Fasziniert von einem legendären Schiff
Miriam Ascher baut die "Titanic" im Kleinformat nach
31. Januar 2014, 15:02 Uhr aktualisiert am 31. Januar 2014, 15:02 Uhr
Einmal hat ihre Leidenschaft Miriam Ascher (17) aus Landshut beinahe in Schwierigkeiten gebracht. Ihr Vater hatte ihr Werkzeug konfisziert, um seine Tochter zurück an den Schreibtisch zu bewegen und zu lernen. Denn in ihrer Freizeit macht Miriam nichts lieber, als die Titanic nachzubauen - Zimmer für Zimmer.
So richtig angefangen hat Miriams Faszination mit der "Titanic", als sie vor einigen Jahren über drei Bücher im Buchregal der Eltern stolperte: dicke Wälzer, die den Hergang der Schiffskatastrophe schilderten. Als ihr ihre Eltern dann noch einen kleinen Bausatz des Schiffes schenkten, hatte sie die "Titanic" gepackt. Miriam versank in Büchern, reiste mit ihrer Familie sogar nach Belfast ins offizielle "Titanic"-Museum und beschloss, einzelne Räume des Schiffs nachzubauen.
Das Besondere dabei: Miriam sucht sich ihre Materialien selbst zusammen. Korbstühle flechtet sie aus Zahnstochern, die Muster für Teppiche und Vorhänge in den Kabinen recherchiert sie aus Büchern, für die Kabinen studiert sie Schiffspläne. Sogar eine Zeitung kann man in einem der Zimmer liegen sehen. Ihr Aussehen und die Schrift hat sich Miriam von einer Zeitung aus dem Jahr 1912 abgeschaut, von der eine Ausgabe vielleicht sogar auf der "Titanic" ausgelegen ist. Acrylfarben, um die Kabinen zu bemalen, stellt ihr ihre Mutter zur Verfügung, die selbst künstlerisch tätig ist. Nur mit dem Ausschneiden der Holzwände, die den Rahmen der Nachbauten ergeben, hilft ihr ihr jüngerer Bruder.
Wenn man Miriam fragt, was ihr so sehr an der "Titanic" gefällt, erzählt sie von der Zeit kurz vor dem Weltkrieg und der wilden Epoche zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie liebt Geschichte - und die erste und letzte Fahrt der "Titanic" ist ein Teil davon, in den sie sich besonders gerne vertieft.
Schiff hätte nur im Garten Platz
Wie sehr, zeigt eine Erzählung ihrer Mutter Edith. "Ich musste bei unserem vergangenen Urlaub ein wenig lachen", sagt sie. Miriam hatte sich wieder einmal "Titanic"-Lesestoff mitgenommen - drei dicke Wälzer, die sie überall mitschleppte.
Und natürlich hat sie auch den Film mit Leonardo DiCaprio gesehen. "Die Aufnahmen des Schiffs und die Schilderung der Katastrophe sind beeindruckend", findet sie. "Die Liebesgeschichte war jetzt aber nicht so mein Fall."
Ob ihre "Titanic" jemals fertig wird, weiß Miriam nicht so genau. Es gibt da so viele Räume, die man nachbauen könnte, außerdem hat sie den Maßstab so groß gewählt, dass das Schiff als Ganzes wohl nur im Garten Platz hätte. Also baut sie ein Zimmer nach dem anderen, je nachdem, welches ihr gerade am interessantesten erscheint. Besonders stolz ist sie auf das Treppenhaus, das auch im Film eine wichtige Rolle gespielt hat.
Als großes Ziel hat sie sich vorgenommen, einmal auf der echten "Titanic" mitzufahren. Oder zumindest mit dem Nachbau "Titanic 2", der 2016 in See stechen soll. Das Schiff soll seinem untergegangenen Vorgänger aufs Haar gleichen und seine Jungfernfahrt auf der Strecke Southampton - New York haben, wie schon das Vorgängerschiff. Finanziert wird das Projekt von dem australischen Milliardär Clive Palmer. Die Kosten werden auf 200 Millionen Dollar geschätzt. "Es wäre schon toll, da mitzufahren", sagt Miriam.
Angst, dass sich die Geschichte von 1912 wiederholen könnte, hat sie keine. Vor allem, weil die Sicherheit inzwischen um einiges zugenommen hat - und die neue "Titanic" wesentlich mehr Rettungsboote haben soll.