Stürmer-Sorgen
Lewandowski-Ersatz beim FC Bayern: Elber plädiert in der AZ für Zirkzee
28. Februar 2020, 10:02 Uhr aktualisiert am 28. Februar 2020, 12:44 Uhr
Robert Lewandowski fällt verletzt vier Wochen aus, der FC Bayern braucht eine Notlösung. Setzt Coach Hansi Flick auf sein Nachwuchsjuwel? In der AZ äußern sich dazu Giovane Elber und Dieter Hoeneß.
München - Vor Beginn dieser Saison hätte man einen Spieler ganz bestimmt genannt, wenn es um den Ernstfall beim FC Bayern gegangen wäre, darum, Robert Lewandowski, den Unersetzlichen, tatsächlich mal zu ersetzen - oder eher: zu vertreten.
Doch Fiete Arp (20), im Sommer für drei Millionen Euro vom Hamburger SV verpflichtet, ist im Team von Trainer Hansi Flick überhaupt keine Option. Der junge Angreifer schafft es derzeit nicht einmal bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern in der 3. Liga in die Startelf. Was in erster Linie bedauerlich für Arp ist, aber eben auch nicht ideal für den FC Bayern. Denn der Ernstfall ist nun eingetreten.
Lewandowski, Europas treffsicherster Angreifer (39 Tore in 33 Saisonspielen), wird dem FC Bayern vier Wochen fehlen, mindestens sechs Spiele verpassen. Einen Anbruch der Schienbeinkante am linken Kniegelenk diagnostizierte Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Lewy muss sogar Gips tragen. Und Bayern eine Lösung finden - bereits im Bundesliga-Spiel bei der TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky live und im AZ-Liveticker).
Elber: "Ganz wichtig, dass er gegen Dortmund wieder fit ist"
"Wenn Lewandowski nicht mitmachen kann, ist das schon ein Vorteil für den Gegner", sagte Hoffenheim-Trainer Alfred Schreuder mit einer gewissen Vorfreude auf das Duell: "Er ist seit zehn Jahren der beste Stürmer der Liga."Und fast nie verletzt. Seit seinem Wechsel 2014 von Borussia Dortmund zu den Bayern fehlte Lewandowski in nur zwölf Pflichtspielen. Deshalb verzichteten die Münchner in den vergangenen Jahren stets darauf, einen erstklassigen Back-up zu verpflichten. Lewandowskis Leistungen und seine Widerstandsfähigkeit gab den Bossen Recht.
Nun aber hat es auch Bayerns Eisenmann einmal heftiger erwischt. "Das ist für uns sehr, sehr schade", sagt Bayerns Torjägerlegende und Markenbotschafter Giovane Elber im Gespräch mit der AZ: "Lewy hatte so einen guten Lauf, hat in der Bundesliga und Champions League unglaublich oft getroffen. Es wäre ganz wichtig, dass er zum Topspiel gegen Dortmund wieder fit ist." Darauf hoffen Flick und die Bayern.
Am 4. April steigt der Liga-Kracher beim BVB, in der folgenden Woche (7./8. April) steht das Viertelfinal-Hinspiel in der Königsklasse an. Bis dahin braucht Bayern eine Notlösung. "Müller hat ganz vorne schon gespielt, auch Gnabry in der deutschen Nationalmannschaft", sagt Elber. "Aber ich habe mir gedacht: Vielleicht ist es auch die große Chance für Joshua Zirkzee, vielleicht probiert es Hansi Flick mit ihm. Der Junge ist talentiert und unbekümmert." Torgefährlich ebenso. Im Dezember traf der 18-jährige Zirkzee nach seinen Einwechslungen gegen Freiburg und Wolfsburg entscheidend.
Zirkzee für Lewandowski? "Noch ein bisschen zu früh"
Ist er nun ein Mann für die Startelf? Eher nicht, meint der frühere Mittelstürmer Dieter Hoeneß. "Zirkzee ist ohne Frage ein großes Talent mit ausgeprägtem Torinstinkt. Aber vielleicht kommt es für ihn noch ein bisschen zu früh, von Anfang an zu spielen. Es wäre wohl besser, wenn er die letzten 20 oder 25 Minuten reinkommt", sagt Hoeneß der AZ und ergänzt noch: "Lewandowski ist natürlich schwer 1:1 zu ersetzen. Serge Gnabry kann die Position aber spielen, Thomas Müller auch. Bei Bayern ist jetzt Variabilität gefragt in der Offensive, dann kann man die vier Wochen ohne Lewandowski schon kompensieren. Hansi wird sicher eine Lösung finden."
Bei den Varianten mit Müller oder Gnabry als Sturmspitze wäre es für Flick eine Option, Youngster Alphonso Davies ins linke offensive Mittelfeld zu ziehen. Auf dieser Position wurde der 19-jährige Kanadier auch ausgebildet, ehe ihn Bayern zum Linksverteidiger umschulte. Lucas Hernández könnte so in die Viererkette zurückkehren.
Weil auch Kingsley Coman und Ivan Perisic ausfallen, haben Philippe Coutinho und Leon Goretzka gute Aussichten auf Spielzeit. Und Zirkzee?
Elber vergleicht dessen Situation mit einem anderen, sehr bekannten Bayern-Youngster: "Ich erinnere mich, dass Ottmar Hitzfeld 2001 plötzlich Owen Hargreaves im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid gebracht hat. Wir waren alle überrascht. Aber Hargreaves hat super gespielt, auch im Finale." Was Hargreaves damals im Mittelfeld leistete, könnte Zirkzee nun im Angriff vollbringen. In genau jener Rolle, die man vor dieser Saison Fiete Arp zugetraut hatte.