Bayern
CSU verpasst Horst Seehofer bei Vorstandswahl Denkzettel
21. November 2015, 22:00 Uhr aktualisiert am 21. November 2015, 22:00 Uhr
Erwartet hatte das keiner. Nur magere 87,2 Prozent erhielt CSU-Chef Horst Seehofer bei seiner Wiederwahl zum CSU-Chef beim Parteitag am Samstag in München. Auch für seine Stellvertreter gab es keine Glanzergebnisse - mit einer Ausnahme. Der EVP-Fraktionschef Manfred Weber, bisher Bezirksvorsitzender in Niederbayern, erhielt aus dem Stand 90,8 Prozent der Stimmen.
Seehofer selbst wollte das Ergebnis nicht überinterpretieren. Bei den Bürgern komme seine Politik an, sagte er mit Blick auf aktuelle Umfragen. Er sehe keinen Grund seinen Kurs zu ändern und sieht sein Wahlergebnis als "saubere Basis" für die künftige Arbeit.
Ein Grund für den Dämpfer könnte sein Dauerrivale Markus Söder sein. Diesen hatte er nach einer Äußerung nach den Terroranschlägen von Paris abgekanzelt. Dem Anschein nach hat Söder mehr Leute in der Partei hinter sich, als viele glaubten, sagte der Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuer unserer Zeitung. Er habe mitbekommen, dass wohl im Nürnberger Raum gezielt gegen Seehofer gearbeitet werde.
Auch die Haltung des Parteichefs zur geplanten dritten Startbahn am Münchner Flughafen dürfte den einen oder anderen Delegierten irritiert haben. Zuletzt hatte der Ministerpräsident zu verstehen gegeben, dass er nicht voll hinter dem Projekt stehe. Hinzu kam offenbar sein Umgang mit der Bundeskanzlerin.
Angela Merkel hatte er nach deren Grußwort auf der Bühne neben sich stehen lassen und den offenen Konflikt zwischen den Schwesterparteien zu einer Obergrenze der Zuwanderung thematisiert. Gerade viele weibliche Delegierte hätten dies als demütigend für die Kanzlerin empfunden, was in München zu hören.
Dabei hatte Seehofer zuvor in einer analytischen und bedachten Grundsatzrede alle Konfliktfelder abgeräumt und sich auch gegen der Kanzlerin versöhnlich gezeigt: "Wir haben eine erstklassige Bundeskanzlerin, die uns auch international glänzend repräsentiert."
Am Samstag hatten die Delegierten einen wahren Wahlmarathon hinter sich zu bringen. Neu in den Vorstand eingerückt sind die Niederbayern Markus Pannermayr, Oberbürgermeister von Straubing und die Bundestagsabgeordnete Gudrun Zollner. Der Passauer Landrat Franz Mayer bleibt Schriftführer und Bernd Sibler wurde in seinem Amt als Vorstandsmitglied bestätigt.