Ex-Bayern-Trainer im AZ-Interview

Felix Magath: "Thomas Müller wird seine Position behaupten"


Ex-Trainer des FC Bayern: Felix Magath

Ex-Trainer des FC Bayern: Felix Magath

Von AZ Redaktion

Felix Magath spricht in der AZ über den Star des FC Bayern und Niko Kovac: "Man war ja hier nur mit wenigen Trainern zufrieden".

München - Felix Magath holte mit dem FC Bayern 2005 und 2006 das Double. Im AZ-Interview spricht er über die Situation von Niko Kovac, den Umbruch seines Ex-Klubs und ein mögliches Engagement beim Lokalrivalen 1860.

AZ: Herr Magath, Sie waren zweimal mit dem FC Bayern und einmal mit dem VfL Wolfsburg Meister. Wer entscheidet das Titelrennen in dieser Saison für sich?
FELIX MAGATH: Der FC Bayern, ganz klar. Das habe ich schon vor der Saison gesagt, auch im Herbst, als es nicht so gut lief. Bayern war immer die Mannschaft mit dem besten Spielerpotenzial in der Bundesliga, vor allem in der Breite. Borussia Dortmund hat vereinzelt auch Spitzenleute, aber insgesamt ist der Kader der Bayern stärker. Und das ist für eine Meisterschaft oft entscheidend.

Sie haben mit den Münchnern als Trainer sogar zweimal das Double gewonnen, 2005 und 2006. Muss das auch in dieser Saison das Ziel sein?
Mit Ausnahme von RB Leipzig sind die ganz großen Teams im Pokal nicht mehr dabei. Das stimmt. Deshalb sollte man schon davon ausgehen, dass Bayern das Double holt.

Kürzlich haben Sie die Trainergilde im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF leidenschaftlich verteidigt. Sollte der FC Bayern Niko Kovac mehr Zeit geben, um ein Team nach seinen Vorstellungen zu formen?
Es ging mir bei meiner Kritik um die Entwicklung im deutschen Fußball insgesamt. Wir haben in den vergangenen Jahren schon an Qualität verloren, das muss man sagen. Und wenn man an die Ursachen kommen will, warum das so ist, liegt das aus meiner Sicht nicht unbedingt daran, dass mal einer am Tor vorbeischießt und ein anderer trifft. Es hat aus meiner Sicht auch damit zu tun, dass die Trainer im Laufe der Jahre immer mehr geschwächt wurden, in ganz Europa und speziell in Deutschland.

"Als Trainer hat man es in England leichter als hier"

Was meinen Sie konkret?
Im Fußballgeschäft fließt immer mehr Geld, über die Jahre sind immer neue Positionen in den Klubs geschaffen worden. Dadurch ändert sich die Kommunikation. Teilweise wird mit den Trainern respektlos umgegangen. Das ist weltweit zu beobachten, aber besonders in Deutschland, weil bei uns alles noch genauer sein muss. Ich glaube, als Trainer hat man es in England leichter als hier. Am Ende ist hier immer der Trainer derjenige, der die Suppe auslöffeln darf.

Kovac ist bei Bayern recht schnell unter Druck geraten, hat in der Rückrunde aber die Kurve bekommen - mit Ausnahme der 1:3-Niederlage in der Champions League gegen den FC Liverpool.
Niko Kovac ist ja kein Einzelbeispiel in diesem Klub. Man war ja bei Bayern in der Vergangenheit nur mit wenigen Trainern zufrieden.

Die Bayern haben den zweiten Teil des Umbruchs gestartet, sie geben viel Geld für neue Stars aus. Wird es für die Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng, die im Nationalteam aussortiert wurden, nun auch im Klub schwierig?
Es ist völlig normal, dass Spieler über zehn Jahre nicht nur Topleistungen bringen. Es gibt auch mal Phasen, in denen man schwächer spielt. Daran kann aber im Verhältnis Trainer/Spieler gearbeitet werden, um die alte Form wiederzufinden. Wenn aber jedes Jahr ein neuer Trainer kommt, ist das schwierig. Da bleibt der eine oder andere Spieler auf der Strecke. Speziell bei Thomas Müller glaube ich das aber nicht. Der wird seine Position auch in der nächsten Saison behaupten.

Magath-Job in München?

Wann sehen wir Sie eigentlich wieder im deutschen Profifußball? Wäre der TSV 1860 vielleicht ein interessantes Projekt für Sie?
(lacht) Ich fange erst an, konkret über Projekte nachzudenken, wenn ich von dem jeweiligen Verein darauf angesprochen werde. Jeder Klub ist anders, hat eine andere Struktur und andere Probleme. Jeder Klub wird anders geführt. Deshalb kann ich das vorher nicht beantworten.

Zum Abschluss: Sie haben beim Takeda Organspendelauf im Englischen Garten mitgemacht. Wie bedeutend ist das Thema Organspende?
Dieses Projekt ist aus meiner Sicht ganz wichtig, denn es geht um Menschenleben. Da besteht noch sehr viel Informationsbedarf für die Gesellschaft. Jeder muss sich bewusst machen, dass er mit einer Unterschrift zur Organspende Leben retten kann. Ich bin mit Leidenschaft dabei. In meinem privaten Umfeld stand zuletzt eine schwierige Operation an. Da ist mir bewusst geworden, wie wichtig dieses Thema ist.

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