Weil er seine Stellung als Praktikant in einem Freisinger Kindergarten ausgenutzt hat, um kleine Mädchen sexuell zu missbrauchen, hat die Jugendkammer des Landgerichts Landshut am Mittwoch einen 19-Jährigen zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt.

Der Angeklagte räumte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft in vollem Umfang ein, die hauptsächlich auf Tagebucheinträge basierten. Demnach kam es am 19. Januar 2012 zum ersten von insgesamt sieben Übergriffen. In seinem Tagebuch, das vor Gericht auszugsweise verlesen wurde, schrieb der Angeklagte, dass er hoffe, nicht pädophil zu sein. Wenige Seiten darauf tröstete er sich mit dem Gedanken, dass er die Mädchen ja nie vergewaltigen würde.

Der Angeklagte habe in erster Linie ein sexuelles Interesse an "ganz normalen Frauen", sagte der psychiatrische Gutachter Dr. Gregor Groß. Aufgrund von mangelndem Selbstvertrauen habe der 19-Jährige allerdings Probleme, sich Frauen zu nähern, die ihm gefallen. Im Kindergarten seien dann plötzlich kleine Mädchen leicht verfügbar gewesen, so Groß. "Das waren für ihn Ersatzobjekte." Der Arzt bezeichnete die Übergriffe als "Handlungen eines sexuell unerfahrenen Heranwachsenden". Eine mögliche Pädophilie sei wegen der Entwicklungsverzögerungen noch nicht feststellbar. Groß riet zu einer Sozialtherapie. Alle Prozessbeteiligten waren der Meinung, dass der Angeklagte aufgrund von Reifeverzögerungen noch nach dem Jugendrecht zu verurteilen ist. Was aber die Höhe des Strafmaßes betraf, so schieden sich allerdings die Geister.

Staatsanwalt Markus Knoblach lobte zwar das frühe Geständnis des 19-Jährigen, das Kindern und Eltern Aussagen erspart hat. Dennoch forderte er eine Strafe von vier Jahren und drei Monaten - was "der Vielzahl der Fälle und der Intensität einzelner Fälle" geschuldet sei. Verteidiger Frank Löser hingegen beantragte Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Sein Mandant könne in Freiheit besser an einer Sozialtherapie teilnehmen.