Tarifkonflikt
Post-Warnstreiks: Millionen Briefe bleiben liegen
7. Februar 2023, 8:34 Uhr aktualisiert am 7. Februar 2023, 14:49 Uhr
Kurz vor der Fortsetzung der Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi den Arbeitskampf verschärft und die Zustellung von Millionen Briefen und Paketen ausgebremst. Insgesamt beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben am Dienstag bundesweit rund 15.000 Postmitarbeiter an den Warnstreiks, fast doppelt so viele wie am Montag. Die Post sprach von 14.000 Streikenden.
Nach Unternehmensangaben blieben durch den Arbeitskampf in den Brief- und Paketzentren und bei der Zustellung am Dienstag über fünf Millionen Briefe und mehr als eine Million Pakete liegen. Das entspreche rund 20 Prozent der durchschnittlichen Tagesmenge bei Paketsendungen und rund 11 Prozent bei Briefsendungen.
Dennoch hält nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland den Warnstreik für gerechtfertigt. Rund 58 Prozent der Befragten gaben an, Verständnis für die Arbeitsniederlegungen zu haben. 34 Prozent hatten kein Verständnis dafür.
Mit dem Arbeitskampf will die Gewerkschaft ihren Forderungen in der Tarifrunde Nachdruck verleihen. Verdi fordert 15 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten im Bereich Post & Paket Deutschland und verweist unter anderem auf die Inflation. "Unsere Mitglieder gehen auf die Straße, weil sie sich schlichtweg keinen Kaufkraftverlust leisten können" sagte Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.
In Dortmund, Hamburg, Saarbrücken, Nürnberg, Frankfurt/Main und Stuttgart gab es am Dienstag große Kundgebungen der Beschäftigten. "Die Stimmung ist gut", sagte ein Gewerkschaftssprecher in Berlin. Bereits am Montag hatten nach Gewerkschaftsangaben rund 8000 Postbedienstete die Arbeit niedergelegt. Dadurch wurde nach Angaben der Post die Zustellung von rund einer Million Briefe und mehreren Hunderttausend Paketen ausgebremst. Auch im Januar hatte es an mehreren Tagen Warnstreiks gegeben.
Bei der Post stößt das Vorgehen der Gewerkschaft auf Unverständnis. Ein Sprecher bekräftigte, der Konzern habe für die nächste Runde der Tarifverhandlungen am Mittwoch und Donnerstag in Düsseldorf bereits ein Angebot angekündigt. Die neuen Warnstreiks seien deshalb überzogen. Das Verhalten der Gewerkschaft gehe zulasten der Kundinnen und Kunden.
Gleichzeitig bemühte sich das Unternehmen, die Erwartungen der Streikenden zu dämpfen. Um die Arbeitsplätze im Brief- und Paketgeschäft zu sichern, seien Einkommenssteigerungen in der von Verdi geforderten Größenordnung nicht vertretbar, bekräftigte der Konzern. Das Ergebnis des Brief- und Paketgeschäfts sei deutlich rückläufig und reiche schon heute nicht mehr für die notwendigen Investitionen aus. Der von Verdi angeführte Konzerngewinn werde zum übergroßen Teil im internationalen Geschäft erwirtschaftet.