Titelnacht in Bremen

Hinter den Kulissen: Thomas Müller gibt Einblick in Bayerns Meisterparty


Münchner Serientäter: In den vergangenen acht Jahren ging die Schale immer an die Bayern.

Münchner Serientäter: In den vergangenen acht Jahren ging die Schale immer an die Bayern.

Von Bernhard Lackner

Der FC Bayern ist Deutschlands Serienmeister, mit dem Erfolg in Bremen steht der achte nationale Titel in Folge fest. Das hat in den großen Ligen in Europa zuvor nur Juventus Turin in Italien geschafft.

München - Es ist die Macht der Gewohnheit - und die Konkurrenz des Abo-Meisters gewohnt machtlos. Seit 2013, seit der Triple-Saison unter Trainer Jupp Heynckes, hat der FC Bayern nun acht Titel hintereinander gewonnen. Geschichte wird gemacht, kein Ende in Sicht. Diese so ungewöhnliche Saison im Schatten der Corona-Pandemie endete also ganz gewöhnlich. Es war eine stille Nacht in Bremen, allerdings nur im Weserstadion, in dem sich die Bayern-Profis nach ihrem 1:0 bei Werder nur 18 Minuten aufhielten. Eine skurrile, weil sterile Party.

Mit drei Höhepunkten: Die Mannschaft machte eine Art Verbeugungs-Welle vor der Haupttribüne. Von dort grüßten die Oberen des Klubs, Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Herbert Hainer und Vorstand Oliver Kahn - sie la-ola-ten juvenil zurück.

Applaus von ganz oben: Die Bayern-Bosse bejubeln die achte Meisterschaft in Serie.

Applaus von ganz oben: Die Bayern-Bosse bejubeln die achte Meisterschaft in Serie.

"Wo sind die Bengalos?", rief Thomas Müller, der Oberschelm, zu den Fans nach oben. Manuel Neuer brüllte wie der Vorsänger der absenten Kurve: "Deutscher Meister ist nur der FCB!" - ohne Echo der Kurve. Beim Verlassen der Arena bolzte der Kapitän einen Ball im hohen Bogen auf die Osttribüne, das Spielgerät nahm ein einsames Bad im Beton.

Hansi Flick ist der Architekt des Bayern-Erfolgs

Erbaut wurde Bayerns 30. Meisterschaft, die erste im Zeitalter der Geisterspiele, von Architekt Hansi Flick. Nach Franz Beckenbauer 1993/94 und Heynckes 2017/18 ist Flick der dritte Trainer der Liga-Geschichte, der in einer Saison das Amt übernahm (von seinem einstigen Chef Niko Kovac) und am Ende Meister wurde. Mit Bravour.

"Wir haben zwischendurch geschwächelt, da hat es die Konkurrenz verpasst, davonzuziehen, und dann als Hansi das Ruder übernommen hat, hat er das Schiff sehr schnell wieder in Fahrt gebracht", lobte Rummenigge. Beleg gefällig? Seit der letzten Bundesliga-Niederlage, dem 1:2 in Gladbach im Dezember, holte Bayern unter Flick 51 von möglichen 53 Punkten (17 Siege plus das 0:0 gegen Leipzig). Mehr Dominanz geht nicht. Mächtig, mächtig.

In der Kabine wurden die Handys für erste obligatorische Social-Media-Maßnahmen gezückt, die Spieler tanzten und jubilierten ohne das übliche Verbrüderungsschmusen. In zwei Teambussen (Sicherheitsabstand unter Meistern!) fuhr man ins "Atlantik Grand Hotel Bremen", drinnen ging's dann ab. Die Feier im Hotel sei "auf jeden Fall intensiv" gewesen, sagte Müller.

Denn: "Man hat der Mannschaft angesehen, dass die letzten Wochen viele Körner gekostet haben. Aber wir haben es noch einmal richtig krachen lassen." Müller über das hygienekonforme Party-Prozedere: "Wir haben gemeinsam die Saison Revue passieren lassen und den Regeln entsprechend - an unseren Einzeltischen - richtig und mit viel Musik gefeiert. Auch unsere 'International Players' durften ihre Musikwünsche äußern." Wie nett.

Der FC Bayern kann noch zwei Titel gewinnen

Als Tanzbären zeichneten sich laut Feierbiest-Minister Müller Lucas Hernández und David Alaba aus, zum besten Tänzer der Nacht wählte er Jérôme Boateng: "Der junge Boateng ist zurück! Er hat ein paar smoothe Tanzbewegungen drauf und ist auch ein bisschen erfahrener, kennt einige Musikrichtungen." Auf zwei Hochzeiten wollen Boateng & Co. noch die Tanzbeine schwingen: Nach dem Pokalfinale am 4. Juli in Berlin sowie in der Champions League, die mit dem Rückspiel (Hin 3:0) gegen Chelsea am 7. oder 8. August fortgesetzt wird.

Am frühen Mittwochnachmittag kehrten die Bayern nach ihrer Rückreise per Charterjet an die Säbener Straße zurück, wieder in zwei Bussen (Sicherheitsabstand unter verkaterten Meistern!) und wurden dabei von rund 15 Fans empfangen.

Die Macht aus München hat 29 der 57 Meisterschaften seit Liga-Gründung 1963 eingesackt. Auf acht Titel in Serie kommt in den großen europäischen Ligen nur Juventus Turin, das diesen Sommer Nummer neun in der Serie A hinzufügen kann. Zum Vergleich: In Frankreich gewann Olympique Lyon einst sieben Titel am Stück, in Spanien Real Madrid fünf. In England herrscht mehr Dichte an der Spitze, Manchester United schaffte ein Dreierpack an Liga-Triumphen. Für die Bayern heißt es nächste Saison: (Auf) Alle Neune!