Straubing-Bogen

Das Christkind kommt auch in Aleppo - Asylbewerber erzählen von Weihnachten in ihrer Heimat


(Zweite von links), Melake (rechts) und Werknes (Zweite von rechts) mit Autorin Barbara Decker. (Foto: bab) Erzählten, was sie mit Weihnachten verbinden: Wahid (links), Sara

(Zweite von links), Melake (rechts) und Werknes (Zweite von rechts) mit Autorin Barbara Decker. (Foto: bab) Erzählten, was sie mit Weihnachten verbinden: Wahid (links), Sara

Von Barbara Decker

Christbäume leuchten in der Weihnachtszeit in vielen Ländern. Auch das Christkind fliegt nicht nur hierzulande vorbei. Weihnachten wird vielerorts auf allen Kontinenten gefeiert. Bräuche und Traditionen machen das frohe Fest dennoch in jeder Kultur zu einer landestypischen Besonderheit. In Eritrea schenkt man sich beispielsweise Bilder von der Heiligen Familie, in Syrien bekommen die Kinder neue Anziehsachen. Asylbewerber aus dem Landkreis erzählen, wie Weihnachten in ihrer Heimat gefeiert wird.

Am 15. Oktober kamen in Haibach die ersten Asylbewerber an. Im Moment wohnen zehn Erwachsene und zwei Kinder in der ehemaligen Pension Spinler. Dass der Winter dieses Jahr besonders mild ist, stört sie nicht. Die Frauen und Männer aus Afghanistan, Eritrea, Nigeria, Somalia und Syrien verbringen diese Jahreszeit in ihren Ländern für gewöhnlich bei etwas höheren Temperaturen. Schnee ist für die meisten von ihnen zwar keine Neuheit, bisher jedoch haben sie Heilig Abend ohne die weiße Winterlandschaft verbracht, die sich hier so viele sehnsüchtig herbeiwünschen.

Bei einem Besuch in ihrem neuen zuhause berichten sie über Weihnachten, typisches Essen und die Situation in ihrem Heimatland.

Jeden Tag neue Vokabeln

Die Tür wird geöffnet. Eine junge Frau lächelt mich an und streckt mir die Hand entgegen. "Hallo, mein Name ist Sara." Ihre blond gefärbten Locken lassen nicht erahnen, aus welchem Land sie kommt. "Möchtest du auch einen Kaffee?", fragt sie höflich in gutem Deutsch, "mit Milch oder Zucker?" Von einem großen Tisch aus blicken mich noch mehr freundliche und interessierte Gesichter an. Es ist halb elf Uhr vormittags, Zeit für den täglichen Deutschunterricht.

Von den zwölf Asylbewerbern sind heute acht anwesend. Der dreijährige Gift hüpft durchs Zimmer. "Was ist das, was ist das?" Wie bei allen Kindern ist seine Neugier unablässig. Auf diese Weise hat er schon so manches deutsche Wort gelernt. Vormittags besucht er in Haibach den Kindergarten. "Manchmal geht er sehr gerne dorthin, manchmal weniger gerne", erzählt seine Mutter Amino, "wie jedes andere Kind eben auch." Für die zweifache Mama jedenfalls ist das eine große Hilfe. So kann sie in Ruhe an der Deutschstunde teilnehmen.

Christmette im Freien

Heute geht es um Weihnachten. Ich möchte von den Frauen und Männern erfahren, ob und wie sie dieses Fest in ihren Heimatländern feiern. "Ja, auch in Eritrea feiern unsere Familien die Geburt Jesu", berichten Melake und seine Frau Werknes auf Englisch. Dort sind die Kirchen an diesem Tag überfüllt. Aber da es in dem nordostafrikanischen, am Roten Meer gelegenen Land im Dezember viel wärmer ist als in Deutschland, versammelt sich die Gemeinde auch gerne im Freien. Eine ganz typische Speise ist eine Art dünnes Fladenbrot, hergestellt aus Wasser und Teff, die wichtigste Getreideart des Landes. Das passt vortrefflich als Frühstück zu Tee oder Milch, oder auch zu jeglicher Hauptspeise.

Nach der Ankunft in Deutschland war das eritreische Ehepaar erst einmal in München. Da konnte man dieses typische Brot auch kaufen. "Hier in Haibach ist das allerdings ein bisschen schwieriger." Melake lacht. Geschenke gebe es auch an Heilig Abend, meint er. Aber ganz so wie hier ist es doch nicht. In Eritrea liegt der Fokus noch mehr auf dem ursprünglichen, dem religiösen Gedanken des Festes. Man beschenkt sich mit Bildern von der Heiligen Familie.