Neuer Bericht

So "dramatisch schlecht" ist die Materiallage bei der Bundeswehr


Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg unterhalten sich auf einem Truppenübungsplatz in der Nähe des polnischen Ortes Sagan.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg unterhalten sich auf einem Truppenübungsplatz in der Nähe des polnischen Ortes Sagan.

Von Sven Geißelhardt

Mit der Materiallage bei der Bundeswehr sieht es im Ernstfall schlecht aus. Aus einem neuen Bundeswehrbericht geht hervor, dass viele Waffensysteme nur beschränkt einsatzbereit sind.

Berlin - Viele Waffensysteme der Bundeswehr sind einem Medienbericht zufolge nur beschränkt einsatzbereit. Das gehe aus einem neuen Bundeswehrbericht hervor, der dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag) vorliegt, und der am Mittwoch im Verteidigungsausschuss des Bundestags vorgestellt werden soll.

Ausmaß der schlechten Materiallage

Um das Ausmaß der Beschränkungen deutlich zu machen, gehen aus dem Bericht eindeutige Zahlen hervor:

Transporthubschrauber: 13 von 58 Transporthubschraubern vom Typ NH90 sind einsatzbereit. Er ist in Notfällen Bestandteil der sogenannten Rettungskette.

Ein Mehrzweckhubschrauber NH90 der Heeresflieger setzt zur Landung an. Foto: Carsten Rehder/dpa

Unterstützungshubschrauber: 12 von 62 der Unterstützungshubschrauber Tiger sind einsatzfähig.
Ein Kampfhubschrauber Tiger auf dem Flugfeld. Foto: Britta Pedersen/dpa

Transportflugzeuge: Schwere Defizite gab es laut RND auch beim Transportflugzeug A400M. Bei einem Gesamtbestand von 15 Maschinen seien durchschnittlich nur drei einsatzbereit gewesen.
Ein Airbus A400M der Bundeswehr fliegt am 31.05.2016 auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Schönefeld (Brandenburg). Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Eurofighter: Ähnlich wie beim A400M stellte sich die Lage beim Eurofighter dar: Von 128 Maschinen konnten durchschnittlich nur 39 genutzt werden.
Ein deutsche Eurofighter-Jet startet während des Luftwaffentrainings "Blue Flag" auf dem Luftwaffen-Stützpunkt in Uvsa (Israel). Foto: Ariel Schalit/AP/dpa

Wasserfahrzeuge: Auch zu Wasser sah es dem Bericht zufolge nicht gut aus. Von 13 Fregatten standen im Schnitt fünf zur Verfügung, bei U-Booten der Klasse 212A war es eines von insgesamt sechs.
Das Marineschiff "Sachsen" und ein U-Boot Typ 212A im Hafen. Foto: dpa

Kampfpanzer: Von den 244 Kampfpanzern vom Typ Leopard-2 standen im Schnitt 105 Panzer zur Verfügung.Ein Kampfpanzer Leopard 2 fährt während der Bundeswehr-Übung Landoperationen in Munster (Niedersachsen) schießend durch das Gelände. Foto: Peter Steffen/dpa

Wehrbeauftragter Bartels beklagt weitere Verschlechterung

Wie das RND weiter berichtete, hat sich nach Einschätzung des Verteidigungsministeriums die Lage dennoch verbessert. So sei "die Anzahl der einsatzbereiten Waffensysteme in den letzten drei Jahren um ca. 550 gestiegen".

Anfang vergangener Woche hatte der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels beklagt, dass sich die Ausrüstung der Bundeswehr noch verschlechtert habe. Die Einsatzbereitschaft der Waffensysteme sei "dramatisch niedrig", die eingeleiteten Reformen müssten deutlich mehr Fahrt aufnehmen, sagte der SPD-Politiker bei der Vorlage seines Jahresberichts. Die Materiallage bleibe "dramatisch schlecht", an manchen Stellen sei sie noch schlechter geworden.

Ursula von der Leyen wirbt um Nachsicht

Nach Kritik an der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erneut um Nachsicht geworben. "Wir können nicht in wenigen Jahren alles aufholen, was zuvor 25 Jahre lang abgebaut und gespart worden ist", sagte die CDU-Politikerin der Passauer Neuen Presse (Dienstag). Bei Ausrüstung im Gesamtwert von rund 200 Milliarden Euro sei die vollständige Modernisierung "ein langsamer und mühsamer Weg". Sie betonte, der Modernisierungskurs müsse beharrlich fortgesetzt werden.

Von der Leyen betonte in dem Interview: "Wir werden in den nächsten Jahren deutlich mehr Mittel brauchen, damit die Bundeswehr die Aufgaben und Aufträge bewältigen kann, die ihr das Parlament gibt." Dies sehe der Koalitionsvertrag von Union und SPD auch vor. Zehn Milliarden Euro für die Bundeswehr seien sicher, zusätzlich frei werdende Finanzmittel im Bundeshaushalt sollten "prioritär für die Bundeswehr und die Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt werden". Die Politikerin ist für eine weitere Amtszeit als Verteidigungsministerin vorgesehen.