EU-Ministertreffen

Ostseefischer dürfen 2025 weiter Hering fangen


sized

Heringe dürfen unter bestimmten Bedingungen beispielsweise mit Reusen auch kommendes Jahr gefangen werden.

Von dpa

Auch im kommenden Jahr dürfen deutsche Ostseefischer mit kleinen Booten und passivem Fanggerät wie Stellnetzen Heringe gezielt fangen. Eine Mehrheit der EU-Staaten ist dafür, eine entsprechende Ausnahme zu verlängern, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium mitteilte.

Deutschlands Fischereiminister Cem Özdemir (Grüne) hatte sich zuvor dafür stark gemacht, dass die Ausnahmen bestehen bleiben, die EU-Kommission hatte vorgeschlagen sie abzuschaffen. "Wichtig ist mir zu betonen, dass diese Ausnahme für die kleine Küstenfischerei des westlichen Herings keine negativen Auswirkungen für die Bestandserholung hat", so Özdemir.

Die in Luxemburg gefundene Einigung sieht zudem vor, dass kommendes Jahr knapp 22 Prozent weniger Dorsch in der westlichen Ostsee als Beifang - etwa beim Schollenfischen - in den Netzen landen darf, verglichen mit 2024. Die Menge an Hering, die als Beifang gefischt werden darf, verändert sich vorerst nicht. Die EU-Kommission hatte auch hier Einschnitte vorgeschlagen. Hintergrund der Vorgaben: Vielen Fischbeständen in der Ostsee geht es schlecht, teils sehr schlecht.

sized

Eine Reuse mit zahlreichen Heringen steht neben einem Angler im Kieler Hafenbecken. (Archivbild)

sized

Keine Hiobsbotschaft aus Luxemburg: 2025 bleiben Ausnahmen für Ostseefischer bestehen.

Umweltschützer warnen schon lange vor den Folgen des Klimawandels, der Meeresverschmutzung und Überfischung. "Die Fischpopulationen brauchen Zeit, um sich zu erholen und eine Größe zu erreichen, die wieder befischt werden kann", heißt es etwa vonseiten des BUND.

Einmal im Jahr entscheiden die EU-Staaten, wie viel Fisch aus der Ostsee gezogen werden darf. Als Grundlage dient ein Vorschlag der EU-Kommission, der unter Beachtung einer wissenschaftlichen Empfehlung des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) erstellt wurde. Die EU-Staaten sind daran aber nicht gebunden.

Zu den ökologischen und wirtschaftlichen Problemen kommen vor allem im Osten auch politische Probleme hinzu. Seit Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine werden keine offiziellen Daten über Fangmengen mehr ausgetauscht.

"Beim Ostdorsch fischt die russische Flotte inzwischen den größten Teil des Gesamtfangs", sagte der Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, Christopher Zimmermann. Russland nutze es, wenn EU-Fischer weniger fangen dürften, um ihr Stück vom Kuchen zu vergrößern.

Angesichts steigender Anteile Russlands bei bestimmten Beständen komme es "fast sicher zu einer Überfischung", so Zimmermann vor dem Treffen. Insbesondere bei der Sprotte sei eine drastische Fangmengensenkung erforderlich. Der Wissenschaftler hält eine Absenkung um rund 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr für erforderlich, die Ministerinnen und Minister einigten sich am Ende auf 30,6 Prozent weniger. Die Auswirkung russischer Flotten auf deutsche Fischer ist zwar vermutlich gering, umso mehr stellt sie aber die baltischen Staaten vor Herausforderungen.

Eine EU-Diplomatin sagte, dass viele EU-Staaten Russlands Fischereiaktivitäten in der Ostsee bei der Vorbereitung des Ministertreffens angesprochen hätten. Eine Reihe von Mitgliedstaaten fordere Sanktionen gegen russische Lebensmittelprodukte, so die Diplomatin.

Neben klassischen Sanktionen, die einstimmig beschlossen werden müssen, könnte die EU auch höhere Zölle auf russische Fischereiprodukte beschließen. Dafür bräuchte es die Zustimmung von 55 Prozent der EU-Staaten, die 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren.

Özdemir zeigte sich offen für höhere Zölle. Er begrüße, dass sich die EU-Staats- und Regierungschefs jüngst dafür ausgesprochen hatten, etwa durch Einfuhrzölle auf russische Agrarerzeugnisse Russlands Fähigkeit zur Kriegsführung weiter einzuschränken, so der Minister. Er betonte, man beobachte die Lage und behalte sich weitere Maßnahmen vor.

Damit es den Tieren in der Ostsee in Zukunft besser geht, fordert etwa der Nabu mehr Meeresschutzgebiete. Valeska Diemel vom BUND betont: "Die Fangquoten wurden zwar in den letzten Jahren stark gesenkt, doch für viele Populationen kam das zu spät." Sie kritisiert auch, dass Fische wie Hering oder Sprotte als Tierfutter verwendet werden. Kleine Schwarmfische wie die Sprotte brauche es aber etwa auch, damit der Dorsch sie fressen und sich besser erholen könne.


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.