Keine Doppelbelastung mehr
Löwen-Trainer Daniel Bierofka: Voller Fokus auf den TSV 1860
7. März 2019, 6:28 Uhr aktualisiert am 7. März 2019, 6:28 Uhr
Endlich kein Trainerlehrgang mehr: Löwen- Coach Bierofka zeigt sich entspannt wie lange nicht - und witzelt: "Ich habe so viel Zeit, ich weiß gar nicht, wohin damit." Bekommt Owusu am Samstag einen Startelf-Einsatz?
München - Daniel Bierofka wäre ein guter Pokerspieler. Oft sieht man den Trainer des TSV 1860 mit versteinertem Gesicht. Nicht nur, wenn er wie zuletzt gegen Hansa Rostock (1:2) über Niederlagen sprechen muss.
Doppelbelastung Giesing und Trainerlehrgang. Pokerface. Tunnelblick. Wie immer man es nennen mag: Die strenge Miene beherrscht er perfekt. Am Mittwoch dagegen hatte Bierofka sichtlich gut lachen - das hatte auch einen Grund.
"Mehr Zeit, mich auf Wehen vorzubereiten"
"Schön, dass ich jetzt so viel Zeit habe. Ich kann das Spiel nochmal analysieren und habe mehr Zeit, mich auf Wehen vorzubereiten", sagte Bierofka am Mittwoch über die Aufarbeitung der jüngsten Pleite und die kommende Aufgabe beim SV Wehen Wiesbaden am Samstag (14 Uhr, AZ-Liveticker). Und nein, er sagte es nicht im Rahmen der Pressekonferenz, die erst am Donnerstag steigt.
Bierofka sprach - quasi freiwillig - schon vorzeitig nach dem gestrigen Training. Die Fußballehrer-Lizenz ist zwar noch nicht im Sack, doch der 40-Jährige wartet bekanntlich nur noch auf die Ergebnisse. Lehrgang vorbei, Prüfungen rum, keine schlafraubenden Fahrten mehr nach Hennef, bei denen Vater Willi zuletzt als Chauffeur diente.
Löwen-Stüberl immer noch geschlossen
Wenn es nach dem Sohnemann geht, könnte das Duo Bierofka-Bierofka gleich weitermachen. "Ich habe so viel Zeit, ich weiß gar nicht, wohin damit", klagte Bierofka junior, dessen Vormittagseinheit wie so oft von seinem Chefkritiker Bierofka senior begutachtet wurde. Der Plan: die Neueröffnung des Löwen-Stüberls.
"Es ist immer noch zu, oder? Eigentlich könnte ich es machen", sagte Bierofka, der als Stüberl-Chef direkt einen Job für seinen Vater hätte: "Mein Pa könnte das Weißbier ausschenken." Und Mutter Bierofka solle als Kellnerin fungieren: "Meine Ma ist eh nur daheim, die könnte sich auch hinstellen." Hätte was, so ein Bier-o-Stüberl bei Sechzig.
Trainingsschwerpunkt Defensivarbeit
Der Plan zum Ende der Faschingszeit ist freilich nur Jux und Tollerei. Doch er zeigt, wie gelöst Bierofka nach dem Stressabfall der vergangenen zehn Lehrgangs-Monate ist. Lächeln und Leichtigkeit sind zurück. Endlich wieder Vollzeit-Löwe! Die wahren Profiteure sollen aber nicht Sechzigs Trainingskiebitze im Stüberl, sondern die Spieler sein. Bierofka erklärt, wieder fokussiert: "Ich will die Mannschaft weiter voranbringen."
Der gestrige Trainingsschwerpunkt lag, aufgrund erneuter Abwehrschwächen gegen Hansa, auf der Defensivarbeit. "Der Unterscheid war: Rostock war eiskalt und wir haben aus einer Vielzahl an Chancen nur ein Tor gemacht", kritisierte der Ex-Bundesligaspieler: "Wir können ja verteidigen, wir werden aber gnadenlos bestraft. Deswegen dürfen wir noch weniger zulassen."
"Prince wird seine Chance bekommen"
In der Offensive heißt eine der Bierofka-Fragen neben der Verbesserung der Chancenverwertung: "Zier" oder "Prince"? "Es war keine Entscheidung gegen Osei, sondern für Markus", erklärte Bierofka über Torjäger Markus Ziereis, zuletzt als hängende Spitze anstelle von Leih-Stürmer Prince Owusu in der Startelf: "Manchmal ist es ein Bauchgefühl. Prince wird seine Chance bekommen. Vielleicht sogar am Samstag."
Schafft es Bierofka, die richtige Mixtur aus Verbissenheit und Lockerheit auf seine Mannschaft zu übertragen, ist auch beim Tabellen-Vierten was zu holen. Die Aufgaben bei 1860 gehen jedenfalls nicht aus. Ob er angesichts des radikalen Konsolidierungskurses bald einmal mehr den Botschafter für Einigkeit zwischen den Gesellschaftern mimt? Unabhängig davon stehen die Chancen gut, dass sich Sechzigs Vereinsikone weder als Glücksspieler noch als Wirt verdingen muss.
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