Independence Day 2
Hollywood macht eine Frau zur ersten US-Präsidentin
31. März 2016, 15:53 Uhr aktualisiert am 31. März 2016, 15:53 Uhr
Hillary Clinton will als erste Frau ins Weiße Haus, Hollywood macht es mit "Independence Day 2" im Wahljahr vor. Politik zieht in die Kinos ein, von Horror bis zum Dokudrama um Obamas Liebesleben.
Sela Ward hat das erreicht, wofür sich Hillary Clinton noch mächtig ins Zeug legt: sie regiert im Weißen Haus. Auch auf der Leinwand sind US-Präsidentinnen die Ausnahme. Doch in "Independence Day: Wiederkehr" gibt Ward als fiktive Chefin Elizabeth Lanford klar den Ton an. Das hat die Schauspielerin dem deutschen Hollywoodregisseur Roland Emmerich zu verdanken, der 20 Jahre nach "Independence Day" Mitte Juni die Fortsetzung des Science-Fiction-Spektakels in die US-Kinos bringt.
Liam Hemsworth und Jeff Goldblum sollen der Chefin im Oval Office helfen, Alien-Angriffe auf Washington und den Rest der Welt abzuwehren. Hillary Clinton kämpft zu diesem Zeitpunkt noch um ihre Nominierung. Der Parteitag der Demokraten findet erst Ende Juli statt.
Zufall oder Absicht? Emmerich hatte schon im Wahljahr 2004 mit seinem Katastrophenthriller "The Day after Tomorrow" politischen Umweltaktivisten Schützenhilfe gegeben. Als Folge von Umweltsünden schmelzen die Polkappen, und New York versinkt in Wassermassen. Gegner des damaligen Kandidaten George W. Bush nutzen den Klimaschocker, um den Republikaner als Industrielobbyisten anzuprangern, der die Gefahren ungebremster Kohlendioxid-Emissionen verharmlost.
Der cineastische Wahlkampfeinsatz hat in diesem Jahr auch das Horrorgenre erfasst. Direkter geht es kaum: Die Macher des dritten Teils des Gruselschockers "The Purge" erweiterten den Filmtitel zu "The Purge 3 - Election Year", also Wahljahr. Ab Ende Juni macht sich eine weibliche Präsidentschaftsanwärterin im futuristischen Amerika auf der Leinwand dafür stark, die sogenannte "Purge"-Nacht, in der die Menschen ungestraft töten dürfen, per Gesetz abzuschaffen.
Gleich zu Beginn des Wahlkampfjahres ging Hollywood mit dem Polit-Action-Film "13 Hours" von Blockbuster-Regisseur Michael Bay ("Transformers") zur Sache. Der im Januar angelaufene Film drehte sich um den Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem im September 2012 der US-Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Menschen getötet wurden. Präsidentschaftskandidatin Clinton, damals noch Außenministerin, war nach der islamistischen Attacke wegen ihres Krisenmanagements stark unter Druck geraten.
Doch Michael Bays bluttriefende Heldenstory, für die stark in konservativen Staaten wie Texas und Florida geworben wurde, fiel an den Kinokassen durch.
Auch "Where To Invade Next", das genaue Gegenstück zu dem patriotischen Heldenepos, war im Februar an den US-Kinokassen gescheitert. Hollywoods ultraliberaler Aktivist Michael Moore war für seine Doku weltweit auf Reisen gegangen, um Lösungen für die Probleme seines Heimatlandes zu finden. Dabei prangerte er Defizite in den USA an, vor allem streute er Sequenzen von Polizei-Willkür ein.
Im Wahljahr 2004 hatte Moore mit seinem Anti-Bush-Film "Fahrenheit 9/11", in dem er George W. Bush als Wahlbetrüger und Kriegstreiber darstellte, enormen Erfolg gehabt. Allein in den USA spielte die in Cannes preisgekrönte Doku 120 Millionen Dollar ein. Die Wiederwahl des Republikaners im November 2004 konnte Moore damit allerdings nicht verhindern.
Zwei Monate vor den Präsidentschaftswahlen (am 8. November) bringt Hollywoods Polit-Rebell Oliver Stone ("JFK", "Nixon", "W. - Ein missverstandenes Leben") seinen Film über den ehemaligen amerikanischen Geheimdienstmitarbeiter und NSA-Enthüller Edward Snowden in die Kinos.
Snowden habe eine Debatte über die massive Überwachung angestoßen, sagte Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Wenn eine Regierung Geheimnisse hat und lügt, um diese Geheimnisse zu schützen, ist das nicht mehr demokratisch."
Barack Obamas Tage im Weißen Haus sind gezählt, doch der amtierende Präsident schafft es im Wahljahr noch auf die Leinwand. Das Dokudrama "Southside with You" zeigt den jungen Obama im Jahr 1989 beim Kennenlernen der Anwältin Michelle Robinson, der späteren First Lady. Beim Sundance-Festival im Januar applaudierten die Kritiker, Mitte August soll der Film in die US-Kinos kommen.
Am Wochenende vor dem Wahl-Dienstag am 8. November hält sich Hollywood aus der Politik raus. Auf dem Programm stehen unter anderem die Männer-Komödie "Bastards" mit Owen Wilson und Ed Helms und die Comic-Verfilmung "Doctor Strange" mit Benedict Cumberbatch als Neurochirurg mit magischen Fähigkeiten. Unter den Neustarts ist auch der Zeichentrickspaß "Trolls" mit den kleinen Kreaturen, die durch ihre fluffigen, hochfliegenden Haare auffallen. Also doch politisch? Donald Trumps wehende Haartolle wird im Internet schon mit den Trollfrisuren verglichen.