Globetrotter aus dem Bayerwald
Lutz Pfannenstiel und das spannende Projekt in den USA
28. Januar 2021, 17:30 Uhr aktualisiert am 28. Januar 2021, 17:30 Uhr
Lutz Pfannenstiel, Fußball-Globetrotter aus dem Bayerwald, ist in den USA gerade am Aufbau eines ambitionierten MLS-Teams beteiligt. Seine Reise dürfte damit aber noch lange nicht beendet sein. West Ham United will ihn holen
Einer wie Lutz Pfannenstiel ist nie ganz raus aus dem Fußball - und der Fußball schon gar nicht aus ihm. Am Mittwochabend tickerte über die Agenturen, dass der englische Traditionsverein West Ham United Interesse an einer Verpflichtung des Fußball-Globetrotters aus dem Bayerischen Wald habe. Wie das Portal t-online meldete, habe der Premier-League-Klub dem 47-jährigen gebürtigen Zwieseler "bereits vor einigen Wochen ein Angebot unterbreitet". Eine Reaktion Pfannenstiels gab es zunächst nicht. Das könnte daran liegen, dass sich Pfannenstiel in seinem aktuellen Job in den USA, beim St. Louis SC, wohin er nach seinem Abschied von Fortuna Düsseldorf im August 2020 gewechselt war, sehr gut aufgehoben fühlt.
"Das ist für mich das momentan spannendste Projekt im Fußball", sagt Pfannenstiel, der als Torhüter auf allen Kontinenten spielte, im Sport 1-Podcast "Lieber Fußball" als Erklärung für seinen Wechsel zu dem Klub, der ab 2023 in der Major League Soccer (MLS) spielt: "Wir haben ein ganz klares Ziel: Wir wollen die beste Nachwuchs-Akademie in Nordamerika aufbauen. Und wir wollen eine schlagkräftige Mannschaft in der MLS stellen, die erst in den Playoffs und dann langfristig vorne mitspielen soll."
Hopp? "Ein absoluter Ehrenmann"
Zum Gesamtkonzept des Klubs und damit indirekt auch zum Aufgabenbereich des Sportdirektors aus Deutschland gehört der Bau einer ultra-modernen Fußball-Arena in St. Louis: "Das Stadion steht zu 25 Prozent. Ein absolutes Schmuckkästchen, mitten in der Innenstadt. Das wird definitiv eines der modernsten Stadien in der MLS", glaubt Pfannenstiel. Ganz neu sind die Rahmenbedingungen in St. Louis für den Bayerwaldler nicht: "Wir haben riesige Möglichkeiten. Ich sehe es hier ein bisschen wie Hoffenheim 2.0", sagt Pfannenstiel und macht kein Hehl daraus, dass er seinem Ex-Arbeitgeber aus der Bundesliga noch in respektvoller Zuneigung verbunden ist. "Was in Hoffenheim in den letzten 15 Jahren aufgebaut, entwickelt und in die Akademie investiert wurde, wie schlau auch finanziell gearbeitet wurde, mit wahnsinnig vielen Transfererlösen, das ist einmalig."
Deshalb verstehe er auch die offene Abneigung nicht, die der TSG Hoffenheim in den Stadien oft entgegenschlage: "Wenn ich die negativen Kommentare über Hoffenheim höre, Plastikverein oder Retortenverein, dann muss ich immer lachen. Aber mancher alteingesessene Fußballfan lebt halt immer noch in den 1970er Jahren." Seine Meinung über Dietmar Hopp, den Hoffenheimer Mäzen, passt da durchaus ins Bild: "Ein absoluter Ehrenmann, einer der besten Menschen, die ich je kennen gelernt habe", so Pfannenstiels Urteil.
Weitaus weniger positiv fällt das Fazit des 47-Jährigen über seine Zeit bei Fortuna Düsseldorf aus, die mit der - für manche Beobacher etwas übereilten - Kündigung endete.
"Liga, die nicht viele interessiert"
Der Schritt in die USA sei trotzdem nicht unbedingt naheliegend gewesen - und die Entscheidung keine einfache. "Ich habe wirklich hart dafür gearbeitet, um irgendwann Sportvorstand in der Bundesliga zu sein", erklärt Pfannenstiel und lässt den Halbsatz, der folgt, bezeichnenderweise offen: "Und dann gehe ich in die USA, in eine Liga, die momentan in Europa noch nicht wirklich viele Leute interessiert ..."
Interessanter klingt da eigentlich schon das Angebot aus dem Heimatland des Fußballs, Wer weiß, vielleicht packt ihn ja demnächst wieder die Reiselust? Einer wie Lutz Pfannenstiel ist halt nie ganz raus aus dem Fußball - und der Fußball nicht aus ihm.