"Überragend" und "sensationell"
So denkt Eishockey-Ostbayern über die Draisaitl-Wahl
25. September 2020, 15:20 Uhr aktualisiert am 25. September 2020, 15:20 Uhr
Was bedeutet die Wahl von Leon Draisaitl zum MVP der NHL - und kann sie dem deutschen Eishockey einen weiteren Push geben? Wir haben in Ostbayern nachgefragt.
Leon Draisaitl ist ganz offiziell der aktuell beste Eishockeyspieler der Welt. Er wurde in der NHL, der weltweit besten Liga, zum MVP gewählt. Sowohl die Fach-Journalisten (Hart-Memorial-Trophy) in Nordamerika als auch die NHL-Spieler (Ted-Lindsay-Award) kürten Draisaitl zum besten, zum wertvollsten Spieler der Liga. Eine Auszeichnung für Draisaitl, aber auch für das deutsche Eishockey. idowa hat sich in Ostbayern umgehört, wie die Wahl aufgenommen wurde - und was sie für das deutsche Eishockey bewirken könnte.
Stefan Schnabl, Nachwuchstrainer beim EV Regensburg, kann sich noch an die Kindertage von Draisaitl erinnern. Als Vater Peter in der Saison 2006/07 Trainer in der Domstadt war, habe er das "Glück" gehabt, auch mit Leon Draisaitl einmal 14 Tage zu arbeiten. "Damals hat man schon gesehen, dass der Junge richtig gut Eishockey spielen kann", erinnert sich Schnabl. Mit viel Professionalität habe es der heute 24-Jährige nun an die absolute Spitze geschafft.
"Er war der überragende Spieler der Saison, da gibt es keine zwei Meinungen", schätzt Schnabl ein, der die Wahl "mit Freude" aufgenommen hat. Es könne für das Eishockey hierzulande nur gut sein, wenn ein Deutscher eine solche Wahl gewinnt. "Die jungen Spieler von uns schauen alle in die NHL und beschäftigen sich mit den Top-Spielern. Dass da ein Deutscher heraussticht, ist auch Ansporn für sie", sagt Schnabl. Entsprechend glaubt er auch, dass ein solches Aushängeschild wie Draisaitl der gesamten Sportart guttun kann: "Das hat man auch in anderen Sportarten gesehen, beispielsweise im Basketball mit Dirk Nowitzki, So etwas hilft einer Sportart."
EHC-Präsident Zankl: "Das ist sensationell"
Das glaubt man auch in Straubing, wie EHC-Präsident Peter Zankl sagt: "Eine solche Auszeichnung für einen deutschen Spieler ist ein Riesenschritt, das ist sensationell. Das pusht die Spieler und kann dem Sport nur gut tun. Die Spieler sehen, dass man mit Leistung und Fleiß viel erreichen kann." Auch Zankl ordnet die Wahl als "verdient ein, auch wenn es unter den Top-Spielern sehr eng ist. Aber Leon Draisaitls Killerinstinkt, noch dazu als Linksschütze, ist einfach außergewöhnlich."
Erik Gollenbeck, im Sommer vom EV Landshut zum Deggendorfer SC gewechselt, hat im Nachwuchs in Mannheim drei Jahre mit Draisaitl zusammengespielt - und zusammengelebt. Erst bei einer Gast-Familie und später in einer Dreier-WG zusammen mit Dominik Kahun. Zwar sei Draisaitl auch "speziell” gewesen, man habe sich aber immer gut verstanden und habe Spaß gehabt, so Gollenbeck.
Auch auf dem Eis haben die beiden immer wieder zusammen gespielt. Die Jungadler in Mannheim stechen in der Nachwuchsarbeit in Deutschland ohnehin hervor und sind damit auch vor den anderen Teams. Draisaitl und Kahun scorten bereits im Nachwuchs, wie sie wollten. Auch Gollenbeck war in mancher Saison nicht weit dahinter, hatte in der Folge aber auch mit Verletzungen zu kämpfen.
2012 nach Kanada gewechselt
Der Angreifer blieb eine Saison länger in Mannheim als Draisaitl, der 2012 nach Kanada ging. Nach einem Jahr hat er den alten Kollegen wieder getroffen und festgestellt: "Er hat in dem einen Jahr einen großen Schritt gemacht." Woran genau es liegt, dass Draisaitl später eine so rasante Entwicklung genommen hat? Daran, dass er immer mehr gemacht habe als andere, vermutlich nicht. "Dass er in der gemeinsamen Zeit immer mehr als andere gemacht hat, kann ich nicht bestätigen", sagt Gollenbeck mit einem Augenzwinkern.
Heute habe er nur noch wenig Kontakt mit Draisaitl, erzählt der Neu-Deggendorfer. "Aber ich habe seine Saison natürlich verfolgt und er hat die Wahl absolut verdient. Ich freue mich für ihn und bin auch stolz, mit ihm zusammengespielt zu haben." Früher, erinnert sich Gollenbeck, habe er oft Draisaitls Ikea-Möbel zusammengebaut, weil dieser selbst nicht so begabt darin gewesen sei. "Aber das braucht er heute wahrscheinlich nicht mehr", sagt Gollenbeck und lacht.