2. Volleyball-Bundesliga

Darum steigt Meister Dingolfing nicht auf


Trotz der Freude über die Meisterschaft in der 2. Bundesliga Süd verzichtet der TV Dingolfing auf den Aufstieg in die erste Volleyball-Bundesliga.

Trotz der Freude über die Meisterschaft in der 2. Bundesliga Süd verzichtet der TV Dingolfing auf den Aufstieg in die erste Volleyball-Bundesliga.

Von Julius Zirngibl

Erst vor wenigen Wochen krönten sich die Volleyballerinnen des TV Dingolfing mit einem 3:0-Heimsieg gegen den TV Waldgirmes zum Meister der 2. Bundesliga Süd. Es war denkbar knapp, denn letztlich entschied das bessere Satzverhältnis der Dingolfingerinnen gegen die punktgleiche Zweitvertretung des VC Wiesbaden den Kampf um Platz eins. 26 Jahre nach dem ersten Titel in der 2. Bundesliga war der Jubel bei Spielerinnen, Verantwortlichen und Fans groß, ein kleines Fünkchen Wehmut bleibt aber: Wagte der TV Dingolfing damals den Sprung in Liga eins, verzichtet der Verein dieses Mal auf sein Aufstiegsrecht.

Die Frage nach dem Warum treibt aber viele Leute im Umfeld um. "1996 waren dies ganz andere Voraussetzungen", versucht Toni Kiebler, Urgestein, seit 46 Jahren Macher des Dingolfinger Volleyballs und 1. Vorstand des TVD, den Nicht-Aufstieg zu erklären. "Damals waren die Vorgaben der Liga sowie die finanziellen Bedingungen wesentlich leichter zu bewältigen."

Dingolfing müsste von eigener Marschrichtung abweichen

Damals spielten die Dingolfinger zwei Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse, ehe wieder der Abstieg in die 2. Liga folgte und der Klub auch zwischenzeitlich komplett in den Abgründen der unteren Volleyball-Ligen verschwand. Der TVD kämpfte sich aber dank der unermüdlichen Arbeit von Kiebler sowie zahlreichen ehrenamtlichen Helfern zurück an die Spitze der 2. Bundesliga Süd. Ein Aufstieg ist aber laut dem Vorstand auch aus sportlichen Gründen nur schwer zu realisieren. Der Schritt in die erste Liga wäre beispielsweise nur mit Profis möglich. Die Spielerinnen der Meistermannschaft sind aber allesamt beruflich tätig oder studieren. Der Wille, sich eine Auszeit von Arbeit oder Studium zu nehmen, scheint nicht gegeben zu sein. Als Folge müsste sich der niederbayerische Verein von seiner Marschrichtung verabschieden, junge Spielerinnen zu fördern und verstärkt auf Volleyballerinnen aus der Region zu setzen.

Aber nicht nur die sportlichen Aspekte sprechen gegen einen Aufstieg. Ein Hallenboden und LED-Werbebanden müssten extra angeschafft werden und an den Spieltagen auf- und abgebaut werden. Zudem müssten auch im organisatorischen Bereich hauptamtliche Stellen geschaffen werden, die natürlich auch Geld kosten. "Die Ehrenamtlichkeit, die über vier Jahrzehnte den Verein und die Abteilung getragen hat, würde wohl überwiegend verloren gehen", sagt Kiebler hierzu.

Verein benötigt über eine halbe Millionen Euro für die Bundesliga

Als weiteren Grund gegen einen Bundesliga-Aufstieg nennt Kiebler die Finanzen. Der TV Dingolfing bräuchte über eine halbe Millionen Euro Etat, "um überhaupt nur mal mitspielen zu können", so Kiebler. Als Beispiel nennt er Nachbarklub NawaRo Straubing, die laut ihm einen Etat von rund 700.000 Euro haben und damit zu den eher kleineren Klubs in der höchsten Spielklasse zählen. In der zweiten Bundesliga reichen dem TV derweil nur etwa 70.000 Euro, um ganz oben mitzuspielen. Das finanzielle Risiko sei einfach zu groß. Außerdem wäre nicht klar, woher der Verein die Gelder für den Aufstieg hernehmen soll.

Deshalb ist das Ziel des diesjährigen Meisters der 2. Bundesliga Süd auch im kommenden Jahr wieder in der selben Liga oben mitzuspielen, mit dem Ziel, jungen Spielerinnen auf hohem Niveau Einsatzzeiten zu ermöglichen.