Bayern

Kita-Gebührenfreiheit: Warum sich Eltern sorgen

Brandbrief: Tausende Münchner Eltern fürchten um bezahlbare Kita-Plätze.


Diese Eltern bangen um die Zukunft der Münchner Kitas (v.l.): Natalie Borrmann, Eik Schüle, Nicole Heldeisen und Tanja Karges.

Diese Eltern bangen um die Zukunft der Münchner Kitas (v.l.): Natalie Borrmann, Eik Schüle, Nicole Heldeisen und Tanja Karges.

Von Carmen Merckenschlager

München - Ähnliche Sorgen wie Kita-Chefin Nadine Loidl haben auch einige Eltern einer Kita in Hadern. "So wie uns geht es Tausenden Münchner Eltern", sagt Natalie Borrmann. Sie und andere Eltern in der Kita bangen gerade um die bezahlbaren Kitaplätze ihrer Kinder.

Der Träger ist privat, wird aber durch das Münchner Förderformel (MFF) unterstützt. Aktuell kostet dort ein Platz für ein Kind rund 300 Euro pro Monat. Sollten das MFF durch ein Defizitausgleichssystem abgelöst werden, könnte das für Eltern enorme Mehrkosten bedeuten. Warum sich die Eltern für eine private Kita entschieden hätten? Da lachen alle. "Das war die Einzige, wo wir eine Zusage bekommen haben", sagt Borrmann.


Auch Tanja Karges macht sich Sorgen. Sie hat derzeit zwei Kinder in der Kita in Hadern. "Wenn ich statt rund 500 Euro pro Monat plötzlich 2000 Euro zahlen muss, sind das 1500 Euro mehr. Wie soll das gehen", fragt sie. Es gehe dabei schlicht um Existenzängste.

Auch Vater Eik Schüle kann das nachvollziehen. Als er das erste Mal vom Defizitausgleichssystem hört, spürte er innerlichen Stress. "Der ohnehin hohe Druck bei Kitaplätzen wird dadurch noch weiter erhöht", sagt er.

Die Angst der Eltern: Werden private Kitas nicht mehr durch die MFF gefördert, und die Kitaplätze dadurch enorm teurer, entstehe eine Zweiklassengesellschaft und Mütter würden indirekt zurück an den Herd gedrängt. Und: "Manche Kitas müssten vielleicht schließen, weil die Kinder wegbleiben, weil sich das keiner mehr leisten kann", sagt Borrmann.

Ebenfalls Angst um die finanzierbare Betreuung hat Nicole Heldeisen. "Die Idee geht völlig in die falsche Richtung. Ein Kitaplatz ist ohnehin ein sechser im Lotto", sagt sie.


Um die Politik auf die Situation aufmerksam zu machen, startete sie gemeinsam mit anderen Eltern eine Initiative, die nun einen Brandbrief an die Politik verfasst hat. Den haben sie an den Oberbürgermeister und den Stadtrat geschickt.

Laut Initiatoren seien schon rund 3500 Unterschriften gegen das Defizitausgleichsmodell gesammelt worden. Die Forderung der Initiative an die Stadt: "Wir fordern Sie auf, sprechen Sie mit den privaten Trägern und erarbeiten Sie ein tragfähiges und finanzierbares Nachfolgemodell für die Münchner Förderformel."