Podcast-Tipp
Bei „Judging Amanda Know“ geht es um einen spektakulären Kriminalfall
8. Dezember 2024, 6:00 Uhr
Darum geht’s: Wieso gibt jemand ein Geständnis für einen Mord ab, den er nicht begangen hat? Spiegel-Journalistin Alexandra Berlin hätte nicht gedacht, dass es so einen Fall wirklich gibt – bis sie mit ihrem Kollegen Khesrau Behroz für den Podcast „Judging Amanda Knox“ recherchierte.
In dem achtteiligen Format geht es um einen der bekanntesten Kriminalfälle der vergangenen Jahrzehnte. 2007 wurde die britische Studentin Meredith Kercher in der italienischen Stadt Perugia während ihres Auslandssemesters ermordet. Doch statt an Meredith Kerchers Namen erinnert sich heute fast jeder nur an den von Amanda Knox – sie soll ihre damalige Mitbewohnerin getötet haben. Sofort stürzten sich internationale Medien auf Amanda Knox, tauften sie zum Beispiel „Der Engel mit den Eisaugen“, als würde hinter ihrer „schönen“ Fassade eine Dämonin stecken, und sorgten damit für eine hitzige Debatte über Schuld oder Unschuld der damals 20-Jährigen.
Mit dieser Debatte beschäftigt sich auch Jahre später ein weiteres Medium: der Podcast „Judging Amanda Knox“. In acht Folgen geht es zum Beispiel um die äußerst fragwürdig anmutende Verurteilung von Amanda Knox und ihrem damaligen Partner Raffaele Sollecito – und wie es überhaupt zu einem Geständnis der jungen US-Amerikanerin kommen konnte, obwohl sie für die Tatnacht eigentlich ein Alibi gehabt hätte. Außerdem erfahren die Zuhörer, wie es nach dem Freispruch für die junge Frau weiterging, wieso die Verurteilung bis heute ihr Leben bestimmt und es noch immer Menschen gibt, die trotz Freispruchs fest von ihrer Schuld überzeugt sind.
Das hört sich nach einem klassischen True-Crime-Podcast an, aber „Judging Amanda Knox“ ist mehr als das. Die Journalisten Alexandra Berlin und Khesrau Behroz setzen sich kritisch damit auseinander, wie vor allem die Medien damals mit dem Fall umgegangen sind und wie Podcasts sich heute noch an erschütternden Ereignissen auf teilweise unmoralische Art und Weise bedienen.
Das Besondere: Obwohl sich die Moderatoren Alexandra Berlin und Khesrau Behroz kritisch mit dem Genre True Crime auseinandersetzen, machen sie selbst genau das – einen Verbrechens-Podcast, der den Hörern aber qualitativ viele Mehrwerte bietet. Unter anderem dadurch, dass die Moderatoren mit fast allen wichtigen Protagonisten persönlich sprechen konnten. So kommt beispielsweise Amanda Knox selbst sehr ausführlich zu Wort, aber auch Raffaele Sollecito, oder die Angehörigen der ermordeten Studentin.
Fazit: Die Interviews mit den Beteiligten machen den Podcast nicht nur authentisch, sondern auch enorm spannend. Darüber hinaus erzählt das Moderatoren-Duo nicht nur einen schrecklichen Mordfall nach, sondern setzt sich kritisch mit Inhalten wie ihren eigenen auseinander. Ein Aspekt, den man bei einigen Verbrechens-Podcasts vermisst, und der hier einen echten Mehrwert bietet, ohne die Spannung der Folgen kaputt zu machen.
„Judging Amanda Knox“, acht Folgen á 30 bis 45 Minuten, abrufbar auf allen gängigen Podcast-Portalen.