Motorsport
"Ein Lehrjahr", sagt Stefan Wackerbauer - und fährt jetzt voll auf die Formel 3 ab
2. Januar 2013, 13:29 Uhr aktualisiert am 2. Januar 2013, 13:29 Uhr
Geschwindigkeit ist seine Leidenschaft, der Motorsport seine Passion - und Rennfahrer vielleicht bald sein Beruf: Stefan Wackerbauer mag's schnell, auf der Piste genauso wie im richtigen Leben. Im Herbst 2011 gewann er ganz souverän den BMW-Talentcup, landete prompt auf der Wunschliste von Red Bull und wechselte ins Junior-Team der Österreicher. Dort fühlte er sich aber nicht gerade beflügelt, sein Entwicklungsprozess geriet ein bisserl ins Stocken. Zumindest ergebnistechnisch. Mittlerweile haben beide Seiten die Konsequenzen gezogen und den Fünf-Jahres-Vertrag "in beiderseitigem Einvernehmen" aufgelöst. Für den 17-jährigen Gundihausener kein Problem. "Das war ein Lehrjahr", sagt der Gymnasiast, zieht einen Schlussstrich unter das "Bullen"-Kapitel ab und fährt jetzt voll auf die Formel 3 ab.
Das Förderprogramm des Brause-Herstellers aus Salzburg gilt in der Branche als beispielhafte Kaderschmiede für künftige Weltmeister. Entsprechend rigoros wird unter den Talenten ausgesiebt, einziges Kriterium sind die nackten Resultate. Das wissen auch die einzelnen Rennställe, bei denen sich Red Bull einkauft. So landete Stefan Wackerbauer im Team Koiranen - und dort gab's eine strenge Hierarchie. Der Russe Daniil Kvyat ging mit Titelansprüchen in sein zweites Jahr bei den Finnen und genoss oberste Priorität. Das bekam der smarte Niederbayer alsbald zu spüren. "Das Verhältnis zum Renningenieur war schwierig", sagt Wackerbauer. Dennoch wurde er drittbester "Rookie", belegte nach 13 Wochenenden mit insgesamt 28 Rennen in der Formel Renault 2.0 den elften Rang im Eurocup (38 Starter) und den zwölften Platz in der Alps-Serie (32). "Vor allem im Eurocup war das Niveau sehr hoch", erzählt der Teenager aus Gundihausen: "Da musste man schon alles geben."
Zumal die Nachwuchspiloten mit beinharten Bandagen um jede Position kämpfen, keine Kollision scheuen und auf der Piste weder Freund noch Feind kennen - nicht mal im Qualifying. Selbst da sind Safety-Car-Phasen oder rote Flaggensignale fast schon obligatorisch. "Jetzt weiß ich wenigstens, wie's nicht geht", sagt Stefan Wackerbauer mit einem breiten Grinsen: "Und wenn wir mal nicht vom Pech verfolgt waren, hat's auch Spaß gemacht. Etwa der vierte Platz in Moskau (Eurocup) oder Rang drei in Imola (Alps). Oder das Minutenglück in Barcelona: Dort ist der 17-Jährige vor 100 000 Zuschauern (übrigens keine Seltenheit in diesen Serien) binnen drei Runden vom 18. auf den fünften Platz vorgeprescht, ehe er von einem Rivalen "abgeschossen" wurde und seine Hoffnungen auf Zählbares im katalanischen Kiesbett begraben musste.
Von solchen Negativerlebnissen lässt sich einer wie Stefan Wackerbauer nicht unterkriegen. Im Gegenteil: Er weiß, was er kann. Und vor allem, was er will. Also probt er weiterhin den strapaziösen Spagat zwischen Schule und Sport. Im Frühsommer 2014 steht das Abitur am Maristen-Gymnasium in Furth ("Dort werde ich hervorragend unterstützt") auf seiner Agenda ganz oben. Das zweite ambitionierte Ziel heißt "Formel 1". Ein utopischer Traum ? Stefan Wackerbauer überlegt kurz - und gibt sich keinen Illusionen hin: "Das wird extrem hart, ist aber nicht unmöglich."
Für die nächste Saison hat er zwei Alternativen getestet - einen Audi R8 lms GT3 in Spanien und einen Formel 3-Boliden in Italien. Letzterer hat das Rennen gemacht. "Das ist's", sagt der 17-Jährige im Brustton der Überzeugung, während sein Papa Hans Wackerbauer bereits die Sponsorenakquise ankurbelt. Zwei Fragen sind freilich noch offen. Startet Stefan Wackerbauer demnächst in der FIA Formel 3 Europameisterschaft (im Rahmen der DTM) oder im Formel 3 ATS Cup ? Und für wen ? Zwei deutsche Autobauer haben bereits Interesse signalisiert. Im Januar werden die Würfel fallen. Stefan Wackerbauer ist schon gespannt wie ein Flitzebogen. Dem pfeilschnellen Jungspund kann's nicht flott genug gehen.