Kurzgeschichte
Neues wagen – Gedanken von Anna Roppelt
12. Juli 2023, 6:00 Uhr
Als kleines Mädchen dachte ich, mein Leben wäre planbar. Mit 18 das Abitur, fünf Jahre später den Studienabschluss, in eine große Stadt ziehen, im Beruf ankommen, heiraten, das erste Kind mit 29.
Doch jetzt sitze ich hier und merke, dass mein Leben ganz anders verlaufen ist, als es sich Klein-Anna vorgestellt hatte.
In meiner Planung würde ich gerade mit meinem Freund zusammenziehen. Dem Mann, den ich in zwei Jahren heiraten würde. Außerdem wäre ich gerade mitten in meinem Masterstudiengang.
Doch in Realität bin ich von beidem weit entfernt. Meine Prioritäten haben sich verändert, verschiedene Ereignisse haben mich zu dem Leben geführt, das ich heute lebe: Hätte ich mich nicht mit 19 dazu entschieden, meinen ersten eigenen Hund aufzunehmen, würde ich jetzt deutlich mehr reisen.
Und hätte ich nicht vor zwei Jahren dieses eine Praktikum gemacht, würde ich ziemlich sicher in zwei Monaten aus Passau wegziehen – wahrscheinlich nach Berlin, vielleicht auch nach Köln, aber definitiv in eine größere Stadt.
Doch jetzt sitze ich hier, in meiner Wohnung in Passau, neben meinem ersten Hund, arbeite in der Firma, in der ich vor zwei Jahren als Praktikantin angefangen habe und könnte nicht glücklicher darüber sein. Und in dem Moment wird mir bewusst, dass es unmöglich ist, sein Leben zu planen. Denn neue Wege ergeben sich, wenn man sie geht.
Wann war das letzte Mal, dass du nicht nach Plan gelebt hast, alte Gewohnheiten abgelegt und dich auf Neues eingelassen hast? Vielleicht ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, den Job zu kündigen, den Umzug zu planen oder den Solo-Trip zu buchen.
Denn in jedem Moment sind wir nur eine Entscheidung von einem komplett neuen Leben entfernt.