Als Junge im Ballett
Vom Traum, professioneller Tänzer zu werden
28. Januar 2016, 10:02 Uhr aktualisiert am 28. Januar 2016, 10:02 Uhr
Das Leben in der internationalen Staatlichen Ballettschule Berlin ist nicht einfach, macht aber großen Spaß. Der Wille, die Familie und die Freunde machen die Leistungen möglich.
Ich tanze, seit ich laufen kann. Mit vier Jahren habe ich eine Freundin in Straubing zu einer Tanzschule begleitet und war begeistert. Ich wollte tanzen - auch als Junge. Meine Eltern haben mir das ermöglicht. Mit zehn Jahren verließ ich die Straubinger Tanzschule und wechselte auf eine Ballettschule in Regensburg, um mich auf eine Akademie in Deutschland vorzubereiten. Das war mein Traum. Nach zwei bestandenen Aufnahmeprüfungen in Stuttgart und Berlin entschied ich mich für die Hauptstadt und begann in der Staatliche Ballettschule Berlin. Dort wohnte ich gemeinsam mit zwei Freunden in einem Internat. Dabei entstand eine enge Freundschaft. In unserer Freizeit machten wir die Stadt unsicher oder entspannten auf dem Zimmer. In der Akademie selbst zählt nur Leistung und so ist der Tag von 8 Uhr bis 17 Uhr voll mit Ballett und Modern Dance, gemischt mit theoretischen Schulfächern wie Mathematik oder Englisch, gefolgt von Proben für Auftritte. Langweilig wird es den Schülern dort nicht, aber trotz des harten Trainings macht es immer sehr viel Spaß. Auch samstags steht für die Schüler der Akademie Training auf dem Programm - jedoch nur bis zwölf Uhr. All das fordert sehr viel Disziplin, aber das Tanzen wurde so ein Teil von mir. Deshalb war es nicht langweilig oder eine Qual, sondern eine Freude. Einmal im Monat durfte ich nach Hause. Das ist gerade für Fünftklässler schwierig, aber da es jedem so geht, ist das Heimweh lang nicht so schwer, wie es alleine wäre.
Aus der Traum
Als ich mir nach eineinhalb Jahren beim Tanzen das große Zehengelenk brach, kam die große Wende. Ich setzte für zwei Monate aus und musste eine Schiene tragen. Nach der Genesungsphase brach es jedoch erneut. Durch die Verletzung war Leistungssport für mich in dem Ausmaß leider nicht mehr möglich. So verabschiedete ich mich von meinem Traum, Tänzer zu werden. Nun bin ich wieder auf einer Realschule in Bayern.
Ich trauere aber nicht mehr zurück, sondern schaue nach vorne und habe mich neu orientiert. Und ich bin stolz darauf, den Hänseleien der Schulkameraden damals standgehalten zu haben und etwas erreicht zu haben, was die meisten in Deutschland nicht geschafft haben. Jeder sollte seinen Traum versuchen umzusetzen, egal was die Meinung der anderen ist.