Nach dem Dauerregen
So ist die Hochwasser-Lage in der Region Landshut
2. Juni 2024, 18:19 Uhr
Während der Nachbarlandkreis Freising aufgrund der Regenfälle am Wochenende den Katastrophenfall ausgerufen hat, ist die Region Landshut laut den Verantwortlichen der Feuerwehren bislang "mit einem blauen Auge davongekommen": 20 Mal sind die Landkreis-Wehren seit Freitagabend ausgerückt. In der Stadt Landshut strömen die Wassermassen durch das Maxwehr und in die Flutmulde, Geh- und Radwege sind gesperrt, Äste und Baumstämme sammeln sich an Brückenpfeilern. Der Deutsche Wetterdienst hat am Sonntagmorgen zwar die Warnung vor "ergiebigem Dauerregen" aufgehoben, die Pegel könnten aber in den kommenden Tagen noch weiter ansteigen.
Stadt Landshut: Am Samstag gegen Mitternacht hat der Isar-Pegel Landshut-Birket die Meldestufe 3 erreicht, teilt die Stadt Landshut mit. Am Sonntagnachmittag stand der Pegel bei 3,52 Meter, Meldestufe 4 (ab 3,80 Meter) soll laut Prognosen nicht erreicht werden. Zum Vergleich: Der historische Höchststand am Pegel Landshut-Birket liegt bei 4,03 Metern während des Pfingsthochwassers am 4. Juni 2013.
Alle aktuellen Informationen zum Hochwasser in Ostbayern finden Sie unter idowa.de/hochwasser
Thomas Schindler, Leiter des Katastrophenschutzes der Stadt Landshut, hält Prognosen dennoch für schwierig. Der Landkreis Freising, aus dem die Isar nach Landshut strömt, hat am Samstag den Katastrophenfall ausgerufen, dort habe man vor allem Probleme mit den zufließenden Wassermassen aus der Amper. Wie sich das auf den Pegel der Isar in Landshut auswirkt, lasse sich aufgrund der unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten von Isar und Amper nicht genau abschätzen. Doch Stadt und Landkreis tauschen sich mit dem Wasserwirtschaftsamt aus und sind vorbereitet: Am Samstagnachmittag haben Feuerwehr und THW mit den bauamtlichen Betrieben der Stadt Landshut zwischen Ländtor und Zweibrückenstraße eine Hochwasserschutzwand aufgebaut, am Sonntagmittag hat das Baureferat die Zweibrückenstraße an der Heilig-Geist-Brücke gesperrt, um Baumteile und Treibgut aus der Isar zu bergen.
Gesperrt war am Sonntagnachmittag wegen des Hochwassers auch die Bahnstrecke München-Landshut zwischen Langenbach und Moosburg, wie die Bahn auf ihrer Homepage mitteilt. Züge aus Regensburg oder Passau wenden während der Sperrung in Landshut, die Bahn hat am späten Nachmittag Schienenersatzverkehr eingerichtet. Größere Schäden sind der Landshuter Feuerwehr darüberhinaus zumindest bislang nicht bekannt. Dominik Zehatschek von der Landshuter Wehr berichtet am Sonntagabend von einer einstelligen Anzahl an Einsätzen im Stadtgebiet, neben überfluteten Straßenzügen vor allem im Bereich der Absicherung und Kontrolle. Die Stadt Landshut warnt in einer Pressemeldung dennoch weiter davor, Uferbereiche der Isar und der Flutmulde sowie Dämme und Deiche zu betreten. "Leider werden die Einsatzkräfte aktuell teilweise durch Schaulustige in ihren Kontrollrouten eingeschränkt", heißt es in einer weiteren Meldung vom Sonntag.
Bewohner in den betroffenen Gebieten sollen weiterhin Keller und Tiefgaragen kontrollieren, denn: "Der Grundwasserspiegel hängt immer einen Tag hinterher", sagt Schindler vom Katastrophenschutz.
Landkreis Landshut: Laut Kreisbrandinspektor Andres Pichl war im Landkreis vor allem der nördliche Bereich von den Regenfällen betroffen. Zu 20 Einsätzen sind die Feuerwehrler des Landkreises seit Freitagabend ausgerückt, vor allem der Bereich um Ergoldsbach und Neufahrn sei betroffen gewesen.
Floriansjünger in Bayerbach berichteten von etwa 130 Liter Regen pro Quadratmeter in den vergangenen Tagen. Laut Pichl handelte es sich bei den Einsätzen größtenteils um überflutete Keller und Straßen, in Rottenburg war an der Schlossklinik eine Sandsackbarriere notwendig.
Kreisbrandinspektor Johann Haller war mit rund 100 weiteren Feuerwehrlern im Einsatz, um den Neufahrner Ortsteil Winklsaß vor den Wassermassen zu schützen: Das Wasser aus dem Schaltdorfer Bach haben die Einsatzkräfte mit zwei Dämmen aus Sandsäcken und Granitblöcken abgeschirmt, dafür mit einer Maschine aus dem Katastrophenschutzzentrum des Landkreises Sandsäcke befüllt und mit Hilfe von Firmen und Anwohnern die Barrieren gebaut. Die Feuerwehren haben zusätzlich mit Pumpen etwa 7000 Liter Wasser pro Minute aus dem Bach abgeleitet, um Winklsaß weitgehend trocken zu halten.
Für den Abend und die Nacht waren zwar noch weitere Niederschläge angesagt, das Gröbste wähnt Kreisbrandinspektor Pichl aber hinter sich und den anderen Einsatzkräften.
Man habe "früh genug und richtig gehandelt", ergänzt Haller. Verantwortliche am Landratsamt rechnen bis Mittwoch mit einem Erreichen des Scheitelpunktes, der Landkreis sei auf jede Lage vorbereitet.