Kommentar zur EVL-Krise
Plötzlicher Herztod: Dr. Beck bitte melden!
10. Juli 2015, 12:53 Uhr aktualisiert am 10. Juli 2015, 12:53 Uhr
Sudden Death, der plötzliche Tod - so nennt man im Eishockey die Niederlage nach Verlängerung. Dieser plötzliche Tod hat am Donnerstag auch den EVL Landshut Eishockey ereilt. Die DEL2 schließt den EVL aus der Liga aus!
Tag 1 nach dem Super-Gau für das Landshuter Profi-Eishockey. Gespenstische Stille, Schockstarre. Nichts ist zu hören oder zu lesen aus der Geschäftsstelle des EVL Landshut Eishockey: Keine Stellungnahme, keine Entschuldigung an die treuen Fans. Es ist ganz so, als hätte die Uhr plötzlich aufgehört zu schlagen.
Wirft man einen Blick auf die Homepage des Vereins, sind die zwei aktuellsten Meldungen der optimistische Ausblick von LES-Geschäftsführer Christian Donbeck auf die Gesellschafter-Versammlung der DEL2 am Donnerstag und die frohe Botschaft über einen neuen Sponsor. Sieht alles noch nach heiler Welt aus. Ist es aber nicht mehr. Fans halten Mahnwachen am Stadion ab, organisieren Protestmärsche in der Stadt - "ein Zeichen gegen die Lügner und Blender in der Führung unserer GmbH", wie sie selbst sagen.
So ganz realisiert hat Eishockey-Landshut diese Meldung noch immer nicht: das Aus für den EVL in der DEL2! Endgültig. Was bleibt, sind viele offene Fragen.
Lesen Sie hier: Super-Gau eingetreten: Landshut aus der DEL2 ausgeschlossen!
Wie konnte es dazu kommen? Wochenlang tönte LES-Geschäftsführer Christian Donbeck euphorisch über die herausragenden Entwicklungen an der Sponsorenfront. Noch Ende April verriet Donbeck im Interview gegenüber idowa: "Wir sind in den letzten zwei Jahren schon so weit gekommen, dass wir ohne Finanzspritzen von Gesellschaftern auskommen, einen guten Zuschauerschnitt haben und das Sponsoring auf gesunde Füße gestellt haben." Schenkt man diesen Worten des Managers also Glauben, drängt sich noch mehr die Frage auf: Wie konnte es dann überhaupt dazu kommen? Warum wurde bei der Lizenz für die DEL2 derart geschlampt? Wie konnte man erst einen Kader komplett zusammenstellen, ohne finanziell überhaupt abgesichert zu sein?
Apropos finanzielle Absicherung: Was ist eigentlich mit Rainer Beck? Der Mann, der sich 2011 sichtlich in der Rolle als Retter des Landshuter Eishockeys gefiel. Er zeigte sich fannah, stand schon mal mitten im Fanblock, posierte mit rot-weißem Schal und wollte dem sportlichen Krösus in der Dreihelmenstadt mit seinen Millionen wieder neues Leben einhauchen. "Der EVL ist eine Herzensangelegenheit für mich", hatte Beck damals gesagt. Hat dieses Herz jetzt aufgehört, zu schlagen? Es hat zumindest den Anschein. Tönte Rainer Beck anfangs noch von einem möglichen DEL-Engagement, wurde es zunehmend ruhiger um ihn. Musste auch er sich mittlerweile eingestehen, dass man mit Eishockey tatsächlich kein Geld verdienen kann? Es ist jedenfalls verdächtig ruhig geworden um Rainer Beck - den Mann, dessen Art so gar nicht die leisen Töne waren. Auch den TSV 1860 München wollte er seiner Zeit retten. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung tönte er 2011: "Die 18 Millionen Euro wären kein Problem für mich gewesen, aber die Löwen wollten lieber etwas Exotisches." Der EVL also eine Herzensangelegenheit und das Konto prall gefüllt. Nun ist es natürlich jedem selbst überlassen, worin er sein Geld investiert, aber gemessen an den Aussagen Rainer Becks lässt das DEL2-Aus für den EVL nur einen Schluss zu: Das rot-weiße Herz, es schlägt nicht mehr!
Der plötzliche Tod. Und doch: Totgesagte leben bekanntlich länger. Und auch der EVL wird wieder von Neuem auferstehen, denn zumindest in den Herzen der Fans lebt er weiter.