Energie
China dominiert Import von Photovoltaikanlagen
1. März 2023, 9:25 Uhr aktualisiert am 1. März 2023, 16:25 Uhr
Strom aus Sonnenkraft ist ein wesentlicher Teil der geplanten Energiewende, doch beim Ausbau ist die deutsche Volkswirtschaft bislang noch stark auf Importe aus der Volksrepublik China angewiesen. Mit weitem Abstand ist das kommunistisch gelenkte Reich der Mitte der wichtigste Importeur von Photovoltaikanlagen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch berichtete. Im vergangenen Jahr stammten 87 Prozent der einschlägigen Einfuhren aus China. Ihr Wert übertrifft mit 3,1 Milliarden Euro die deutschen Exporte (1,4 Mrd Euro) um mehr als das Doppelte.
Volker Quaschning, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, hat schon vor Monaten gewarnt: "Sollte der Nachschub, aus welchen Gründen auch immer, unterbrochen werden, hat das direkten Einfluss auf das weitere Gelingen der Energiewende." Anders gesagt: "Überfällt China Taiwan, ist möglicherweise die deutsche Energiewende erst einmal beendet."
Die deutschen Hersteller haben sich zuletzt auf eine Aufholjagd begeben, wie auch die Statistikbehörde registriert hat. In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 wurden hierzulande 2,9 Millionen Solarmodule gebaut, rund 44 Prozent mehr als 2021 und 75 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vor-Corona-Jahrs 2019. Die Renaissance der einst erfolgreichen deutschen Solarindustrie scheint begonnen zu haben. Derzeit kann die Industrie dem Branchenverband BSW zufolge jährlich PV-Module mit einer Kapazität von etwas mehr als 3 Gigawatt herstellen, gut 40 Prozent des heimischen Zubaus im vergangenen Jahr.
China sei mit erheblichem Abstand der dominierende Solar-Produzent und komme bei einigen Vorprodukten und Rohstoffen einem Produktionsanteil von 100 Prozent nahe, sagt Wolfgang Weber vom Verband der Elektro- und Digitalindustrieverband ZVEI. Wenn hierzulande der Solarstrom künftig 30 bis 40 Prozent des Energiebedarfs abdecken soll, scheint es sinnvoll, auch die hiesige Produktion in den Fokus zu nehmen, um einseitige Abhängigkeiten zu reduzieren. Bei Aufbau und Förderung der Industrie müsse aber das gesamte System einschließlich des Stromnetzes und wichtiger Komponenten wie Halbleiter betrachtet werden, mahnt Weber.
Grundsätzlich sind die Marktbedingungen hervorragend, wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) schildert: Die Nachfrage nach Solarstromanlagen sei 2022 bereits das sechste Jahr in Folge prozentual zweistellig gewachsen. Bei Privatimmobilien habe sich die Nachfrage in den letzten vier Jahren vervierfacht. Auch für 2023 erwartet der Verband eine weiter anziehende Solartechnik-Nachfrage. Laut einer selbst in Auftrag gegebenen Umfrage liebäugeln zwei von drei Hausbesitzern mit einer eigenen Solarstromanlage.
Der Staat solle der Industrie mit Förderprogrammen und Risikoabsicherungen unter die Arme greifen, fordert der BSW. Haupthindernis beim weiteren Solar-Ausbau auf den Dächern sind aufwändige bürokratische Prozesse, klagt zudem das Elektro-Handwerk. Wie bei Wärmepumpen und Ladevorrichtungen für E-Autos gebe es bei den mehr als 800 Netzbetreibern keine einheitlichen Verfahren für PV-Anlagen, dafür aber wechselnde Förderszenarien. Kunden wie auch Betriebe bräuchten aber vor allem Planungssicherheit, verlangt der Bundesinnungsverband ZVEH. Abhilfe schaffen ließe sich vor allem durch konstante Einspeisetarife und eine nachhaltige Förderkulisse.
Im November 2022 waren rund 2,5 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von fast 64 Gigawatt auf Dächern und Grundstücken von Haushalten und Unternehmen in Deutschland installiert. Das waren 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, während die installierte Energieleistung um 13 Prozent zulegte. Zum Vergleich: Die Bundesregierung plant für 2030 mit einer verdreifachten Kapazität von 215 Gigawatt. Zehn Jahre später sollen es sogar 400 Gigawatt sein.
Ins Netz wurden laut BSW-Schätzung 2022 knapp 62 Terawattstunden Solarstrom eingespeist, was einen Rekord und eine Steigerung um rund 20 Prozent zum Vorjahreszeitraum bedeutete. Der Anteil der Photovoltaik an der Stromerzeugung stieg damit um 3 Punkte auf 12 Prozent. Im sonnenreichen Monat Juni betrug der Solaranteil mit 7,6 Terrwattstunden sogar bereits 20 Prozent, wie Destatis ergänzte.