Die AZ blickt zurück
TSV 1860: Biero, der Hunderter - Das waren seine denkwürdigsten Momente
4. Oktober 2019, 6:57 Uhr aktualisiert am 4. Oktober 2019, 7:26 Uhr
Das 3:1 über Kaiserslautern war ein Jubiläum für Daniel Bierofka als Löwen-Trainer. Im Schnitt holt der TSV 1860 unter ihm 1,78 Punkte. Die AZ blickt zurück auf einige denkwürdige Spiele seiner Ära.
München - Daniel Bierofka, haben Sie mal einen Hunderter? Und zwar nicht den Geldschein: Der Trainer des TSV 1860 hat exakt hundert Spiele auf dem Buckel. Ein Jubiläum, aber alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Das 3:1 des TSV 1860 im Duell der Traditionsvereine gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstag war Bierofkas 100. Pflichtspiel für die Löwen. Punkteschnitt? Starke 1,78 Zähler. "Ich freue mich auf seine nächsten 100 Spiele. Er ist das Herzstück des TSV 1860", schrieb Investor Hasan Ismaik. Bierofka selbst gab sich pragmatischer: "Ich weiß nicht einmal, ob es ein 200. Spiel gibt. Ich schaue nicht so weit in die Zukunft."
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Der letzte Trainer, der so viele Spiele coachte wie Bierofka, hieß Reiner Maurer. Der jetzige Chefcoach von Türkgücü München stand zwischen 2010 und 2012 satte 88 Mal an der Seitenlinie, dazu gesellen sich 39 Partien zwischen 2004 und 2006. Zuletzt brauchte es sechs Trainer, um so lange auf dem nach Kult-Trainer Werner Lorant (1992 bis 2001) zum Schleudersitz verkommenen Posten auszuharren: Vitor Pereira (20 Spiele), Denis Bushuev (2), Kosta Runjaic (15), Beno Möhlmann (21), Torsten Fröhling (26) und Markus von Ahlen (20).
Die AZ zeigt das Wirken von Bierofka als Trainer und Identifikationsfigur in Personalunion:
Traumstart 2. Liga: Was für ein Löwen-Märchen: Regionalliga-Trainer Bierofka (2015-17) holte im Frühsommer 2016 in drei Spielen gegen Braunschweig, St. Pauli und Paderborn drei Siege. Maximalausbeute. Der Lohn: die Rettung. "Ich war noch nie nach einem Schlusspfiff so erleichtert wie heute. Ich bin überglücklich, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben", sagte der Interims-Chef damals.
Der zweite Aushilfsjob 2016/17 vor der Winterpause verlief durchwachsen: Ein Sieg, zwei Pleiten. Später folgte, was Bierofka zuvor verhindert hatte: der Abstieg.
Regionalliga-Neuaufbau: "Als ich vor zwei Jahren hier angefangen habe, wollte ich den Fans nur etwas Stolz zurückgeben. Wir waren ja völlig am Boden", erklärte Bierofka über den tragischen Absturz der Sechzger: zuerst sportlich, schließlich wirtschaftlich. Der Ex-Spieler baute daraufhin um seinen U21-Kapitän Felix Weber ein Team, das die Meisterschaft einfahren sollte - inklusive Aufstiegs-Wahnsinn nach dem Relegations-Triumph über den 1. FC Saarbrücken (3:2, 2:2) in ganz Giesing.
Daniel Bierofkas erste Drittliga-Saison verlief wechselhaft
Drittliga-Mühen: Spielzeit eins zurück im Profifußball, für Bierofka eine Mammut-Aufgabe: mit den Löwen Fuß fassen in der Liga, ganz nebenbei die Fußballehrer-Lizenz einholen. Anfänglichen Erfolgen folgten sportliche Rückschläge, Querelen um Torjäger Adriano Grimaldi, Dauerstress. Vor der Winterpause pfiff Bierofka eigenen Aussagen zufolge aus dem letzten Loch. Er wackelte, doch er fiel nicht.
Nach der Winterpause folgten eine sehr gute 1,3 im Trainerlehrgang und ein Aufschwung, der 1860 sogar an den Aufstiegsrängen schnuppern ließ - bevor sechs Pleiten in Serie miese Laune und Abstiegsängste auslösten: Der Klassenerhalt gelang erst am vorletzten Spieltag - der TSV wurde Zwölfter.
Vor der laufenden Saison war 1860 aufgrund von Konsolidierungsmaßnahmen schon als Abstiegskandidat Nummer eins verschrien. Mit Timo Gebhart, Prince Owusu und Tim Rieder kamen - fremdfinanziert und spät - notwendige Verstärkungen. Der Auftakt: je vier Siege und Niederlagen, zwei Remis - mittelprächtig im Tabellen-Mittelfeld.
Im Pokal fehlen Daniel Bierofka noch die Erfolge
Bierofka im Pokal: Noch keine Erfolgsgeschichte. 2017/18 setzte es im DFB-Pokal ein 1:2 gegen den FC Ingolstadt - Erstrunden-Aus. Dasselbe Schicksal eine Spielzeit später gegen Holstein Kiel (1:3). Im Toto-Pokal stehen das Viertelfinal-Aus beim damaligen Regionalliga-Konkurrent SpVgg Bayreuth (1:2) und 2018/19 das 2:3 im Halbfinale bei Viktoria Aschaffenburg zu Buche. Aktuell muss Sechzig im DFB-Pokal passen, im Verbandscup-Viertelfinale wartet das harte Los Unterhaching (11.10.).
101 plus x: Bierofkas nächster Streich folgt am Montag bei den Würzburger Kickers (19 Uhr). Einfache wie sinnige Ansage des 1860-Dompteurs, der sich noch nicht mit dem nächsten Hunderter beschäftige: "Jetzt schau ich, dass wir das nächste Spiel gewinnen."