Banken
Commerzbank will Milliardengewinn 2023 toppen
16. Februar 2023, 7:28 Uhr aktualisiert am 16. Februar 2023, 12:35 Uhr
Milliardengewinn und erste Dividende nach mehreren Nullrunden: "Die Commerzbank ist wieder da", frohlockt Konzernchef Manfred Knof bei der Bilanzvorlage am Donnerstag. Am Freitag könnte zudem der Wiederaufstieg in die erste deutsche Börsenliga perfekt gemacht werden. Doch der 2021 angetretene Manager warnt zugleich vor Übermut: "Wir wissen, dass wir noch eine lange und anspruchsvolle Wegstrecke vor uns haben, bis wir die selbstgesteckten Ziele erreichen und im Idealfall sogar übertreffen."
Die gut 1,4 Milliarden Euro Überschuss des vergangenen Jahres will der Vorstand schon 2023 übertreffen. "Wir streben für dieses Jahr ein gegenüber 2022 deutlich höheres Konzernergebnis an", sagte Knof. "Und davon wollen wir die Hälfte an unsere Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten."
Zur Wahrheit gehört auch: Der Gewinn des MDax-Konzerns hätte schon 2022 erheblich höher ausfallen können, wären nicht die mehr als eine Milliarde Euro Belastungen durch die polnische Tochter mBank unter anderem im Zusammenhang mit Schweizer-Franken-Krediten gewesen.
Dennoch: Mit dem Milliardengewinn knüpft die Commerzbank an Zeiten vor der Finanzkrise 2008/2009 an. Einen höheren Überschuss gab es zuletzt 2007 mit etwas mehr als 1,9 Milliarden Euro. 2010 lag der Commerzbank-Gewinn knapp unter dem Wert von 2022.
In diesen mehr als zehn Jahren hat das Frankfurter Geldhaus reichlich Krisen und Konzernumbauten hinter sich bringen müssen. Der Staat bewahrte das Institut nach der Dresdner-Bank-Übernahme in der Finanzkrise mit Steuermilliarden vor dem Kollaps und ist bis heute mit 15,6 Prozent größter Einzelaktionär. Ein gescheiterter Fusionsversuch mit der Deutschen Bank und Personalquerelen sorgten in den Jahren nach der Finanzkrise für Unruhe.
2021 war die Commerzbank nach einem Konzernumbau in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt und hatte unter dem Strich 430 Millionen Euro verdient. Knof hatte nach seinem Antritt die Bilanz entrümpelt und den Sparkurs verschärft. Die Bank baute Tausende Stellen ab und verkleinerte ihr noch vor der Pandemie mit etwa 1000 Standorten in Deutschland relativ engmaschiges Filialnetz deutlich. In diesem Jahr sollen etwa 400 Filialen übrig bleiben. "Mit den 400 Filialen fühlen wir uns erstmal wohl", sagte Knof.
Gerade recht kommt die Zinswende im Euroraum. Steigende Zinsen und ein florierendes Geschäft vor allem mit Firmenkunden sorgten dafür, dass die Erträge - also die gesamten Einnahmen der Bank - zum Vorjahr um rund zwölf Prozent auf gut 9,46 Milliarden Euro zulegten.
Banken bekommen seit Juli 2022 wieder Zinsen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken. Zudem verdienen Geldhäuser zum Beispiel an höheren Kreditzinsen. Die Commerzbank will 2023 den Zinsüberschuss auf deutlich mehr als 6,5 Milliarden Euro steigern. Die Kosten sollen weiter auf 6,3 Milliarden Euro gesenkt werden.
Großen Wert legt das Management auf eine Verbesserung der Rendite. "Profitabilität sichert auch die Eigenständigkeit der Bank", betonte Knof. Bis 2024 ist eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als 7,3 Prozent nach Steuern angepeilt. Im vergangenen Jahr waren es 4,9 Prozent. Um einen Euro Gewinn zu machen, will die Bank 2024 nur noch 60 Cent aufwenden. Von 2021 auf 2022 hatte sich diese Aufwand-Ertrag-Relation von 79,3 Prozent auf 68,6 Prozent verbessert.
Nach zwei profitablen Jahren in Folge strebt die Commerzbank zurück in den Dax. Im Herbst 2018 musste die Bank ihren Platz im Leitindex räumen - für den Zahlungsdienstleister Wirecard, der nicht einmal zwei Jahre später in Folge eines Bilanzskandals zusammenbrach. Weil sich nun der Gasehersteller Linde von der Frankfurter Börse zurückzieht, hat die Commerzbank gute Chancen, aufzusteigen. Am Freitagabend steht fest, wer am 27. Februar für Linde in den Kreis der 40 Dax-Konzerne aufrücken wird.
Er hielte einen Platz im Schaufenster der deutschen Wirtschaft für "ein wichtiges Signal an unsere Kunden", sagte Knof. Nach seiner Einschätzung würde ein Dax-Aufstieg etwa im Firmenkundengeschäft helfen. "Aber wir wissen, dass wir in unserem Transformationsprogramm gerade erst Halbzeit haben."
Die ersten Erfolge jedoch sollen sich für Mitarbeiter und Aktionäre auszahlen. Der Bonustopf für die Belegschaft wird von 200 Millionen auf etwa 300 Millionen Euro vergrößert. Für die Anteilseigner sollen die 20 Cent Dividende je Aktie erst der Anfang sein, wie Finanzvorständin Bettina Orlopp versprach: "Wir sind als Vorstand davon überzeugt, dass wir mit unserer Strategie in den nächsten Jahren noch viel Wert schaffen werden."
Die weiteren Schritte werden voraussichtlich ab Juni von einem prominenten Chefkontrolleur überwacht werden: Ex-Bundesbank-Präsident Jens Weidmann soll nach der Hauptversammlung am 31. Mai neuer Aufsichtsratschef des teilverstaatlichten Konzerns werden.