Ende der Karriere in Sicht
Wie lange kämpft Felix Neureuther noch?
30. Januar 2019, 17:01 Uhr aktualisiert am 30. Januar 2019, 17:01 Uhr
Kurz vor Beginn der Ski-WM sieht es bei Felix Neureuther immer mehr nach Karriereende aus. Die Fans in Schladming feiern ihn: "Das ging mir schon sehr, sehr tief ins Herz."
München/Schladming - Es ist schon ein Kreuz mit dem Karriereende. Wann ist es tatsächlich da? Kann ich wirklich nicht mehr - oder geht vielleicht doch noch was? Wie sag' ich's meinen Fans? Und wie gehe ich selbst damit um? Schwierig, schwierig. Vor allem, wenn man gerade Achter geworden ist und von 45.000 österreichischen Fans so frenetisch bejubelt wurde wie einer ihrer Landsmänner. Ex-Slalom-Star Rainer Schönfelder wunderte sich: "Das ist ja so, als würde ein Österreicher fahren!" (Lesen Sie hier: Felix Neureuther - Stationen eines Horror-Jahres)
Als Felix Neureuther beim Nachtslalom von Schladming am Dienstag über die Ziellinie gerauscht war, begann für ihn eine verdammt harte Zeit. Er war okay gefahren, nicht brillant, besser als in den vergangenen Wochen und Monaten, aber eben doch mehr als drei Sekunden hinter dem Sieger gelandet. Und dennoch schrien sich die Menschen die Seele aus dem Leib - für den Deutschen, der hier eben nicht der Piefke ist, sondern der Felix. Sozusagen Felix Austria.
All das spürte der Garmischer, der in diesem Stadion den wohl größten Erfolg seiner Karriere gefeiert hatte: WM-Silber 2013. Oft hat er von diesem Moment erzählt, als er als Vorletzter des zweiten Durchgangs mit einem Fabel-Lauf den Jubel-Orkan der 50.000 Fans zum Schweigen brachte, weil alle wussten: Jetzt wird's für den Marcel ganz schön schwer mit Gold bei der Heim-WM. Dass Hirscher dann doch wieder den Ticken schneller war - geschenkt.
Neureuther konzentriert sich jetzt auf den Saisonhöhepunkt Weltmeisterschaft. Foto: Erwin Scheriau/APA/dpa
Neureuther: "Schon vor der Ziellinie hatte ich Gänsehaut"
Dieser Moment der respektvollen Stille wird dem Athleten Neureuther immer bleiben. Und nun steht er wieder dort, wo er im Weltcup schon zwei Mal Dritter war. Er winkt ins Publikum, fasst sich mit der Rechten ans Herz, verneigt sich, winkt wieder, wirft Kusshände - sagt da einer wortlos Servus? Weil er längst weiß: Das war's dann mit meiner Karriere als Rennläufer.
Auf die Frage, ob das sein letztes Rennen in Schladming war, sagt er: "Nein, nein. Ich habe einfach den Moment so genossen. Schon vor der Ziellinie hatte ich Gänsehaut. Es war auf alle Fälle etwas ganz Spezielles, hier abzuschwingen und so empfangen zu werden. Das ging mir schon sehr, sehr tief ins Herz." Etwa so tief wie den Fans, die seine Abschiedsgesten mitansehen mussten. "Die Leute sind irre", sagte Neureuther, "ich weiß nicht, warum der eine oder andere mich hier mag. Aber ich liebe sie auch!"
Neureuther: Nach der WM Enscheidung über Karriereende
Spekulationen über ein Karriere-Ende wollte Neureuther so kurz vor der WM nicht kommentieren: "Ich bin seit einiger Zeit sehr am kämpfen, mein Körper spricht mit mir schon seit Längerem. Jetzt konzentrieren wir uns aufs Skifahren. Ich will Leistung zeigen und Leistung bringen. Nach der WM wird eine Entscheidung bekannt geben."
Was das heißt, kann man sich ausmalen. Sicher nicht dieses: "Ich freue mich auf die restlichen Saisonrennen in Stockholm, Bansko, Kvitfjell, Kransjka Gora und Soldeu." Nichts gegen die spektakuläre Bergwelt der Pyrenäen rund um Soldeu, aber dass Neureuther Mitte März in Andorra an den Start geht, ist eher unwahrscheinlich.
Auch sein Start beim Heim-Riesenslalom am Sonntag in Garmisch ist ungewiss: "Am Donnerstag werde ich Riesenslalom trainieren. Dann werde ich sehen, ob es Sinn macht, wirklich auch den Riesenslalom zu fahren", sagte Neureuther. Heißt: Der Lauf in Schladming könnte sein letzter im Weltcup gewesen sein, kurz vor Beginn der WM im schwedischen Are (5. bis 17. Februar). Und nun die Fahnen bitte auf Halbmast!