Landkreis Landshut

„Abfangjäger“ für die Erntezeit

Matthias Schuh stellt Landwirten das Drohnen-Projekt des Hegerings 13 vor


Stolz präsentiert Initiator Matthias Schuh (3.v.l.) den Verantwortlichen und Ehrengästen ?sein? Projekt.

Stolz präsentiert Initiator Matthias Schuh (3.v.l.) den Verantwortlichen und Ehrengästen „sein“ Projekt. 

Gerste, Hafer, Mais, Roggen und Weizen – von Juni bis spät in den Herbst fahren deutsche Landwirte die Ernte ein. Die Leidtragenden: Junge Rehkitze, die in den Getreidefeldern ihre ersten Lebenswochen verbringen und dem Mähdrescher zum Opfer fallen. Von zigtausenden toten Kitzen sprechen Tierschützer: Landwirte sind deswegen verpflichtet, die Anbauflächen nach Jungtieren abzusuchen – andernfalls drohen Geldstrafen. Matthias Schuh vom Hegering 13 der Kreisgruppe Landshut erleichtert den beteiligten Jagdgenossen mit dem „Pilotprojekt Drohne“ jetzt die Arbeit: Eine GPS-gesteuerte Drohne liefert per Kamera Wärme- und Restlichtbilder, auf denen man nicht nur Kitze, sondern auch Schwarzwild und Flurschäden erkennen kann.

Regungslos und kaum hörbar steht die Drohne in der Luft über dem Hopfengarten und sendet Live-Bilder an den Bildschirm in der Fernsteuerung. Die Wärmebildkamera liefert eine kalte, blaue Fläche, bis zwei „Versuchskaninchen“ zwischen die dichten Hopfenreben schlüpfen und gelb-orange Kreise auf dem Display auftauchen. „Des dadst ja gar ned glam“, staunen die anwesenden Jäger und Landwirte – von außen sieht man die beiden Personen nämlich nicht.

Die Einsatzmöglichkeiten der Drohne für die Landwirtschaft gestalten sich vielfältig: Nicht nur Rehkitze macht die Drohne ausfindig, auch Schwarzwild kann frühzeitig bestätigt und dadurch art- und waidgerecht bejagt werden – noch bevor Flur- und Feldschäden vom Boden aus zu erkennen sind.

Die Unterstützung der Landwirte im Einzugsbereich ist entsprechend groß: „Jeder Bauer, den ich gefragt habe, hat uns finanziell unterstützt“, freut sich Matthias Schuh. Trotzdem sei nach der Anschaffung der Drohne, der Wärmebildkamera mit Restlichtfunktion und kommenden Ausgaben für eine hochauflösende Kamera und Ersatzakkus noch eine Restsumme von über 1.300 Euro abzudecken – insgesamt belaufen sich die Kosten auf etwa 6.500 Euro. Vor allem die finanzielle Unterstützung der Gemeinden Weihmichl und Furth sowie des Leader-Programms des Staatsministeriums hob der Referent hervor. Schuh befindet sich mit seinen Jägerkollegen also nicht allein auf weiter Flur – auch die Landräte Peter Dreier und Alfons Satzl unterstützen das Projekt, für das Schuh seine „Freizeit spendiert“: „Wenn ein Hobby eine andere Leidenschaft unterstützt, kann man viel erreichen“, würdigt Dreier das Engagement der Jäger.

Nachdem der Further Bürgermeister Andreas Horsche als bekennender „Drohnenflugspezialist“ die Idee auf den Weg gebracht hatte, fand Schuh mit Werner Bachmann von der Firma Modellbau Vordermaier in Ottobrunn die passende Anlaufstelle: Bachmann ist mit seinen Drohnen bereits für das LKA und die Bavaria Filmstudios geflogen, weiß daher um die Einsatzmöglichkeiten der immer kompakteren und günstigeren Technik.

„Wir stehen ganz am Anfang“, betont Schuh trotzdem. Das nächste Jahr stelle einen Probelauf dar, danach werde Bilanz gezogen. Auf 90 Betriebsstunden will der Jäger in dem Jahr kommen, sonst sei die Drohne aufgrund von Versicherungs- und Wartungskosten ein Verlustgeschäft.

„Das kann dich einen Haufen Geld kosten“, warnt Bachmann vor den rechtlichen Tücken. Eine Nutzung der Drohne sei etwa nicht erst gewerblich, wenn man damit Geld verdient, sondern bereits dann, wenn man ein Gewerbe unterstützt. Außerdem gebe es seit der neuen Drohnenverordnung zahlreiche weitere Fallstricke, die zu beachten sind. Ist die Drohne endlich in der Luft, hält eine einzelne Akkuladung 25 Minuten. Um einen Hektar in ausreichender Auflösung darzustellen, benötigt das Flugobjekt etwa fünf Minuten. Die einzelnen „Missionen“ gibt Pilot Schuh vorab in den Speicher ein: Die Drohne fliegt die Flächen selbstständig ab, Schuh überwacht und reguliert die Höhe – den Abstand zum Boden hält die Drohne nämlich nicht.

Am Ende des Testflugs landet die Drohne selbstständig auf dem Ausgangspunkt – Schuhs Präsentation ist geglückt. Der Drohnenpilot hofft, die Landwirte so für das Thema begeistern zu können. Die Anwesenden sind sich in jedem Fall einig: „Unbestritten hat da ein jeder einen Vorteil davon.“

Information

Landwirte können die Drohne ab sofort anfordern. Im Grundpreis enthalten sind ein Start und zehn Minuten Flugzeit. Bis 15 Kilometer Anfahrt verlangt der Hegering 20 Euro, bis 30 Kilometer fallen 32 Euro an, auch größere Entfernungen sind möglich. Pro zusätzlicher Flugminute sind 50 Cent veranschlagt. Anmeldungen nehmen Hegeringleiter Hubert Biberger unter der Telefonnummer 0175-2020893 und Matthias Schuh unter der Telefonnummer 0171-6810781 entgegen.