Landau

Kunst oder verwitterter Grabstein? Streit um die Landauer Friedensglocke


Vorübergehende Verhüllung der Friedensglocke durch seinen Schöpfer Gerhard Kadletz. (Foto: Wimberger)

Vorübergehende Verhüllung der Friedensglocke durch seinen Schöpfer Gerhard Kadletz. (Foto: Wimberger)

Von hw

Die Friedensglocke steht seit 13 Jahren auf der Ostseite des Marienplatzes. In all diesen Jahren stand sie im Widerstreit der Meinungen.

Für die einen ist es ein wuchtiges künstlerisches Statement für den Frieden, für die anderen ein verwitterter "Grabstein", der nun mal nicht an diese Stelle passt. Nachdem man bei den Preisverhandlungen über einen Erwerb durch die Stadt zu weit auseinander lag, fasste der Bauausschuss den Beschluss, dass die Glocke binnen vier Wochen von seinem Schöpfer Gerhard Kadletz zu entfernen ist, bestätigte Bürgermeister Helmut Steininger auf Anfrage.

Kadletz ist freilich ein streitbarer Vertreter seiner Zunft, der sich das nicht so einfach gefallen lassen will. Er zweifelt die demokratische Rechtmäßigkeit der Entscheidung an. Als Zeichen, dass er mit seinem Werk nicht vor hat zu weichen, lässt er es derzeit fachmännisch reinigen. Da sei ja die ganze Zeit nichts gemacht worden, kein Wunder, dass es verwittert aussieht, so Kadletz. Erfreut ist er, dass seine Friedensglocke die Jahre bis auf die Reste zweier Aufkleber unbeschadet überstanden hat. Nach Schleifarbeiten und dem Aufbringen einer Schutzschicht bleibt die Glocke über das Wochenende in bester Christo-Manier verhüllt, natürlich mit einer Decke in Blau, der Lieblingsfarbe des Künstlers. Anfang nächster Woche dann soll die Glocke wieder glänzen.

Kadletz: "Die Friedensglocke in Landau ist stumm. Sie provoziert. Man sieht, dass sie nicht fertig ist, man fragt sich, wann ist sie endlich fertig, wann wird sie klingen, wann ist endlich Frieden? Sie kann nicht sprechen und singen, sie soll mahnen und erinnern." Nun solle sie diesen wunderschönen Platz hier in Landau verlassen. Bürgermeister Steininger wolle sie nicht mehr. Er spreche von der Glocke als Grabstein. "Wird damit der Frieden begraben?"

Mit seiner vom Papst, Dalai Lama, Chief Rabbi und Groß-Mufti anerkannten Arbeit und seiner Vision für den Frieden bittet Kadletz die Landauer um Unterstützung, "ein solch wichtiges Zeichen der Kunst bzw. des Friedens nicht mit so einer banalen Begründung einfach zu entfernen". Und fragt: "Wen stört es denn?"