicht in erster Linie für die eigenen Teams ausgebildet. Die Spieler sollen hier ausgebildet werden und dann in Schweden, Deutschland, Slowenien oder Österreich in der ersten Liga spielen. Wichtig dabei ist auch: Wer einen Platz in der Akademie bekommt, hat es noch lange nicht geschafft. Damit beginnt die Arbeit erst, wenngleich die Bedingungen natürlich ihresgleichen suchen.
Busch: "Bin wegen dem harten Programm gekommen
Von den Jugendlichen wird viel erwartet, der Zeitplan ist äußerst straff. Bei der U18 sieht er wie folgt aus: Dienstags und donnerstags ist je zweimal Training. Dazu kommen Einheiten am Mittwoch, Freitag und Samstag. Zu jedem Eistraining kommt zusätzliches Off-Ice-Training. Am Sonntag auswärts oder Montag und Dienstag in Salzburg finden dann die Spiele statt. "Es ist ein hartes Programm. Aber wegen dem bin ich auch hierher gekommen", sagt Valentin Busch, der auf der Salzburger Handelsschule eine dreijährige kaufmännische Ausbildung absolviert.
Drei bis vier Stunden arbeiten Team und Trainer täglich zusammen. Für Daniel Petersson, der die U18 coacht, ergibt sich mit Planung und Besprechung ein Fulltime-Job. Im Sommer 2013 ist der 33-jährige Schwede als Trainer nach Salzburg gekommen. Es kann zwar jeder Trainer sein eigenes System spielen lassen, die Grundidee ist aber bei allen Teams gleich. "Wir wollen schnelles und offensives Eishockey spielen. Das ist der beste Weg, um die jungen Spieler zu entwickeln. Lässt man zu defensiv spielen, werden die Spieler passiv. Wir wollen aber aktive Spieler haben", erklärt Petersson. Der Fokus bei der Arbeit liegt klar auf der individuellen Förderung der Spieler. "Wenn du gute individuelle Spieler hast, dann hat du am Ende auch eine gute Mannschaft", so der Trainer.
Die Bedingungen sind auch für die Trainer erstklassig. "Du hast alles, was du brauchst", sagt Petersson. Gerade die kurzen Wege, etwa zwischen Kraftraum und Eisfläche, gefallen ihm. Er selbst achtet bei den Spielern sowohl auf das sportliche Potential als auch auf den Charakter. "Beides ist wichtig. Wir können das beste Gebäude haben, aber der Spieler muss auch selbst unbedingt wollen und sich entwickeln." Neben dem Charakter ist auch die schulische und berufliche Ausbildung der Spieler wichtig. "51 Prozent Schule, 49 Prozent Sport!", lautet die "eiserne" Regel in der Akademie.
"Müssen die Spieler, die wir haben, besser entwickeln."
Für Petersson ist wichtig, dass sich in der Nachwuchsarbeit etwas bewegt. "In Österreich und auch in Deutschland müssen wir die Spieler, die wir haben, besser entwickeln. In den großen Eishockey-Nationen holst du einfach den nächsten Spieler. Wir haben nicht so viele", sagt er, betont aber auch: "Dafür braucht es Zeit und Geduld." Spannend findet der Trainer, dass er es mit Talenten aus unterschiedlichen Ländern zu tun hat: "Es ist unser Job als Trainer, die unterschiedlichen Nationen zu einem Team zusammenzuführen. Das ist ein positives und interessantes Arbeiten. Auch für die Jungs ist es eine gute Erfahrung. Sie müssen zusammenarbeiten." Und letztlich hat der Sport eine große Kraft, die Menschen zu verbinden.
Als wir die Akademie verlassen, sehen wir Valentin Busch noch einmal. In der Turnhalle spielt er mit ein paar Mannschaftskollegen Fußball, um nach dem Spiel runterzukommen. Man sieht einfach, dass die Jungs Spaß am Sport haben.