70 Jahre trug er die Tracht
Ein Leben fürs Brauchtum
13. Juli 2020, 16:07 Uhr aktualisiert am 13. Juli 2020, 16:38 Uhr
Still verabschiedet sich in diesen Tagen der engste Familienkreis von einem Menschen, dem die Further Kultur viel Dank schuldet: Willi Siegl. Er starb in der vergangenen Woche im Alter von 86 Jahren. Dieser Further galt über Jahrzehnte als Verfechter des hiesigen Brauchtums, nicht nur für seinen Verein, seinen "Stamm".
Siegl war nie ein Mensch der lauten Töne, nie einer, der für sein Engagement in irgendeiner Form einen Dank eingefordert hätte. Über Jahrzehnte arbeitete er lieber im Hintergrund, dafür umso effektiver. Die gemeinsame Sache, nämlich der Erhalt des Brauchtums, der Further Traditionen waren ihm wichtiger als seine eigene Person.
Was er geleistet hat, dafür sprechen ein paar Zahlen: Seit 1950 gehörte Siegl dem Further Trachtenverein "Stamm" an. Von 1966 bis 1986, also 20 Jahre, führte er die Vereinskasse des "Stamm". 1986 wurde er zum ersten Vorstand gewählt. Dieses Amt hatte er 23 Jahre inne.
2009 ernannte ihn der Verein für seine Leistungen zum Ehrenmitglied. Ohne zu übertreiben kann gesagt werden, dass Siegl zusammen mit dem legendären Erich Fleischmann über viele Jahre das Gesicht dieses Kulturvereins waren. Erst in diesem Jahr wurde er im Rahmen der Feierlichkeiten zum 90-jährigen Jubiläum des Trachtenvereins "Stamm" von Gauvorstand Peter Kurzwart besonders ausgezeichnet, und zwar weil er seit 70 Jahren die Tracht trägt. Verständlich, dass auch seine Familie mit dem "Stamm" und dem Brauchtum der Region eng verbunden ist. Ehefrau Anna lernte er bei diesem Trachtenverein, in dem beide seit jungen Jahren Mitglied waren wie in der Kolpingfamilie, lieben. Auch arbeiteten beide in der Further Glasfabrik; Willi Siegl war dort als Glasschneider tätig. Nur ein Jahr musste der leidenschaftliche Further seine Heimat verlassen, und zwar als er mangels Arbeit als Saisonarbeiter im Rheinland sein tägliches Brot verdiente. Der Flabeg hielt er insgesamt 43 Jahre die Treue.
Aus der Ehe gingen die Kinder Monika und Manfred hervor, die ihm wiederum sechs Enkel geschenkt haben. Willi Siegl durfte sich bereits dreifacher Uropa nennen. Sie alle trauern nun um den 86-Jährigen, allen voran seine Frau Anna, die ihr ganzes Leben mit ihm geteilt hat, denn beide kannten sich bereits von Kindesbeinen an. Aber auch der "Stamm", die Further Trachtenvereine und die Kulturlandschaft haben mit Willi Siegl eine Säule, die über Jahrzehnte getragen hat, verloren. Von ihm nimmt nun die Familie so Abschied, wie dieser Further gewirkt hat: leise, bescheiden und ohne großes "Tamtam", was die eigene Person betrifft.