Geflüchtete Kinder aus der Ukraine

Bayern setzt vorerst auf Eltern-Kind-Angebote statt Kita-Plätze


Zwei kleine Mädchen aus der Ukraine spielen in einer Notunterkunft an einem Tablet.

Zwei kleine Mädchen aus der Ukraine spielen in einer Notunterkunft an einem Tablet.

Von dpa

Kindertagesstätten könnten jüngeren aus der Ukraine geflüchteten Kindern das Ankommen im Freistaat erleichtern - doch an Plätzen und Personal mangelt es ohnehin schon. Darum setzt das Sozialministerium zunächst auf Eltern-Kind-Angebote.

Zwar betont auch Familienministerin Ulrike Scharf (CSU): "Die Kitas in Bayern sind entscheidend für die Integration geflüchteter Kinder aus der Ukraine." Ihr ist bewusst: "Diese Kinder haben Furchtbares erlebt. Sie brauchen einen geregelten Alltag und ein gutes Bildungs- und Sprachangebot." Die Ministerin räumt im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur aber ein: "Wir benötigen natürlich auch viel Pragmatismus für den Zugang in die Kita. Aber es wird nicht von heute auf morgen möglich sein." Und Scharf sagt zudem: "Man muss sich auch so ehrlich machen, dass wir Kitaplätze nicht gerade im Überfluss verfügbar haben, besonders was die großen Städte betrifft."

Schuld ist dem Ministerium zufolge auch der große Fachkräftemangel. Dabei dürften die Kitas sogar vorübergehend von den personellen Vorgaben abweichen. Zu den organisatorischen Problemen komme hinzu, dass viele Kinder traumatische Erfahrungen gemacht hätten. Eine weitere Herausforderung ist laut Scharf die Verständigung: "Eine der großen Barrieren ist die sprachliche Hürde."

Stufenweises Angebot

Das Ministerium will die Kinder schrittweise an die Regelbetreuung heranführen. "Es wird nur über ein stufenweises Angebot gelingen", sagte Scharf. "Vorstellbar ist, dass man ukrainische Kinder zunächst ein paar Stunden mit aufnimmt in eine Kita, bevor sie ganz dazu kommen können. Und dass sie gleichzeitig die Sprache lernen."

Das Ministerium setzt zudem zunächst auf niedrigschwellige Angebote gemeinsam mit den Eltern, was wegen des von der Ukraine verhängten Ausreiseverbots für Männer unter 60 Jahren meist die Mütter sein dürften. Das Ministerium erläutert: "Beispiele wären eine stundenweise Betreuung in einem Familienzentrum oder einem Mütterzentrum sowie an der Volkshochschule. Aber auch eine stundenweise Betreuung nach der regulären Öffnungszeit in Kitas oder eine Nutzung von Räumlichkeiten zum Beispiel in Horten während der Unterrichtszeit sind damit gemeint."

"Möglich sind außerdem Eltern-Kind-Angebote oder die begleitende Kinderbetreuung während der Sprachkurse der Eltern", heißt es aus dem Haus weiter. Nachdem solche Angebote keine Betriebserlaubnis benötigen, muss auch kein pädagogisches Fachpersonal gefunden werden.

Rechtsanspruch entsteht erst nach sechs Monaten

Aktuell ist noch unklar, wo in Bayern wie viele Kita-Plätze für ukrainische Kinder benötigt werden, weil sich die Geflohenen grundsätzlich überall in Deutschland niederlassen können. Die Kinderbetreuung fällt in die Zuständigkeit der jeweiligen Kommunen. "Wir sind in enger Abstimmung mit den Kita-Trägern und vor allem mit den Kommunen. Die Kommunen sind ja verantwortlich und müssen sich um Plätze kümmern", sagte Scharf.

Eine Chance könnten der Ministerin zufolge auch bei den geflüchteten Ukrainerinnen liegen. "Der Zugang zu Kitas wird am allerbesten gelingen, wenn wir geflüchtete Frauen aus der Ukraine finden, die zum einen die Qualifikation mitbringen und zum anderen auch die Sprachbarriere überwinden können."

Die Ministerin wies zugleich darauf hin: "Formal muss man auch sagen: Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz entsteht erst spätestens nach sechs Monaten." Allerdings sagte sie auch: "Klar ist: In der aktuellen Situation brauchen wir Pragmatismus, unbürokratische Lösungen und ein Herz für die Not der Menschen aus der Ukraine."